Seit 70 Stellplätze auf der Klinikstraße durch Steinpoller wegfallen, sind die Wohnstraßen dicht durch Besucher von Kliniken und Tierpark

Grumme. Im Schritttempo kurven Autofahrer durchs Stadtparkviertel auf der Suche nach einem Parkplatz. Seit auf der Klinikstraße auf Beschluss der Bezirksvertretung Mitte 70 kostenlose Stellplätze weggefallen sind, liegen die Nerven blank – nicht nur bei den Autofahrern.

Nikola Worringen spricht für 100 Nachbarn an Alexandrinen- und Teylestraße: „Wir Anwohner wissen nicht mehr, wo wir parken sollen. Einfahrten und Garagen werden zugeparkt.“ Seit Halteverbote auf der Klinikstraße gelten, habe es zu erheblichen Verschlimmerungen geführt. „Was soll das für einen Sinn machen? Es gibt hier kaum Parkraum, und der bestehende wird noch weiter reduziert.“

Die Debatte über den Entscheid kochte zuletzt noch einmal im Bezirk hoch. James Wille (CDU) hatte beantragt, den Beschluss aufzuheben, das Parken mit Parkscheibe zeitlich (maximal auf drei Stunden) zu beschränken, fand aber keine Mehrheit im Gremium. „Die Koalition hat diese schlechte Situation doch erst herbeigeführt, indem die 70 Plätze zugunsten des Josef-Parkhauses wegfielen.“ Er hält es für einen sozialen Auftrag, am Stadtpark kostenlose Parkplätze anzubieten.

Patienten und Mitarbeiter von Kinderklinik, St. Josef-Hospital, Besucher des Tierparks und des Stadtparks – sie alle sollen nun das St. Josef--Parkhaus nutzen. Das Abpollern der Klinikstraßenseite kam nicht zuletzt auf Wunsch von Prof. Altmeyer (St. Josef) zustande, um das Parkhaus besser auszulasten.

Lage verschärft

Auf Druck der Politik hatte sich das Josef-Hospital schließlich überreden lassen, ein Parkhaus an der Klinikstraße zu bauen. Dennoch wirkt es schon fragwürdig, was Prof. Altmeyer in seiner Funktion als Geschäftsführer vor zwei Jahren an den Baudezernenten Dr. Kratzsch geschrieben hatte.

Damals wies er darauf hin, dass trotz der 168 Plätze im Krankenhaus-Parkhaus ein Großteil der Mitarbeiter, Patienten und Besucher bevorzugt die freien Parkflächen an der Klinik-/Gudrunstraße nutzten. Die Option, den Gehweg auf der rechten Seite der Klinikstraße von parkenden Autos freizuhalten, befürwortete er sehr.

Richtig ist, dass der Bezirk 2001 beschlossen hatte, die 70 Plätze wegfallen zu lassen; doch niemand zwingt die Politik dazu, an alten Beschlüssen festzuhalten, wenn die Lage sich verschärft.

Denn das hat sie. Damit ist die Wut der Anwohner und Besucher berechtigt. Patienten etwa sind die Dummen, wenn sich ihr ambulanter Termin in die Länge zieht und die Gebühr erhöht. Wer an der Tierparkkasse zahlt, will nicht auch noch fürs Parken löhnen. (Sabine Vogt)

Hartmut Vogelbruch: „Das ist doch unverschämt. Schließlich kostet der Tierpark schon acht Euro Eintritt. Und dann noch fürs Parken zahlen? Klar, dass die meisten in die Wohnstraßen ausweichen.“ Er nennt die Situation für Anwohner „ätzend“. Es gäbe deutlich zu wenig kostenlose Parkplätze im Viertel. Das findet auch ein junges Ehepaar, das mit seinem kleinen Kind in den Tierpark will: „Wir wohnen auf der anderen Stadtparkseite und kommen zu Fuß, eben weil man den Wagen nirgends abstellen kann.“

Sabine Ackermann kommt als Besucherin in die Kinderklinik. Die Lindenerin nennt die Situation katastrophal: „Dabei ist das nicht neu. Ich habe hier in der Schwangerschaft Sport gemacht. Durch die wegfallenden Plätze hat sich der Parkdruck aber erhöht.“ Das Parkhaus ist zu teuer, sagt eine Patientin, die mehrmals in der Woche ambulant ins Krankenhaus muss. Nach ihrer Knie-OP war sie auf Krücken angewiesen: „Und da ist der Weg einfach zu weit.“

Marian Totzek will mit seinem Kind an diesem Morgen in den Tierpark. „Ich komme meist mit dem Fahrrad hierher. Doch dafür ist heute das Wetter zu schlecht.“ Er sieht im Wegfall der Stellplätze auf der Klinikstraße den Versuch, „das Auto aus der Innenstadt zu verdrängen“.