Oberhausen. Seit vielen Jahren war Politikern, Ministern, Stadtspitze und Schulführung die Misere des Niederrhein-Kollegs bekannt. Sie handelten kaum.
In seinem Bericht hat das Düsseldorfer Rechnungsprüfungsamt schon 2019 glasklar formuliert: Eine Schließung des Niederrhein-Kollegs in Oberhausen sei geboten – weil seit 2017 die Schülerzahlen unter der gesetzlichen Mindestgrenze von 240 Teilnehmern liegen. Unabhängig von der Entscheidung über die Zukunft des Kollegs müsse aber das Wohnheim auf jeden Fall dichtmachen, weil mit der Auslastung von 50 Prozent das Heim nicht wirtschaftlich zu betreiben sei. Zudem sei es nicht Aufgabe des Schulträgers NRW, günstigen Wohnraum bereitzustellen. Zum kompletten Bild gehört dazu, dass sich die Studierendenzahlen am Oberhausener Kolleg seit 2012/13 im Sinkflug befinden. Was ist also daraus zu schlussfolgern?
Erstens: Wenn die größte Stadt Deutschlands ohne Hochschule eine spezialisierte Bildungseinrichtung verliert, dann ist das ein schwerer Schlag. Gerade in dieser Region gibt es eigentlich genügend Erwachsene, die nach einer zersplitterten Bildungskarriere sinnvollerweise ihr Abitur nachholen könnten.
Zweitens: Die schwindende Anziehungskraft des Kollegs muss allen Verantwortlichen im Land, in der Stadt und in der Schule selbst seit Jahren bekannt gewesen sein. Warum hat hier niemand ausreichend gehandelt, für das Kolleg geworben oder es marktgerecht aufgestellt? Warum war das Schulministerium hier so viele Jahre offenbar untätig?
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Drittens: Spätestens 2019 hätten bei allen Politikern und in der Stadtspitze die Alarmglocken schrillen müssen. Man hat aber weitgehend abgewartet, in Oberhausen auf die Zuständigkeit des Landes verwiesen und auf Gesprächsangebote des Schulministeriums gehofft. Jetzt mit Resolutionen die Backen aufzublasen und laut zu pfeifen, ist viel zu spät. Selbst nach unserem ausführlichen Bericht im Sommer 2021 („Unsichere Zukunft: Wie steht es um das Niederrhein-Kolleg?“) blieb es ruhig.
Viertens: Zwar kann man auch von ehrenamtlich tätigen Politikern im Rat erwarten, dass sie vorausschauend Probleme rechtzeitig anpacken, doch die hauptamtlich arbeitende gute bezahlte Rathaus-Spitze darf und sollte die Politik aus eigenem Antrieb eher und detaillierter über wichtige Ereignisse im Stadtgeschehen informieren. Das gilt für das NRK genauso wie beispielsweise für die geplante üppige Vergrößerung des Edeka-Supermarktes in Barmingholten: Sie wurde erst vorgestellt, nachdem sich Anwohner gemeldet und die Grünen sich eingeschaltet hatten.
Fünftens: Kurz vor der Landtagswahl eine wichtige Schule zu schließen, ist eine politische Torheit der FDP-Schulministerin Yvonne Gebauer – die Entscheidung ist nicht nur für die Opposition ein Signal, dass zwar viele Politiker über die Wichtigkeit von Bildung reden, im Zweifel aber an der Bildung sparen.
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