Mülheim. Die Glasskulpturen des Mülheimer Künstlers Doc Davids feiern international Erfolge. Was macht den Reiz seiner Verbindung aus Glas und Stahl aus?

Gelb und Rot explodieren vor dem Auge wie ein Rockkonzert, wie eine Erleuchtung durch ein Kirchenfenster: Dass die neuste Serie des Mülheimer Künstlers Doc Davids die Assoziation zwischen Sinnesrausch und Sakralplastik weckt, mag daran liegen, dass der „Doc“ beim ,Operieren’ an extrem bunten Unikat-Gläsern auch gerne mal ‘ne Scheibe auflegt. Am Sonntag öffnet der Künstler für wenige Stunden sein Studio in dem schönen Backsteinhaus einer ehemaligen Schreinerei am Muhrenkamp 40.

In diesem Fall inspirierten Bohème Freddy Mercury und der theatral-opereske Rock von Queen die Arbeiten – „ein schriller Paradiesvogel“, findet der Künstler, der gerne mit Kontrasten auch von Materialien spielt. Hier das zerbrechliche Glas, dessen Rot, Gelb und Grün sich handgemacht in oft schwungvollen Verläufen durch die Fläche ziehen. Dort kann auch mal monolithisch-grauer Palisadenschiefer auf die Glas-Reliefs stoßen oder kupferner Cortenstahl.

Kunst aus handgemachten Gläsern und von Manufakturen, die es nicht mehr gibt

Auch interessant

Das neuste, von starken Farbkontrasten geprägte Ergebnis aus Glas, Licht und Rock Oper taufte er „Bohemian Rhapsody“ – nach dem vielleicht berühmtesten, sicher aber koloriertesten Song der Briten.

Ob’s auch aus Doc Davids virtuos verbundenen Glasskulpturen ,Meisterstücke’ geworden sind? „Einzigartig auf jeden Fall, denn alle Skizzen und Schablonen werden nach der Arbeit vernichtet. Und die Gläser stammen aus Manufakturen, die es nicht mehr gibt, und die auch so nicht mehr hergestellt werden“, verrät der Doc, der tatsächlich promoviert ist. „Es gibt nichts von der Stange.“

„It’s late“ hat Gregor Doc Davids dieses Spiel aus Licht, Farben und Bewegung getauft – nach einem Song von Queen.
„It’s late“ hat Gregor Doc Davids dieses Spiel aus Licht, Farben und Bewegung getauft – nach einem Song von Queen. © Unbekannt | Lubo Laco

Doch auch die Technik, mit der er das teils aus den USA bezogene Glas zu jenen handgemachten Reliefs über feine Kupferumrandungen und Lötzinn zusammenfügt, wie er mit dem Licht – künstlich oder natürlich – umgeht, das erinnert eben auch an die manchmal erhabene, manchmal überwältigende Strahlkraft von Kirchenfenstern.

Das Spiel mit dem Licht

Für seine neue Serie, die für den Innenraum gedacht ist, hat er LED-Platten hinter dem Glas montiert, denn über die Temperatur des Weiß lassen sich Farben hervorheben oder dämpfen.

Mit dem Licht aber verbinden sich seine Glasskulpturen wohl am besten draußen, in der Natur. Im lebendigen Wechselspiel mit Sonnenstand und Lichtintensität erstrahlen Teile der Reliefs, fügen sich in den jeweiligen Garten ein oder kommen zum Vorschein. „Für mich ist die Arbeit mit Glas deshalb so faszinierend.“

Die Liebe zu Glas, Garten und Handwerk hat sich trotz steigendem internationalen Erfolg gehalten. 1995 startete der Mülheimer in einem kleinen Betrieb für Glasrestaurierung in St. Gallen, wo er die Technik erlernte. Doch bis seine Kunst sich rumsprach, dauerte es. Vor gut sieben Jahren entdeckte ihn ein Galerist während einer Ausstellung in London und holte ihn in seine Ausstellung im Westend.

Künstler Gregor Doc Davids hat über die Jahre einen Fundus von handgemachten und teils exotischen Gläsern aufgekauft. Die Manufakturen existieren heute nicht mehr.
Künstler Gregor Doc Davids hat über die Jahre einen Fundus von handgemachten und teils exotischen Gläsern aufgekauft. Die Manufakturen existieren heute nicht mehr. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Ochsentour durch die Metropolen: New York, Paris, Havixbeck … ?

Auch interessant

Das war wohl der internationale Durchbruch: Es folgten die Metropolen – New York, Tokyo, Paris, Berlin, Mailand und … die Gartenausstellung in Havixbeck? „Ja“, meint Doc Davids ohne Scheu, „das ist nicht einfach zu vermitteln, aber ich bin mit meiner Kunst gerne auf Gartenveranstaltungen. Ich will lieber, dass die Skulpturen bei den Leuten im Garten stehen, als im Museum.“

So schlecht es vielen Künstlern während Corona ging – für Doc Davids war die Pandemie ein viraler Beschleuniger: „Viele Menschen sind nicht gereist, sondern haben ihren Garten verschönert“ – und sie investierten in die Kunst des „Doc“.

„Die letzten Jahre waren eine echte Ochsentour – wie eine lange Rock-Tournee“, meint der Künstler. Jährlich bis zu 30 Ausstellungen zog er durch. Jetzt will Gregor Doc Davids ,sesshaft’ werden – in Mülheim. In der ehemaligen Schreinerei am Muhrenkamp war ein Ruhepol in der Innenstadt gefunden: das Kunst- und Designhaus M40. Die Stätte teilt er sich mit dem Maler Jürgen H. Block, dem Fotografen Lubo Laco und Quilt-Künstlerin Elke Rose (ehemals Völker-Kobusch).

Ausstellung an Muttertag

Die Ausstellung „GlasSkulptur & Garten“ öffnet am Sonntag, 8. Mai, von 14 bis 17 Uhr am Muhrenkamp 40, 45468 Mülheim.Neben der Wandbild-Serie „Bohemian Rhapsody“ ist eine Serie von sechs Glasreliefs mit Nagelflu (Naturstein) und Cortenstahl zu sehen.Weitere Infos und Kontakt: www.docdavids.de, E-Mail: info@docdavids.de