Mülheim. Mülheimer Theatertage gehen weiter. Clemens J. Setz, einer der schrägsten Autoren der Gegenwart, liefert „Der Triumph der Waldrebe in Europa“.

Er gilt als Nerd, obwohl er wenig von diesem Bild hält. Er glaubt an außerirdisches Leben – und wird selbst manchmal der „Außerirdische der Literatur“ genannt. Immer wieder loten die Texte von Clemens J. Setz Grenzbereiche aus. Dabei mischt er Science-Fiction und Surrealismus, grotesken Humor und täglichen Horror. Mit seinem neuen Theaterstück „Der Triumph der Waldrebe in Europa“, ist er am Samstag, 27. Mai, zu Gast bei den Theatertagen in der Stadthalle. Es geht um Leben und Tod.

Autounfall. Der achtjährige David Herzer ist tot. Ein Schock für die Eltern, ein Schlag – der alles verändert. David hinterlässt eine Leerstelle, die Renate und Konrad Herzer nicht akzeptieren können. Sie erschaffen eine Welt, in der David weiterlebt. Mithilfe digitaler Medien. Und sie berichten über ihr neues Familienleben in ihrem Blog.

Der Autor: Clemens J. Setz
Der Autor: Clemens J. Setz © Unbekannt | Marie Eberhardt

Digitaler Schüler darf nicht am Unterricht teilnehmen

Die Herzers stellen in Frage, was Leben, was Tod ist – und was authentisch ist, in einer digitalen Welt? Die Konflikte sind programmiert, die Stimmung wird aggressiver. Und dann will auch noch die Schule den digitalen David nicht mehr am Unterricht teilnehmen lassen. Als ein Fernsehteam anrückt, wird es noch komplizierter. Und immer deutlicher wird, dass sich auch das Ehepaar Herzer nicht mehr einig ist.

„Clemens J. Setz hat mit ,Der Triumph der Waldrebe in Europa’ ein düster-groteskes Spiel über den Umgang mit dem Tod in der medialen Welt geschaffen. Sind Tote wirklich tot? Oder können sie virtuell weiterleben? Wem gehört Erinnerung? Und was folgt aus digitaler Unsterblichkeit für das ,echte’ Leben? Setz öffnet diese Themen mit dem ihm eigenen Blick, mit skurrilem Witz und psychologischer Präzision“, heißt es in der Stück-Beschreibung der Theatertage. Clemens J. Setz wurde 2021 mit dem Georg-Büchner-Preis geehrt, bereits 2011 erhielt er den Preis der Leipziger Buchmesse. Immer wieder schreibt er auch für das Theater – zum dritten Mal ist ein Stück von ihm nach Mülheim eingeladen.

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Therese Dörr spielt in der Uraufführung des Schauspiels Stuttgart Renate Harzer, die versucht, eine Welt zusammenzuhalten, die längst zerfallen ist. Das Ensemble und Regisseur Nick Hartnagel wurden für die Inszenierung von Publikum und Presse gefeiert. „Hohe Sprach- und Spielkultur“, schrieb die FAZ. Die TAR urteilte: „Die Inszenierung gelingt vollends, weil sie weder vor skurriler Situationskomik noch vor melancholischen Stimmungen zurückschreckt.“

Tickets gibt es bei der Touristinfo Mülheim, Schollenstraße 1, unter 0208 960 960 und auf stuecke.de.