Oberhausen. 420 schulpflichtige Kinder und Jugendliche aus der Ukraine sind in Oberhausen angekommen. Die Stadt will sie gerecht auf die Schulen verteilen.
Mehr als 1600 Geflüchtete aus der Ukraine hat Oberhausen bereits aufgenommen, darunter mehr als 600 Kinder und Jugendliche; ein Teil von ihnen – rund 70 Prozent – ist in Deutschland schulpflichtig. Wie die Sechs- bis Sechzehnjährigen auf die Schulen im Stadtgebiet verteilt werden, hat die Stadt Oberhausen gemeinsam mit den Schulaufsichtsbehörden und den Schulen erarbeitet.
Doch bis zu den Osterferien sollen die neuen Schülerinnen und Schüler der weiterführenden Schulen erst einmal Willkommensklassen besuchen. Seit Montag findet dort Unterricht statt. Die Willkommensklassen hat die Stadt an acht Standorten im Oberhausener Stadtgebiet eingerichtet – nicht an Schulen, sondern in Räumen, die zum Beispiel Jugendzentren wie das Place 2 be und die Kurbel zur Verfügung stellen. Der Grund: „Man will den Schülerinnen und Schülern später keinen Schulwechsel zumuten“, sagt der Oberhausener Schuldezernent Jürgen Schmidt.
Schuldezernent: „Möglichst keine Hotspots entstehen lassen“
Darum loten die Pädagoginnen und Pädagogen in den Willkommensklassen zunächst aus, welche Schulform für die Jugendlichen die jeweils richtige ist. So können sie nach den Osterferien direkt auf die passende weiterführende Schule wechseln. An den Gesamt- und Realschulen, Gymnasien und Berufskollegs will die Stadt Internationale Unterrichtsklassen einrichten. In diesen lernen die ukrainischen Jugendlichen zunächst die deutsche Sprache. Sie können aber in den Schulstunden, in denen die Sprache keine wichtige Rolle spielt wie etwa Sport oder Kunst, auch am Regelunterricht teilnehmen.
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Auf diese Weise kommen sie schnell mit Altersgenossen und -genossinnen in Kontakt. Auch die Willkommensklassen in Jugendzentren sollen das Ankommen erleichtern, erklärt Jürgen Schmidt. So erhofft sich die Stadt, dass die Geflüchteten dort nach dem Unterricht noch Freizeitangebote wahrnehmen. Und auch bei der Zuordnung zu den Schulen in Oberhausen will die Stadt darauf achten, die Schülerinnen und Schüler gleichmäßig über das Stadtgebiet zu verteilen. „Es geht darum, das möglichst weit zu streuen und keine Hotspots entstehen zu lassen“, erläutert der Schuldezernent. So würden auch nicht einzelne Schulen mehr belastet als andere.
Digitaler Unterricht an ukrainischen Schulen ist kein Ersatz auf Dauer
Einige Ukrainerinnen und Ukrainer nehmen derzeit noch am digitalen Unterricht ihrer Schule in der Heimat teil. Auf lange Sicht gelte die Schulpflicht aber für den deutschen Unterricht und Lehrplan, meint Schmidt. Entsprechend könne der digitale Unterricht an einer ukrainischen Schule bestenfalls zusätzlich besucht werden. „Aber das eine kann das andere nicht ersetzen.“
Derzeit erfasst das Kommunale Integrationszentrum schulpflichtige Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre aus der Ukraine, um ihnen dann einen Schulplatz zuzuweisen. Die Mitarbeitenden besuchen ukrainische Familien in ihren Unterkünften, sind aber auch an der Mülheimer Straße 200 von Montag bis Donnerstag zwischen 9 und 14 Uhr erreichbar. Ein Termin ist nicht nötig, die Kinder und Jugendlichen müssen aber persönlich erscheinen. Auch einen gültigen Ausweis und bestenfalls den Impfpass sollten sie vorlegen.
Noch wenig Nachfrage nach Plätzen in Brückenkitas
Die Schulpflicht betrifft auch Grundschüler. Die Stadt plant hier zwar eine möglichst wohnortnahe Zuteilung. Gleichzeitig setzt sie sich aber zum Ziel, „die Belastung der einzelnen Schulen gering zu halten, weil es dann auch die Chance gibt, sich intensiv um die Kinder zu kümmern“, versichert Jürgen Schmidt. Falls nötig will die Stadt einen Fahrdienst für längere Schulwege anbieten. Nach derzeitigem Stand müsste jede Grundschule rein rechnerisch rund vier Neuankömmlinge aufnehmen, rechnet Schmidt vor. In der Realität werden die Zahlen je nach Schule und Kapazitäten aber unterschiedlich ausfallen.
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Die jüngeren Kinder können in Oberhausen einen Platz in einem Brückenkindergarten bekommen. Diesen können Kinder mit ihren Eltern besuchen, bis es einen freien festen Platz in einer Kita gibt. Zurzeit gibt es 48 Plätze für aus der Ukraine Geflüchtete in Oberhausener Brückenkindergärten. Allerdings sind davon nur knapp zehn besetzt.
„Die Familien wollen erst zur Ruhe kommen“, vermutet Schmidt. Viele seien beschäftigt mit der Registrierung, mit der Wohnungssuche, haben Hoffnung, bald wieder in die Heimat zurückkehren zu können. Einige haben Angehörige verloren, sorgen sich um Familienmitglieder, die im Kriegsland geblieben sind. „Es ist verständlich, dass nicht jeder sofort den Kopf dafür hat, sich um Betreuungsangebote für den Nachwuchs zu kümmern“, findet der Beigeordnete.
Das Angebot der Stadt stehe aber, betont er und lobt auch den Einsatz vieler Bürgerinnen und Bürger. In Oberhausen zeige sich Willkommenskultur. Es sei „sehr beeindruckend“, wie viele sich engagieren.
Lehrkräfte aus der Ukraine einbinden
Lehrkräfte und Erzieher aus der Ukraine, die zum Teil Deutsch und Englisch sprechen, in den Unterricht der geflüchteten Kinder und Jugendliche einzubinden, liegt nahe. Doch so einfach ist das nicht, wie Schuldezernent Jürgen Schmidt erklärt. Zunächst müssten Fragen geklärt werden wie: Welchen Abschluss bringen die Fachkräfte mit? Ist dieser in Deutschland anerkannt? Hinzu komme, dass Lehrerinnen und Lehrer ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen müssen. „Dies ist einerseits sinnvoll: Wir wollen ja niemanden gefährden“, findet Schmidt. Andererseits mache dies die Sache schwierig. Zumal man einige der Pädagogen und Pädagoginnen seit Jahren kenne, etwa von Schüleraustauschen mit Oberhausens Partnerstadt.