Mülheim. Es geht wieder los: Viele Mülheimer Schülerinnen und Schüler fiebern auf den Abiball hin. Warum die Finanzierung immer schwieriger wird.
Bis zu 15.000 Euro kostet heute ein Abiball. Das hat die Fundraising-Seite fundmate ermittelt, und diesen Betrag müssen Schülerinnen und Schüler erst einmal zusammen bekommen. Der Beginn der Corona-Pandemie machte viele Möglichkeiten, die Abiturfeier zu finanzieren, zunichte. Zwar sind Vorabipartys und Waffel-Verkauf nun wieder möglich. Doch durch die Inflation steigen die Kosten massiv an. Wie stemmen die Mülheimer Abiturientinnen und Abiturienten den finanziellen Kraftakt?
Mülheimer Abiturienten verdienen Geld für Abifeier mit Ehrenamt
Einen unkonventionellen Weg gingen 2021 die Abiturientinnen und Abiturienten des Mülheimer Gymnasium Broich. Fast ihre gesamte Oberstufenzeit hatten sie während der Corona-Pandemie erlebt. Viele Möglichkeiten zur Finanzierung fielen damit flach. Also boten die Jugendlichen ihre Hilfe in zwei Mülheimer Kinderheimen an. So gaben sie Nachhilfeunterricht, lasen den Kindern vor oder gründeten Sportgruppen. Es gab sogar eine Hundegruppe, die die Heimkinder an den Umgang mit Haustieren heranführen sollte. Der Abiball 2022 war gerettet.
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Gymnasium Broich: Sponsoren-Unterstützung erweist sich als schwierig
Rebekka Irlenkäuser vom Gymnasium Broich macht dieses Jahr ihr Abitur und ist Teil des Organisations-Teams für den Abiball. Die Abiturienten feiern in der Mülheimer Stadthalle, was sich als kostspielig erweist. Letztendlich haben sie viel mehr Ausgaben, als sie ursprünglich kalkuliert haben. Mehr als 10.000 Euro soll die Feier insgesamt kosten. Das Hauptproblem sieht Rebekka in den fehlenden Sponsoren. „Das macht sich auf jeden Fall bemerkbar. Wir vermuten, dass potenzielle Sponsoren durch Corona geschädigt sind und uns daher nicht so unterstützen können, wie erwartet.“
Außerdem bekommen die Abiturienten später als erwartet den Kostenvoranschlag für das Catering. Die Kosten realistisch im Vorhinein zu kalkulieren erweist sich als schwierig. Für die Eintrittskarte müssen die Abiturienten nun viel mehr Geld nehmen, als sie ursprünglich wollten. Daraus ergibt sich ein weiteres Problem: „Die Spanne zwischen Arm und Reich ist groß. Wir wollten es eigentlich für alle schön günstig haben, das wird so nicht funktionieren“, sagt die Schülerin enttäuscht.
Schüler der Luisenschule arbeiteten auf dem Mülheimer Weihnachtsmarkt
„Wir sind schon sehr auf Sponsoren angewiesen“, sagt auch Letizia Osieka von der Holthausener Luisenschule, die den Abiball mitorganisiert. Auch hier sei die Suche schwierig gewesen, weil viele Mülheimer Unternehmen durch die Corona-Krise wirtschaftlich geschwächt seien. Mit Hilfe einer Sponsorenliste von den früheren Abiturjahrgängen ist es den Schülern jedoch gelungen, Unterstützer zu finden. Außerdem konnten sie auf die finanzielle Hilfe von Eltern setzen, die eigene Betriebe haben.
Eine wichtige Einnahmequelle war für die Abiturienten die Arbeit auf dem Weihnachtsmarkt. Dort haben sie geholfen, Stände aufzubauen, und anschließend Waffeln verkauft. Auch die Organisation von Unterstufenpartys spülte Geld in die Kasse.
Die Suche nach einem geeigneten und finanzierbaren Veranstaltungsort ist für die Abiturienten der Luisenschule noch immer nicht vorbei. „Die Stadthalle war immer eine gute Option zum Feiern für viele Mülheimer Schulen, ist aber mittlerweile sehr teuer geworden“, erklärt Letizia. Viel Zeit für die Suche werden die Schüler bald nicht mehr haben: Schon Mitte April beginnen die Abiturprüfungen.