Essen-Holsterhausen. In Essen-Holsterhausen will die Stadt Essen mit einem Pilotprojekt starten, um Straßenbäume zu retten. Regenwasser soll Hilfe bringen.

Über 200 Jahre alte Buchen sind jüngst im Essener abgestorben, weil ihre Wurzeln nicht mehr genug Wasser fanden: Insgesamt fielen auf einer Fläche des RVR (Regionalverband Ruhrgebiet) fast 1000 Bäume der Trockenheit zum Opfer. Mit einem Pilotprojekt will die Stadt nun testen, ob mit einem Regenwasserreservoir zumindest Straßenbäumen geholfen werden kann, mit der Dürre zurechtzukommen. An der Holsterhauser Nieberdingstraße sollen Baumrigolen zum Einsatz kommen.

Unterirdisches Speichersystem soll das Kanalnetz entlasten

Dabei handelt es sich um ein im Erdreich eingelassenes Speichersystem, das Regenwasser aufnimmt und es entsprechend den Erfordernissen an das Wurzelwerk des Baumes abgibt. Der Regen kann entweder über Baumscheiben in den Boden einsickern oder auch über eine eigens angelegte Kiesfläche. Drainagen sorgen dann dafür, dass das Wasser zu seinem Ziel gelangt.

Die Stadt Essen plant, zwölf Kubikmeter große Behälter anzulegen, die die Bäume versorgen. Auf diese Weise sollen diese „widerstandsfähiger und gesünder“ werden, heißt es von Seiten der Stadt. Zudem würden sie dann auch zusätzlich Schatten spenden und für mehr Verdunstungskühle sorgen.

Ein weiterer Effekt soll ebenso die Folgen des Klimawandels eindämmen: Baumrigolen erweisen sich vor

Im Zuge von Kanalbauarbeiten sollen die Installation von erfolgen.
Im Zuge von Kanalbauarbeiten sollen die Installation von erfolgen. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

allem bei Starkregen als vorteilhaft, da sie einen Teil der Wassermengen aufnehmen können und somit eine gewissen Entlastung des Kanalnetzes bewirken.

Revierförster befürwortet das Projekt

Im vierten Quartal 2020 will die Stadt mit dem Projekt beginnen. Das Vorhaben soll Erfahrungen und Ergebnisse liefern, um noch weitere Rigolen anzulegen. Über die Nieberdingstraße hinaus steht aber jetzt schon fest, dass die Straße Baumblüte (Bredeney/Rüttenscheid) als ein weiteres Versuchsgebiet vorgesehen.

RVR-Förster Matthias Klar befürwortet das Projekt, das speziell für Alleebäume geeignet sei, sich aber in Waldgebieten aus technischen und aus finanziellen Gründen kaum realisieren lasse. In diesen Zeiten sei es angesagt, gerade auch um in Stadtgebieten den Erhalt der Bäume zu sichern.

Stadt erhält Zuschuss von Zukunftsinitiative

Die Baumrigolen an der Nieberdingstraße kosten rund 78000 Euro, Planung inklusive.

Aus dem Programm „Zukunftsinitiative Wasser in der Stadt von morgen“ erhält die Stadt einen Zuschuss von 37.600 Euro, den übrigen Betrag muss sie selbst aufbringen.

An der Finanzierung des Bewässerungssystem werden die Anlieger nicht beteiligt.

Nachbarstadt Bochum hat gute Erfahrungen gewonnen

Essens Nachbarstadt Bochum hat schon vor über drei Jahren mit dem Einsatz von Baumrigolen begonnen und Stadtsprecher Thomas Sprenger spricht von einem „sehr erfolgreichen Projekt“. Mittlerweile habe man Dutzende solcher Wassersysteme installiert und überall zeige sich, dass die Straßenbäume davon profitieren. Das lasse sich an deren Vitalität ablesen. Die Ingenieurgesellschaft Dr. Sieker, die zu den Spezialisten für Baumrigolen gilt und Bochum begleitet, berichtet, dass mittlerweile eine große Zahl an Städten, unter anderem Solingen, Leipzig und Heidelberg, sich für den Bau solcher Anlagen entschieden hätten.

Stadt plant ferner eine Sanierung der Nieberdingstraße

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Wenn nun im Herbst die Bauarbeiter an der Straße in Holsterhausen anrücken, stehen noch weitere Aufgaben auf ihrer Auftragsliste. Nach umfangreichen Kanalbaumaßnahmen soll jetzt auch die Straßendecke erneuert werden. Zudem will die Stadt an Fußgängerüberwegen Bordsteine absenken und an den Querungshilfen Bodenindikatoren einbauen. Die Veränderungen werden vor allem für sehbehinderte Menschen und Leute mit Bewegungseinschränkungen vorgenommen.

Der neue Asphalt und der Umbau der Straße kosten nach bisheriger Kalkulation rund 705.000 Euro. In welcher Höhe die Beiträge der Anwohner liegen, entscheide sich erst, wenn alle die endgültigen Abrechnungen vorliegen, heißt es in der Vorlage an die Ratsgremien. Bei einer Anliegerversammlung habe man die Eigentümer informiert, von den 37 Besitzern waren neun anwesend, die den Plänen zugestimmt haben sollen.