Gelsenkirchen-Hassel. Die Spendenbereitschaft von Gelsenkirchenern für ein Solarpanel-Projekt in Ostafrika macht Initiator Spickermann sprachlos. Wie es weitergeht.

„Es werde Licht. Und es ward Licht“: Hermann Spickermann hat diese Worte aus dem Alten Testament im Laufe seiner Zeit als Gemeindereferent und zuletzt als Leiter von St. Michael in Hassel unzählige Male gelesen. Dass er sie jetzt, über zwei Jahre nach Beginn seines Ruhestands, wörtlich interpretieren darf – damit hat er jedoch nicht gerechnet. Denn was er als Spendenaktion Ende 2021 initiiert hatte, hat nun eine überraschende Eigendynamik entwickelt. Kurz: In einer Gemeinde im bitterarmen Burundi kann es tatsächlich heller werden.

So richtig glauben kann es Spickermann noch immer nicht: „Dank der vielen Spenderinnen und Spender können wir in der Gemeinde Franz Xaver in Murore nicht nur, wie geplant, 25 Häuser mit Solarpanels ausstatten – sondern 46. Denn zusammengekommen sind 22.000 Euro.“

Wie die Gelsenkirchener Gelsenwasser-Stiftung auf das Projekt aufmerksam wurde

Hermann Spickermann, bis Mitte 2019 Gemeindeleiter in St. Michael in Gelsenkirchen-Hassel, rief Ende 2021 erst im privaten Freundes- und Bekanntenkreis zu Spenden für ein Solarpanel-Projekt in Burundi auf. Durch einen WAZ-Artikel wurde die Initiative bekannter, so dass nun statt der geplanten 25 sogar 46 Geräte angeschafft werden können.
Hermann Spickermann, bis Mitte 2019 Gemeindeleiter in St. Michael in Gelsenkirchen-Hassel, rief Ende 2021 erst im privaten Freundes- und Bekanntenkreis zu Spenden für ein Solarpanel-Projekt in Burundi auf. Durch einen WAZ-Artikel wurde die Initiative bekannter, so dass nun statt der geplanten 25 sogar 46 Geräte angeschafft werden können. © Funke Foto Services GmbH | Olaf Ziegler

Ende Dezember 2021 hatte Spickermann begonnen, via Messengerdienst für das Projekt die Werbetrommel zu rühren – im Bekannten- und Freundeskreis, wohlgemerkt. Die „wirklich große Summe von 7875 Euro“ sei nötig, damit die Katecheten der katholischen Gemeinde ihre Unterrichtsstunden bei Solarlicht vorbereiten und abhalten könnten. Zudem könnten die Ehrenamtlichen dann ihre Handys aufladen, um besser mit den Gemeindemitgliedern zu kommunizieren.

Durch einen WAZ-Artikel Anfang 2022 wurde seine Initiative dann bekannter – und die Gelsenwasser-Stiftung darauf aufmerksam. „Deren Vorsitzende Dr. Bärbel Kerkhoff nahm Kontakt zu mir auf und zeigte sich ganz begeistert von dem Umwelt- und Infrastrukturprojekt, das den Stiftungszielen entspreche. Sie sagte 5000 Euro zu“, freut sich Spickermann riesig.

Dank Gelsenkirchener Spenden können 46 statt 25 Solarpanels angeschafft werden

Dass am Ende 22.000 Euro zusammenkamen, sei aber auch den vielen kleinen Spenden zu verdanken sowie einem Unternehmer aus Freiberg, der mehrere Tausend Euro zusagte. „Er gehört zum Geldgeber-Kreis einer katholischen Gemeinde, die ich angesprochen hatte, weil deren Missionskreis sich bereits öfter für Burundi engagiert hatte.“

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Wie es nun weitergeht? Spickermann weiß es nur zu gut, ist er doch seit Wochen in die konkreten Planungen eingebunden. Nachdem klar war, dass die ursprünglich nötige Spendensumme übertroffen würde, regte er in Gesprächen mit dem Laien-Theologen Deo Claude Nshimirimana an, nicht nur mehr, sondern auch qualitativ bessere Solarpanels zu installieren. „Nun sollen statt 120-Watt-Geräten solche mit 200 Watt und einer besseren Speicherkapazität angeschafft werden.“

Gelsenkirchener Initiator Hermann Spickermann ist in Organisation mit eingebunden

Ob die Auswertung von Kostenvoranschlägen, die Organisation des Transports vom Produktionsort ins 230 Kilometer entfernte Murore oder die Auslieferung zu den Gebäuden: Der Hasseler informierte sich über alle Details und half den Akteuren in Burundi, den Projektvertrag mit dem katholischen Hilfswerk Missio auszufüllen, über das die Gelder etappenweise ausgezahlt werden.

„Wenn alles klappt, kann mit der Installation der Solarpanels im März begonnen werden, so dass die Arbeiten noch vor Ostern beendet sind“, hofft er. Dann kann es zumindest in 46 Häusern der 65.000-Seelen-Gemeinde heller werden – im übertragenen Sinn auch für die Kinder: „Sie können dann auch noch nach Sonnenuntergang Hausaufgaben machen und lernen. Ein erster Anfang für einen sozialen Aufstieg über Bildung ist dann gemacht.“