Mülheim. Spot an für 60 Minuten: Noch bis Sonntag können die Mülheimer einen Blick auf die neu illuminierte Stadthalle werfen. Warum die MST so stolz ist.
In der Energiekrise dürfen Denkmäler nicht von außen angestrahlt werden. Für das Mülheimer Stadtmarketing (MST) ist das bedauerlich: Jüngst ist endlich die Außenbeleuchtung der Stadthalle fertig geworden – man ist stolz aufs Resultat und würde es gern allen zeigen. Damit die Bürger und Bürgerinnen zumindest einen Blick erhaschen können, will man das Denkmal nun bis einschließlich Sonntag zumindest für eine Stunde täglich in Licht tauchen.
Es waren Starkregen-Ereignisse und vor allem das Jahrhunderthochwasser im Juli 2021, die der alten, ohnehin maroden Beleuchtung den Rest gegeben hatten, so Inge Kammerichs am Mittwoch bei ihrem letzten Termin als MST-Geschäftsführerin. Wie berichtet, übernimmt Michael Birr alsbald den Chefposten.
„Hier stand fast alles unter Wasser – wir haben die ganze Nacht durchgeschöpft“
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„Nun ist auch dieser letzte Flutschaden endlich beseitigt“, freute sich Kammerichs vor Ort. Um den Schrecken des vergangenen Sommers noch mal aufleben zu lassen, zeigte sie kurze Videos der über die Ufer getretenen, wilden Ruhr und erinnerte an eine Stadthalle, die den Fluten wenig entgegenzusetzen hatte. „Hier stand fast alles unter Wasser – wir haben die ganze Nacht durchgeschöpft.“ Die Außenbeleuchtung, die zum Teil noch aus den 50ern stammte, sei danach „hin“ gewesen.
Im Nachhinein kann Kammerichs dem erzwungenen Wiederaufbau auch Gutes abgewinnen: „Wir haben jetzt eine immense Energieersparnis.“ Für das Licht sei im Vergleich zu früher maximal 40 Prozent der Energie vonnöten. Und außerdem biete die neue Beleuchtung viele nette Spielarten: Man könne die Stadthalle in bunt präsentieren, kleinste Details der historischen Fassade zum Vorschein bringen. „Ich habe noch einiges entdeckt“, schwärmte sie, sprach von „Wertschätzung und Respekt dem Denkmal gegenüber“. Mülheim könne sich freuen, „das Stadtbild verschönert sich deutlich“. Für sie sei dies „wie eine Art Weihnachtsgeschenk“, so die MST-Chefin.
Insgesamt 100 Leuchten zur Ruhrseite und zur Schloßbrücke hin sind installiert worden
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Insgesamt 100 Leuchten zur Ruhrseite und zur Schloßbrücke hin sind installiert worden, elf auf Masten und 89 auf dem Dach. Damit kann das historische Gebäude von außen wieder so illuminiert werden, wie es in früheren Zeiten üblich war, so Kammerichs. Alte Ansichten hätten als Vorlage gedient. Mülheimer, die in den vergangenen Wochen Zeugen von Licht-Probedurchläufen geworden sind, hatten im Netz zum Teil wild über die angeblich harte weiße Farbe unterhalb des Daches diskutiert. „Damit wollten wir aber nur einen Kontrast zum wärmeren gelb-goldenen Licht weiter unten aufzeigen“, beruhigte Kammerichs die Kritiker. „Da ist auch jede andere Farbe möglich.“
Die neuen Lichtspiele können programmiert und immer wieder unterschiedlich abgerufen werden – auch aus der Ferne sind sie steuerbar, hieß es bei der Präsentation. Die Lichtquellen seien durch ihre Farben und die Strahlrichtungen um ein Vielfaches insektenfreundlicher als frühere, an denen die Tiere leicht verbrennen konnten.
Der Festsaal kann nun ebenfalls in unterschiedlichsten Tönen erstrahlen
Auch im Inneren des Gebäudes hat sich einiges getan: Der Festsaal wurde komplett auf LED umgerüstet und kann nun ebenfalls in unterschiedlichsten Tönen erstrahlen, was laut Kammerichs zum Beispiel für Firmen interessant sein dürfte: „Jede Unternehmensfarbe ist denkbar.“
Die MST hat bei dem Vorhaben erneut mit dem Energieunternehmen Westenergie zusammengearbeitet – wie in früheren Jahren schon bei der Außenbeleuchtung der Camera Obscura und der Schlösser in Broich und Styrum sowie beim Austausch der Kältemaschine im Ringlokschuppen. Gefördert werden können dabei Maßnahmen, die zum Ersatz alter Technik durch energieeffiziente, neue führen, berichtete Simone Kastner-Zens, Kommunalmanagerin bei Westenergie.
Beim Thema Energiesparen kooperiert die MST seit langem mit Westenergie
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In das aktuelle Projekt habe man einen „niedrigen sechsstelligen Betrag“ investiert; mehr wollte sie nicht verraten. Das Thema Energiesparen sei für die Stadt Mülheim und das eigene Unternehmen schon lange ein großes, „nicht erst seit dem Ukrainekrieg“. Seit 2015 ziehe man mit der MST an einem Strang und setze im vorliegenden Fall auf 100 Prozent Ökostrom.
Wer sich das Resultat der rund zehn Monate andauernden Bauarbeiten ansehen möchte, kann dies noch bis einschließlich Sonntag jeden Abend zwischen 19.30 und 20.30 Uhr tun. Danach wird die Stadthalle wieder weitestgehend im Dunklen verschwinden. „Zum Schutz des Denkmals vor Vandalismus aber werden wir das Licht notfalls wieder anknipsen“, so Inge Kammerichs.