Bochum. Die „Heldinnen des Alltags“ fühlen sich im Stich gelassen: Krankenschwestern des St.-Josef-Hospitals in Bochum klagen über Park-Nöte ab Herbst.

„Sollen wir nach der Spät- oder Nachtschicht in der Dunkelheit bis zur Castroper Straße laufen?“ Krankenschwestern des St.-Josef-Hospitals bangen vor dem Herbst und Winter. Rund um die Klinik werden bald die Parkautomaten scharf geschaltet. „Dann“, befürchten die Mitarbeiterinnen, die anonym bleiben wollen, „werden wir kräftig zur Kasse gebeten – oder uns in Gefahr begeben müssen.“

„Außer Betrieb bis 30.11.2020“, heißt es auf den Parkscheinautomaten im Umfeld des St.-Josef-Hospitals. Per Ratsentscheid vom April 2019 zählen u.a. die Klinik- und Gudrunstraße zu den Bereichen, für die eine „Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung“ beschlossen wurde. Die Automaten wurden im Sommer aufgestellt. „Noch im Herbst werden sie in Betrieb genommen“, kündigt Stadtsprecher Peter van Dyk an. Ziel des Parkraumkonzepts für Bochum: den Parkverkehr zu reduzieren, Anreize zu setzen, auf andere Verkehrsmittel umzusteigen und so einen Beitrag zum Klima- und Lärmschutz zu leisten.

Parken in Bochum: Sieben Euro für fünf Stunden

Gegen Umweltschutz haben die Klinik-Mitarbeiterinnen, die die WAZ in einem Brief um Hilfe gebeten haben, nichts einzuwenden. Nur: „Viele Kolleginnen und Kollegen wohnen in anderen Städten. Da ist es mit unseren Früh- und Spätdiensten und an Sonntagen nur sehr schwer oder gar nicht möglich, mit Bus und Bahn zur Arbeit zu kommen.“

Reichlich freie Plätze stehen auf dem Kirmesplatz an der Castroper Straße bereit. Der Fußweg dorthin erscheint den Krankenschwestern aber als zu lang – und in der dunklen Jahreszeit als zu gefährlich.
Reichlich freie Plätze stehen auf dem Kirmesplatz an der Castroper Straße bereit. Der Fußweg dorthin erscheint den Krankenschwestern aber als zu lang – und in der dunklen Jahreszeit als zu gefährlich. © FUNKE Foto Services | MATTHIAS GRABEN

Wer auf das Auto angewiesen sei, habe schon jetzt Mühe, in den umliegenden Straßen einen Parkplatz zu finden. Das werde sich ab Dezember deutlich verschärfen. Sieben Euro wird das Parken dann für fünf Stunden kosten. „Wie sollen wir das jeden Tag bezahlen?“, fragen die Krankenschwestern. Und: Die fünf Stunden sind zugleich die Höchstparkdauer – bei Acht-Stunden-Schichten bei vielen der insgesamt rund 2000 Beschäftigten.

Klinik bietet Kirmesplatz als Alternative an

Was bleibt? Auf dem Fußweg entlang der Klinikstraße herrscht schon seit Jahren absolutes Halteverbot. Im Parkhaus Josefcarree liegt der Tagessatz bei acht Euro; alle Dauerparkplätze für Beschäftigte sind belegt. Das gilt auch für das Parkhaus am Stadionring, in dem das Katholische Klinikum 650 Stellplätze angemietet hat. Auch sie: komplett ausgebucht. Kein Wunder bei einem subventionierten Monatstarif von 18,50 Euro. „Eine Kollegin hat auf der aktuellen Warteliste die Nummer 265“, sagt eine Pflegerin.

Klinikum-Sprecher Jürgen Frech hält auf WAZ-Anfrage eine weitere Option bereit. Auf dem Kirmesplatz an der Castroper Straße, den die Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft seit dem Abriss des Parkhauses am Hauptbahnhof bewirtschaftet, stünden noch zahlreiche Stellflächen zur Verfügung. 23 Euro kostet es hier monatlich.

Jubel in Coronazeiten ist schnell verhallt

Für die Krankenschwestern ist das keine Alternative. „Der Fußweg hin und zurück ist sehr lang und für Frauen in der dunklen Jahreszeit sehr gefährlich“, betonen sie. Sinnvoller wäre es, die Dauerparkplätze im Parkhaus Stadionring aufzustocken. Das, entgegnet Jürgen Frech, sei leider nicht möglich.

Grundsätzlich wirbt das Katholische Klinikum um Verständnis für die Parkraum-Bewirtschaftung. „Man muss auch die Interessen der Anwohner berücksichtigen. In der Vergangenheit gab es oft Kritik, dass alle Parkplätze von unseren Beschäftigten belegt werden“, so Frech. Die Castroper Straße sei eine gute Lösung.

Die Krankenschwestern sind anderer Meinung – und sehen sich von der Klinik und der Stadt im Stich gelassen. „Das Krankenhaus liegt abseits der City. Warum werden hier überhaupt Gebühren genommen?“, fragen sie und bemängeln: „Erst jubeln uns in Coronazeiten alle hoch. Jetzt wird auf unserem Rücken versucht, Geld zu verdienen. Eine Unverschämtheit.“ Das sehe im nahen Augusta-Krankenhaus ähnlich aus.