Gelsenkirchen-Hassel. Warum der frühere Gelsenkirchener Gemeinde-Leiter Spickermann Spenden sammelt. Und wofür die knapp 8000 Euro genutzt werden sollen.
Unwahrscheinliches möglich machen: Damit kennt sich Hermann Spickermann, bis 2019 Leiter von St. Michael, eigentlich gut aus. Denn dass das Bistum einst einer Standortverlagerung der katholischen Gemeinde zustimmte und damit eine Rolle rückwärts vollzog, ist auch seiner Hartnäckigkeit zu verdanken. Nun sieht er diese Tugend erneut gefragt – bei einer Entwicklungshilfe nicht nur der religiösen Art im bitterarmen Burundi.
Auch wenn Spickermann den kleinen ostafrikanischen Binnenstaat selbst noch nie besucht hat, so hält er doch seit 2005 Kontakt zur katholischen Gemeinde Franz Xaver in Murore. Entstanden ist dieser über den Laien-Theologen Deo Claude Nshimirimana, den der Hasseler Gemeindereferent damals beim Weltjugendtag in Köln kennengelernt hatte.
Gelsenkirchener Spickermann lernte Laien-Theologen aus Burundi in Köln kennen
„Wir haben in einer Arbeitsgruppe zusammengearbeitet, sind in der Pause ins Gespräch gekommen und haben danach unsere Telefonnummern ausgetauscht“, erinnert er sich. Über Whatsapp hielten sie einander auf Englisch und Französisch auf dem Laufenden, und so erfuhr Spickermann Details über die schwierigen Lebens- und Arbeitsbedingungen in der 65.000-Mitglieder-Gemeinde.
Lesen Sie auch:
Corona-Regeln: Fitnessstudio-Betreiber aus Buer ärgert sich
Lungenkrebs:Gelsenkirchener startet in ein neues Leben
Corona-Variante Omikron:„Tendenz steigend“
Dass etwa ehrenamtliche Katecheten für Vorbereitungsgespräche von Taufen, Kommunion- und Firmfeiern bis zu 38 Kilometer zu Fuß gehen, weil es so etwas wie öffentlichen Nahverkehr in den entlegenen Dörfern nicht gibt, wollte Spickermann nicht so hinnehmen: Er startete einen privaten Spendenaufruf via Whatsapp und konnte Deo Claude Nshimirimana nach ein paar Wochen eine Gesamtsumme von 800 Euro überweisen, mit der der Ostafrikaner vier Fahrräder für die Gemeindehelfer kaufen konnte.
Solar-Panels soll Unterrichtsvorbereitung nach Sonnenaufgang ermöglichen
Vor einigen Wochen hat der 68-Jährige nun nach einem Hilferuf von Deo Claude, mittlerweile im Ruhestand, eine zweite Aktion gestartet: „Es geht darum, 25 Häuser von Katechetinnen und Katecheten der Gemeinde in Murore mit Solar-Panels auszustatten, damit die Gebäude beleuchtet werden und sie ihre Unterrichtsstunden vorbereiten sowie ihre Kurse unter Solarlicht abhalten können“, berichtet Spickermann. Zudem könnten die Ehrenamtlichen dann ihre Handys aufladen, um besser mit den Gemeindemitgliedern zu kommunizieren.
Die Kosten für Anschaffung und Installation der Solarpanels betrügen je Haus 315 Euro, „also eine wirklich große Summe: Für alle 25 Häuser wären es 7875 Euro“, ist sich Spickermann der Herausforderung durchaus bewusst. Über den Aufruf via Whatsapp-Status wie Anfang 2021, das ahnt er, wird er das Geld kaum zusammenbekommen. „Bislang sind fast 2600 Euro eingegangen, wofür ich sehr dankbar bin. Von der Gesamtsumme sind wir aber noch ein ganzes Stück entfernt.“
Gleichwohl ist der Gelsenkirchener von der Notwendigkeit und dem Nutzen der Solarpanels überzeugt: „Burundi gehört zu den ärmsten Ländern der Welt, die allerwenigstens Häuser sind elektrifiziert. Was das für den Alltag – von Essen kochen bis zum Arbeitsleben – heißt, können wir uns gar nicht vorstellen.“ Eine Beleuchtung werde nicht nur die Arbeit der Katechetinnen und Katecheten deutlich erleichtern, sondern auch deren Kindern helfen, noch nach Sonnenuntergang Hausaufgaben zu machen und zu lernen. Ein erster Anfang für einen sozialen Aufstieg über Bildung, der sei dann gemacht.
Spendenkonto: Hermann Spickermann, Paxbank eG, IBAN: DE10 3706 0193 2001 7090 14 (Stichwort „Panels Burundi“)
- Verfolgen Sie die aktuelle Entwicklung zum Coronavirus in Gelsenkirchen in unserem Newsblog
- Lesen Sie mehr Geschichten aus Gelsenkirchen
- Oder folgen Sie der WAZ Gelsenkirchen auf Facebook