Gelsenkirchen-Hassel. . Hasseler Lokalgeschichte zum Nachlesen und Staunen vereint eine reich bebilderte Festschrift zum 100. Geburtstag der St.-Michael-Kirche.

  • Zum 100. Geburtstag der St.-Michael-Kirche in Hassel bringt der Förderverein eine Festschrift heraus
  • Reich bebildertes Jubiläumsbuch geht Anfang und Entwicklung des Bauwerks und der Gemeinde nach
  • Ein Aufsatz beschäftigt sich mit Hasseler Gemälde, das Peter Paul Rubens zugeschrieben wird

Besonders wohlhabend, nein, das ist die Hasseler St.-Michael-Gemeinde nicht. Trotzdem besitzt sie ein Gemälde aus dem 17. Jahrhundert, in dessen vergoldetem Rahmen das Künstler-Schildchen „P. P. Rubens“ befestigt ist. Ein Bild des sterbenden Jesus am Kreuz, das also offenbar von dem berühmten Barockmaler (1577-1640) stammt? Dieser Frage geht der Heimatforscher und frühere Stadtplaner Lutz Heidemann in einem Beitrag nach, der jetzt in der Festschrift „100 Jahre Michaelkirche“ erschienen ist. Es ist einer von neun Aufsätzen, die so manch weitere (Wissens-)Schätze bergen.

Um es vorweg zu sagen: Dass Peter Paul Rubens die Leinwand bemalt hat, die nun im Pfarrhaus hängt, hält Heidemann für eher unwahrscheinlich. Zwar gehe die Bild-Idee vom verlassenen Jesus ohne Maria und Jünger auf den flämischen Künstler zurück und sei in weiteren Varianten überliefert, aber „in den Details nicht besonders sorgfältig“ gearbeitet. Heidemann: „Im Werksverzeichnis gibt es zurecht begriffliche Abstufungen zwischen ,Rubens-Werkstatt’ und ,zeitgenössische Kopie’“.

Rubens-Kopie hängt im Pfarrhaus von St. Michael

Dieses Ölgemälde aus dem 17. Jahrhundert wird Peter Paul Rubens zugeschrieben, ist laut Heimatforscher Lutz Heidemann aber nur eine Kopie, die den Stil des Malers nachahmt. Es hängt im Pfarrhaus von St. Michael.
Dieses Ölgemälde aus dem 17. Jahrhundert wird Peter Paul Rubens zugeschrieben, ist laut Heimatforscher Lutz Heidemann aber nur eine Kopie, die den Stil des Malers nachahmt. Es hängt im Pfarrhaus von St. Michael. © Heinrich Jung

Trotzdem sei das Bild „für unseren Raum bedeutsam“, da es wenig Kunstzeugnisse aus dem Barock gebe und gut zu den Barock-Elementen in der Kirche passe. Nach Hassel gelangte es, so seine Vermutung, als Geschenk des Herzogs Engelbert-Maria von Arenberg (1872-1949), der die Hasseler Pfarrkirche St. Michael förderte.

Heidemann ist es auch, der in einem weiteren Aufsatz die städtebauliche Entwicklung Hassels skizziert – vom Kern der früheren Bauerschaft über die Industrialisierung mit ihrem Bevölkerungsanstieg bis zum Aus der Zechen Bergmannsglück und Westerholt und seinen Folgen. Architektur-Freunde dürfte sein Beitrag über „Planung und Bau der Kirche“ freuen, der viele Fotos vom Innern des Gotteshauses vereint. Darin erfährt der Leser auch, warum es zwar im September 1917 eingeweiht, der Hahn aber erst 1934 auf dem Kirchturm befestigt wurde.

Streifzug durch die Geschichte und Architektur

Stolz auf die Festschrift, die gerade rechtzeitig fertig geworden ist: Hermann Spickermann, als Gemeindereferent mit Koordinierungsaufgaben auch der Gemeindeleiter.
Stolz auf die Festschrift, die gerade rechtzeitig fertig geworden ist: Hermann Spickermann, als Gemeindereferent mit Koordinierungsaufgaben auch der Gemeindeleiter. © ANB

Weitere architektonische Details enthält Rolf Schäfers „Streifzug durch Geschichte und Architektur“ des Gebäudes, der mit liebevoller Sachkunde etwa auf die unterschiedlich gestalteten Fenster- und Türformen hinweist. Weitere Beiträge des Fördervereins-Mitglieds laden ein zu einem „Rundgang um die Kirche“ und enthüllen die faszinierende Technik des „Geheimnis(ses) Kirchturm“ mit seinem Uhrwerk und der Glockenstube. Von Schäfer stammt das Gros der vielen Farbfotos in der Festschrift.

16 Menschen und ihre Erlebnisse rund um die Kirche stehen im Fokus von Porträts, die Studenten der Westfälischen Hochschule verfasst haben. Einen Blick zurück auf die Pfarrer und Seelsorger in St. Michael seit 1913 wirft unterdessen Gemeindeleiter und -referent Hermann Spickermann.