Bochum. . Bochums tiefste Kanalbaugrube liegt direkt an der Hattinger Straße. Ein Jahr lang entfällt eine Fahrspur. Die Arbeiten dienen der Natur.

  • Stadt verlegt unter der Hattinger Straße einen Abwasserkanal, eine Fahrspur entfällt
  • Bauarbeiten dauern bis Mitte 2018 und dienen der Renaturierung des Marbachs
  • 42 Stahlbetonpfeiler sichern die riesige Kanalbaugrube vor einem Einsturz

So eine riesige Kanalbaugrube wird in Bochum selten ausgebuddelt. Zwölf Meter breit, 8,50 Meter tief. Locker könnte dort ein kleines Einfamilienhaus hineinpassen.

Tag für Tag fahren jetzt viele Tausend Menschen an dieser Riesengrube vorbei, denn sie liegt unmittelbar an der extrem stark befahrenen Hattinger Straße in Weitmar-Bärendorf, Einmündung Kulmer Straße, so dass eine komplette Fahrspur gesperrt werden muss. Bis ins nächste Jahr hinein.

Bochums längster Bach ist 8,7 Kilometer lang

Es geht um den letzten Akt für die vollständige Renaturierung des Marbachs, mit 8,7 Kilometern Bochums längster Bach. Er fließt, teils verrohrt, von Weitmar bis Hordel in den Hüller Bach und dann in die Emscher.

Viele Jahrzehnte lang war er eine Köttelbecke, ab Mitte 2018 aber, wenn die jetzigen Kanalbauarbeiten beendet sein sollen, wird durch den kompletten Marbach nur noch sauberes Wasser gluckern. Denn durch die Kanalbauarbeiten werden künftig Quell- und Regenwasser vom Schmutzwasser abgetrennt.

Arbeiten kosten 2,6 Millionen Euro

Dazu verlegt die Stadt einen nagelneuen Abwasserkanal unter die Hattinger Straße hindurch. Das geschieht im bergmännischen Stollenbau – 26 Meter lang. In der ersten Maiwoche geht es los, täglich 30 Zentimeter weit. In dem Stollen in sechs Metern Tiefe werden Ingenieure der Stadt und einer Spezialfirma aus Neukirchen-Vluyn ein glasfaserverstärktes Kunststoffrohr unter die Hattinger Straße hindurchführen. Das Rohr ist mit 2,40 Innendurchmesser so breit wie ein Lastwagen.

Baustelle dauert bis Mitte 2018

Um eine gute Basis und genug Platz für die Maschinen zu haben, brauchen die Ingenieure diese große Baugrube, die bereits jetzt mit 42 Stahlbetonpfeilern ringsum gegen einen Einsturz gesichert ist.

Direkt an der gegenüberliegenden Seite wird das neue Abwasserrohr an eine bereits vorhandene Abwasserkanalisation angeschlossen. Mitte 2017 soll es fertig sein.

Die Baustelle dauert aber noch ein Jahr länger, denn in die andere Richtung, die Kulmer Straße entlang bis tief ins schöne Wiesental hinein, 560 Meter weit, wird ebenfalls ein neuer Abwasserkanal verlegt – wieder unterirdisch, im Rohrvortrieb, und wieder mit 2,40 Meter Durchmesser. „Für das gesamte Wiesental haben wir eine besondere Bauweise gewählt“, sagt Marko Siekmann vom Tiefbauamt.

Quell- und Regenwasser für den Marbach

Bis jetzt werden dort die Abwasser zusammen mit Regenwasser in einem hundert Jahre alten, gemauerten Mischwasserkanal abgeleitet. Dieses 1,60 mal 2,20 Meter große Bauwerk in sieben Metern Tiefe unter dem Rasen des Wiesentals wird künftig nur noch Quell- und Regenwasser transportieren, kein Abwasser mehr. Dieses fließt ab Sommer 2018 dann durch den neuen Kanal in 8,50 Metern Tiefe. Dadurch wird in den Marbach später nur noch Quell- und Regenwasser eingeleitet.

Eine weitere riesige Baugrube mit zehn Metern Durchmesser wird im Spätsommer auch an der Kreuzung Friederika-/Kulmer Straße entstehen. Auch sie dient dem Kanalbauvortrieb. Dann kann der Verkehr auf der Friederikastraße nur noch stadteinwärts fließen.

Die Gesamtbaukosten sollen mindestens 2,6 Millionen Euro betragen.

>>> Stadt fällt im Vorfeld prächtige alte Bäume

Im Vorfeld der Bauarbeiten hat es großen Unmut bei Nutzern des Wiesentals gegeben, weil die Stadt mehrere prächtige alte Bäume gefällt hat – ohne dies vorher zu erklären. Die Stadt sagt, dass dies für die unterirdische Kanalbauweise unvermeidlich sei.

  • Diese habe viele Vorteile: Weder werde der Verkehr beeinträchtigt, noch sei so eine aufwendige Wiederherstellung von Oberflächen notwendig. Einen weiteren Vorteil nennt Marko Siekmann vom Tiefbauamt: „Sobald im Stollen gearbeitet wird, hören wir keinen Baulärm mehr.“