Bochum. Das Bochumer Maiabendfest ist abgesagt. Doch es gibt Gerüchte, wonach sich einige Maischützen dennoch auf den Weg nach Harpen machen wollen.

Tradition verpflichtet: Trotz der Absage des Maiabendfestes soll das älteste Bochumer Brauchtum am kommenden Wochenende gepflegt werden - in Corona-Zeiten allerdings auf rein privater Basis, in kleinstem Rahmen und unter Einhaltung aller Hygiene- und Abstandsregeln, wie die WAZ erfuhr.

Vor 632 Jahren, so lautet die Überlieferung, wurde die Tradition des Maiabendfestes begründet. Tapfere Bochumer Junggesellen eroberten eine Herde Vieh zurück, die fiese Dortmunder Halbstarke fortgetrieben hatten. Aus Dankbarkeit dürfen die Jünglinge am Vorabend des 1. Mai den einst gräflichen Waldungen im Bockholt (heute: Harpen) einen Eichbaum entreißen.

Erste Absage seit mehr als 70 Jahren

Dass das Brauchtum seit 1388 lückenlos gepflegt wird, wäre wahrhaft sagenhaft. Sicher indes ist: Seit dem Zweiten Weltkrieg wird das Maiabendfest stets am letzten April-Wochenende gefeiert. Diesmal nicht. Die Corona-Krise zwingt erstmals seit mehr als 70 Jahren zur Absage.

"Uns allen blutet das Herz", sagt Stefan Vahldieck, seit 2019 als Nachfolger von Karl-Heinz Böke Vorsitzender der 400 Mitglieder starken Maiabendgesellschaft. Am Donnerstag (23.) sollte es auf dem Boulevard losgehen. Der Große Zapfenstreich sollte auf den Eröffnungstag vorverlegt werden, um am Freitagabend Party in der Innenstadt zu machen, bevor sich am Samstag der Festmarsch nach Harpen und zurück in Bewegung setzt. Sogar das Wetter hätte - anders als in manchen Vorjahren - mitgespielt.

Privat-Marsch am Samstag?

Was bleibt? Die Kranzniederlegung am Grab des Grafen Engelbert, zu der der neue Junggesellenhauptmann Meiko Krämer sowie Björn Sauerland in seiner Graf-Engelbert-Montur jetzt nach Fröndenberg reisten. Die Verpflichtung, "als Verein keinerlei eigene Veranstaltung zu organisieren", wie Vahldieck betont. Aber offenbar auch der Versuch, zumindest den Kern des Brauchtums in der Corona-Krise zu retten.

Eine offizielle Bestätigung gibt es nicht. Stefan Vahldieck spricht von "Gerüchten, von denen auch ich gehört habe". Doch nach WAZ-Informationen wollen sich am Samstag einige Junggesellen aus privater Initiative auf den Fußmarsch gen Harpen machen. Dagegen wäre nichts zu sagen, solange die Maikerls allein oder zu zweit unterwegs sind, ausreichend Abstand wahren und keine größeren Menschenansammlungen verursachen.

Für all dies, so heißt es, werde gesorgt. Ob auch das Legat des Grafen Engelbert erfüllt und auf dem Rückweg ein Eichbaum in die Innenstadt geschleppt wird, ist nicht überliefert.