Oberhausen. Die nächsten Matineen im Ebertbad gestalten Preisträger mit Renommee. Auch mit dem eigenen Förderpreis haben die Künstlerförderer nun Großes vor.
Er müsste jetzt eigentlich aufhören, sagt Bruno Zbick – und klingt dabei hellauf begeistert. Gemeint ist aber nur das sprichwörtliche „Aufhören, wenn es am schönsten ist“. Denn der Vorsitzende des Künstlerfördervereins hat für das Klassik-Publikum im Ebertbad wahrlich Großes anzukündigen: Die Matineen Nr. 214 und 215 gestalten in Folge gleich zwei erste Preisträger hochklassiger internationaler Klavierwettbewerbe. Und auch in diesem Metier hat der Künstlerförderverein mit seinen Verbündeten Großes vor.
Pandemiebedingt, weiß der Szenekenner Bruno Zbick, liefen in den letzten anderthalb Jahren nicht viele Wettbewerbe. Doch für jene Konkurrenzen, die tatsächlich nach allen Sicherheitsgeboten ausgetragen wurden, war der Andrang bestens geschulter junger Musiker hoch. Umso strenger war die Auslese, haben die vergebenen Preise noch an Bedeutung zugelegt.
So glänzte die 30-jährige Koreanerin Yeon-Min Park im Mai beim renommierten George Enescu International Music Festival in Rumäniens Hauptstadt Bukarest. Das Festival beschreibt sich selbst als „weltgrößten klassischen Musikwettbewerb“. Ihr erstes öffentliches Recital hatte die Pianistin (für ihre angestrebte Laufbahn recht spät) mit 23 Jahren gegeben – dann aber rasch internationale Preise in Serie angehäuft. Während der 214. Matinee im Ebertbad am Sonntag, 7. November, um 11 Uhr erhält Yeon-Min Park nun den Dr. Eva Maria Zbick-Künstlerförderpreis.
Hakenschlagendes Programm für höchste Ansprüche
Ihr Dank für diese mit 2500 Euro dotierte Auszeichnung ist ein furioses und mit höchsten technischen Herausforderungen gespicktes Programm der Romantik. Die erste Konzerthälfte widmet Yeon-Min Park ganz Frédéric Chopin, gekrönt von der „Grande Polonaise Brillante“. Im zweiten Teil wechselt die Virtuosin schließlich zu Franz Liszt, der – nicht nur im passend betitelten „Danse Macabre“ – gerne geradezu teuflische Schwierigkeiten auftürmt.
Der nächste Preisträger und Gast der 215. Matinee im Ebertbad stellt sich mit einem ähnlich „diabolisch“ hakenschlagenden Programm ebenfalls höchsten Ansprüchen: Anton Gerzenberg, 25 Jahre jung, gastiert am Sonntag, 5. Dezember, im Ebertbad als erster Preisträger des aktuellen „Concours Geza Anda“, der in Zürich nur alle drei Jahre ausgetragen wird. Die große Martha Argerich hatte den jungen Hamburger als ihren Schüler akzeptiert.
Oberhausens Klassik-Gourmets dürfen sich bei diesem Recital vorfreuen auf „Nachtstücke“ von Robert Schumann, entsprechende „Nocturnes“ von Chopin sowie Maurice Ravels unvergleichlichen „Gaspard de la nuit“. Zudem präsentiert Anton Gerzenberg die „Shadowlines“ des zeitgenössischen britischen Komponisten George Benjamin.
Zwei erwartbar grandiose Konzerte in Folge sind natürlich kein Grund, sich als Impresario der gerade wieder auflebenden Sonntags-Matineen zu verabschieden. „Für 2022 planen wir neun Matineen“, sagt Bruno Zbick. Schließlich möchte man die während zweier Lockdowns abgesagten Konzerte junger Talente endlich nachholen. Mehr noch: Mit dem Stifter des Dr. Eva Maria Zbick-Förderpreises, dem Rotary Club Oberhausen Antony-Hütte, bringt Bruno Zbick ein weiteres verheißungsvolles Projekt auf den Weg. Vereint wollen die Service-Clubs der Stadt den Förderpreis umgestalten zu einem Klavierwettbewerb mit Renommee.
Lohnenswerte Auszeichnung für junge Musiker
„Wir wollen keinen kleinen Ortspreis vergeben“, betont denn auch Andreas Walter, der Präsident der Rotarier Antony-Hütte, „sondern einen Preis stiften, der hoffentlich geachtet wird. Für junge Musiker soll es eine lohnenswerte Auszeichnung sein.“ Voraussetzung ist eine professionelle Jury – zu deren Mitgliedern in spe schon Kontakte angebahnt sind. Die Dotierung für den ersten Preisträger soll auch höher sein als beim bisherigen Förderpreis – der selbst schon mit klangvollen Namen aufwarten kann.
So etablierte sich der erste Preisträger von 2015, Haiou Zhang, als erstklassiger Konzertpianist, der aus treuer Verbundenheit nach wie vor gerne in Oberhausen gastiert. Die Violinistin Liv Migdal zählte ebenso zu den Förderpreisträgern wie das Klarinetten-Duo der Brüder Daniel und Alexander Gurfinkel.
Die Kartengebühr ist fürs Ebertbad
In schöner Tradition gilt für alle Matineen des Künstlerfördervereins: Eintritt frei. Allerdings nimmt das Ebertbad eine Kartengebühr von 3 Euro. Und weil die Anzahl der Plätze für den etwas größeren Abstand reduziert ist, empfiehlt es sich, Einlasskarten im Vorfeld zu bestellen unter 0208 - 8106 570 oder online ebertbad.de.Im Ebertbad gilt das 3-G-Prinzip. Die medizinische Maske, die beim Einlass und in der Badeanstalt zu tragen ist, dürfen die Gäste auf ihren Plätzen abnehmen.
Der nach Möglichkeit schon im nächsten Jahr erstmals ausgetragene neue Klavierwettbewerb mit Dr. Eva Maria Zbick (1954 bis 2014) als Namenspatronin wird über drei Tage ein verlängertes Wochenende beanspruchen: Acht Kandidaten werde die Jury nach Vorauswahl einladen, um jeweils 30-minütige Kurzkonzerte zu geben – gekrönt vom sonntäglichen Preisträgerkonzert. „Wir wollen auch einen Publikumspreis vergeben“, ergänzt Bruno Zbick.
Oberhausen will also – mit dem Steinway aus alten „Missfits“-Zeiten – aufhorchen lassen bei den jungen Flügel-Artisten. Und Bruno Zbick ist beglückt, „dass alle Clubs so begeistert mitmachen“.