Oberhausen. In einer Resolution hat sich der Oberhausener Stadtrat am Montag dafür ausgesprochen, das Niederrhein-Kolleg unbedingt zu erhalten.

Mit Mehrheit von SPD, Grünen, Linken und BOB hat der Oberhausener Stadtrat die schwarz-gelbe Landesregierung in einer Resolution aufgefordert, das Niederrhein-Kolleg doch noch zu erhalten und die bereits eingeleiteten Schritte zur Schließung des NRK zurückzunehmen. Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU) soll seinen Einfluss auf die Regierung geltend machen – „und in einen Dialog zum Erhalt des Kollegs eintreten“.

CDU und FDP wollen zwar auch die Schließung des Kollegs verhindern, an dem Erwachsene seit den 50er Jahren ihr Abitur auf dem Zweiten Bildungsweg nachholen können. Doch angesichts der seit Jahren desaströs niedrigen Studentenzahlen an der landeseigenen Schule hielten die Parteikollegen der schwarz-gelben Koalition in Düsseldorf allerhöchstens ein Moratorium, also ein Aussetzen der Schließungspläne, für realistisch. In dieser Zeit sollten sämtliche Möglichkeiten zum Erhalt der Bildungseinrichtung geprüft und versucht werden, die Anmeldezahlen zu erhöhen.

Diskussion über ein Moratorium des NRK-Schließungsbeschlusses

Diese CDU-/FDP-Formulierungen gingen SPD, Grünen, Linken und BOB allerdings nicht weit genug, deshalb stimmten sie gegen die Moratoriums-Resolution. „Ein Moratorium hilft uns nicht weiter, weil eine Schließungs-Entscheidung den Ruf der Schule ramponiert: Wer meldet sich dann noch dort an?“, meint Grünen-Ratsherr Andreas Blanke.

Der Oberhausener Grünen-Ratsherr Andreas Blanke (Archivbild von 2020)
Der Oberhausener Grünen-Ratsherr Andreas Blanke (Archivbild von 2020) © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Oberbürgermeister Schranz (CDU) versicherte, seit Ende des vergangenen Jahres mehrmals mit dem Schulministerium über die Zukunft des Niederrhein-Kollegs geredet zu haben – zuletzt noch am Freitag. „Dabei habe ich den Eindruck gewonnen, dass ein Moratorium im Bereich des Möglichen ist.“ Allerdings hatte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) am vergangenen Donnerstag gegenüber der Redaktion mit mehreren inhaltlichen Argumenten untermauert, dass das Niederrhein-Kolleg aus finanziellen und pädagogischen Gründen geschlossen werden muss.

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In der Ratssitzung äußerten eine Reihe von Rednern scharfe Kritik daran, dass sich die Schulministerin von Protesten, Einwänden und Dialogangeboten von Betroffenen, Politikern und Stadtverwaltung bisher offenbar nicht beeindrucken lässt. „Die Nacht- und Nebelaktion der Schließung ist beeindruckend“, meint SPD-Ratsherr Jörg Schröer. „Die Schließung reißt ein riesiges Loch in die Bildungslandschaft des Niederrheins und von Oberhausen. Die Stadt hat das Recht, hier ins Boot geholt zu werden.“

Linke: Schulministerin Gebauer betreibt Bildungsabbau

Linken-Ratsfraktionschef Yusuf Karacelik wirft Gebauer vor, den Bildungsabbau voranzutreiben und Bildung rein finanziell zu betrachten. „Den Menschen soll die Chance genommen werden, ihr Abitur nachzuholen. Die Ausweichangebote können das Angebot des NRK nicht kompensieren. An den Kosten der Bildung zu sparen, ist kurzsichtig.“ Ähnlich sieht dies Peter Bruckhoff vom Bündnis Oberhausener Bürger (BOB). In den vergangenen Jahren sei zudem viel zu wenig für den Zweiten Bildungsweg geworben worden, um die NRK-Anmeldezahlen zu erhöhen.

Gundula Hausmann-Peters 
Gundula Hausmann-Peters  © CDU | Kurt Michelis

CDU und FDP schauten auf die seit 2013 sinkenden Anmeldezahlen von Studenten, die die Wahlfreiheit von Fächern im NRK stark einschränkten. Rein rechtlich sei die Entscheidung der Schulministerin nicht zu beanstanden. „Das war eine jahrelange Abwärtsspirale: Weniger Studierende, weniger Lehrer, weniger Fächerangebot – und umso weniger meldeten sich Menschen dort an, um ihr Abitur zu machen“, beschreibt FDP-Ratsherr Marc Hoff die Lage. „Am Ende wurden so Deutsch und Biologie Pflichtfächer für alle.“ Er forderte aber das Land auf, mit der Stadt in Dialog über Lösungsmöglichkeiten zu treten.

CDU-Schulpolitikerin Gundula Hausmann-Peters findet es nachvollziehbar, dass Schülerzahlen den Ausschlag geben für den Fortbestand einer Schule. Dies sei in Oberhausen auch bei dem vom Rat im Jahre 2012 beschlossenen Ende der Hauptschulen der Fall gewesen. „Wie sinnvoll werden die knappen Ressourcen eingesetzt?“ – diese Frage müsse man sich auch im Bildungssystem stellen. Trotzdem solle die Landesregierung die Schließung aussetzen, um zu prüfen, inwieweit die Pandemie ursächlich für die schlechten Teilnehmerzahlen der vergangenen Jahre war. Und wie man die Studierendenzahlen erhöhen kann.