Bochum. Das Maiabendfest in Bochum muss wegen Corona ausfallen. Einige aufrechte Blau-Weiße rangen der Krise am Samstag dennoch ein Stück Normalität ab.

Das Banner vor dem Harpener Amtshaus bringt es auf den Punkt: "Kein Maiabendfest - Scheiß Corona". Erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg muss Bochums ältestes Brauchtumsfest ausfallen. Ein kleines Stück der Tradition wurde dennoch gepflegt: Ein Dutzend Aufrechter kam am Samstag im Harpener Bockholt zusammen.

Keine Namen. Keine Fotos. "Eigentlich sind wir gar nicht", heißt es gegenüber der WAZ. Konspirativ wirkt das Treffen der Mitglieder der Maiabendgesellschaft. Keinesfalls will man sich dem Vorwurf aussetzen, gegen das Corona-Versammlungsverbot zu verstoßen. "Ein Spaziergang" habe sie "zufällig" hier hergeführt, meint einer der Maikerls. Der umfasste zumindest für einige der Blau-Weißen eine beträchtliche Wegstrecke. Wie es zu Fest-Zeiten guter Brauch ist, marschierten sie am Vormittag aus der Innenstadt nach Harpen. "Rein privat", versteht sich.

Das Wetter hätte endlich mitgespielt


Im März hatte die 400 Mitglieder starke Maiabendgesellschaft mit ihrem neuen Vorsitzenden Stefan Vahldieck sämtliche offiziellen Feiern und auch den Festmarsch abblasen müssen. So ist es ein letztes April-Wochenende, das in die Geschichte des Traditionsvereins eingehen wird. Statt Jubel und Trubel auf dem Harpener Hellweg und der Maischützenstraße herrscht vorörtliche Samstags-Geschäftigkeit. Nur wenige blaue-weiße Fähnchen verlieren sich auf Balkonen und in Vorgärten. Auf einem Garagenhof hocken zwei einsame Trommler auf Stühlen. Trotzig geben sie einen Rhythmus vor, den niemand erhört.

"Hier könnte ein Zelt stehen", prangt auf einer Tafel im Bockholt. Wo sich sonst Tausende am und im Festzelt vergnügen, wo Bier und Erbsensuppe in Strömen fließen, wo der Junggesellenhauptmann und seine Mannen zu dieser Stunde sonst die von den Harpenern gebührend tief versenkte Eiche ausbuddeln, sinniert das Häuflein Unentwegter, wie schön es gewesen wäre, das 632. Maiabendfest. Endlich, nach etlichen Bibber- und Regenjahren, wärmt sonniges Kaiserwetter. Und was ist? Nichts ist. Immerhin: Man bekämpft den Frust gemeinsam, wenn auch mit einsfuffzich Abstand. Dass sie hier sind, dokumentiert, wie viel ihnen die Brauchtumspflege bedeutet.

Was bleibt? Die Vorfreude auf 2021

Was bleibt? Die Gewissheit, der Corona-Krise ein klein wenig Normalität abgerungen zu haben. Das Besinnen auf den Mut und die Tapferkeit, die die Bochumer Junggesellen anno 1388 bei der Rückeroberung der geklauten Viehherde ausgezeichnet haben. Und die Vorfreude auf das 633. Bochumer Maiabendfest, das im April 2021 wieder unter regulären Bedingungen gefeiert werden soll.

Die Maischützen werden gerüstet sein. Junge, da kast di drop verloten.