Gelsenkirchen. Große Silvesterpartys sind auch diesmal tabu. Umso wichtiger wird das Essen. Was in internationalen Gelsenkirchener Familien auf den Tisch kommt.

Andreea-Elena Chelu braucht vor Festtagen in Gelsenkirchen eigentlich nicht ins Fitnessstudio zu gehen. Das traditionelle, rumänische Festtagsdessert „Cozonac“, ein süßes Brot aus Hefeteig mit variablen Füllungen, braucht ausdauernde Kraft in den Oberarmen bei der Zubereitung. Der Hefeteig sollte mindestens eine halbe Stunde lang kräftig durchgeknetet werden, damit er zart und geschmeidig wird. [Zum Thema traditionell schmausen: Rezepte aus Rutgers Küche]

„Ich habe das Rezept von meiner Oma. Die hat vor den Festtagen daheim in Rumänien immer tagelang in der Küche gestanden und geknetet, viele Cozonac-Brote, für die ganze Familie“, erinnert sich die 30-Jährige.

Seit vier Jahren in Gelsenkirchen

Sie selbst kam 2017 aus dem rumänischen Klausenburg direkt nach Gelsenkirchen. Die verheiratete junge Frau arbeitet für die Arbeiterwohlfahrt als Sozialberaterin im Bereich interkulturelle Nachbarschaftsförderung. Sie berät zugewanderte Landsleute in ihrer Muttersprache, klärt über Pflichten und Rechte auf und unterstützt Neuankömmlinge generell in allen Fragen. Silvester ist auch für sie ein Fest, das in der Familie gefeiert wird, jenseits von Corona-Zeiten gern auch im größeren Kreis. Und auch das Feuerwerk gehört für sie normalerweise zum Jahreswechsel. [Zum Thema: Brückenbauer zwischen den Kulturen]

Mindestens eine halbe Stunde kneten, damit der Teig zart wird

Beim Backen von Cozonac hilft manchmal auch ihr Bruder, vor allem beim Kneten. „Das Wichtigste dabei ist, dass alle Zutaten Zimmertemperatur haben. Sonst wird das nichts. Es braucht viel Geduld und Liebe!“ Die bei ihr auch noch aus den Kindheitserinnerungen gespeist wird. Ein Festtag – gleich ob Weihnachten, Ostern oder Silvester – ohne Cozonac sei für die meisten Rumänen jedenfalls nicht vorstellbar.

Rezept für Cozonac:

1 Kilogramm Mehl sieben, 20 g Trockenhefe in 500 ml warmer Milch auflösen, mit 150 g Butter, 200 g Zucker, 5 Eigelben und dem Mark einer Vanilleschote vermengen und sehr, sehr kräftig kneten. Wie gesagt, mindestens eine halbe Stunde. Danach den Teig eine Stunde ruhen lassen an einem nicht zugigen Ort, mit einem Geschirrtuch abgedeckt.

Köstlich!!! So lautete der Kommentar des Fotografen, der das Glück hatte, Cozonac probieren zu können.
Köstlich!!! So lautete der Kommentar des Fotografen, der das Glück hatte, Cozonac probieren zu können. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Füllung mit Walnüssen, Kakao und Lokum

Wenn der Teig aufgegangen ist, kann er gefüllt werden, zum Beispiel mit Walnüssen, Kakao und Lokum, einem fruchtigen Gelée, das auch aus der türkischen Küche bekannt ist. Für die Füllung werden 5 Eiweiß mit 150 g Puderzucker steif geschlagen, danach 200 g gemahlene Walnüsse, 30 g Kakao und 250 Gramm Lokum untergerührt.

In Brotbackform backen

Gebacken wird in einer Brotbackform. Der Teig kann auch in drei Strängen zum Zopf geflochten werden, wie beim deutschen Hefezopf. Die Füllung wird – wenn gewünscht – schlicht in der Teigmitte eingerollt. Nach dem Füllen kann die Form mit dem Teig noch einige Minuten weiter „gehen“, bevor sie in den Ofen kommt. Am Ende wird der Teig mit Eigelb bestrichen, damit er eine schöne Farbe und die Kruste eine gute Konsistenz bekommt. Cozonac braucht im Backofen bei 180 Grad Heißluft etwa 35 bis 45 Minuten.

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Traditionen aus Griechenland – in Gelsenkirchen nachgekocht

An Silvester sind in Griechenland Glücksspiele beliebt. Man glaubt, dass derjenige, der gewinnt, im Folgejahr sehr glücklich sein wird. So trifft man sich im Freundeskreis oder im Kafenion, spielt Karten oder Würfelspiele und wartet auf Mitternacht. Die staatliche Lotterie befördert diese Tradition alljährlich mit einem attraktiven Jackpot.

Das Rezept zur nächtlichen Erfrischung: Tomatensuppe

In Griechenland wird zu Silvester der Vasilopita-Kuchen gebacken, der dem Heiligen Vassilios gewidmet ist. Im Kuchen wird eine Goldmünze eingebacken – wer sie in seinem Kuchenstück findet, wird im neuen Jahr viel Glück haben, so der Glaube. Aber es gibt auch weniger aufwändige Speisen, die gereicht werden, etwa eine Tomatensuppe.

Die Zutaten:

1/3 Tasse Olivenöl

1 mittelgroße Zwiebel, gehackt

1 Stange Sellerie, fein gehackt

1 Stängel Möhre, fein gehackt

2 Knoblauchzehen, gehackt

2 1/2 Pfund frische Tomaten

8 Tassen Wasser

1 Teelöffel getrockneter Oregano

1/2 Teelöffel Salz

1 Tasse Orzo* oder 3/4 Tasse Reis)

Die Zubereitung

Das Olivenöl in einen Suppentopf geben. Das Öl bei mittlerer Hitze erhitzen und dann die gehackte Zwiebel hinzufügen. Die Zwiebeln etwa 10 Minuten anbraten, oder bis die Zwiebeln weich und durchscheinend sind. Den gehackten Sellerie und die Karotte dazugeben und weitere fünf Minuten anbraten.

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Reduzieren Sie die Hitze auf niedrig und fügen Sie die gehackten Tomaten hinzu. Die Tomaten bei offenem Topf 30 Minuten garen. Die Tomaten sollten anfangen, auseinanderzubrechen. Wasser, Oregano und Salz dazugeben und den Topf zudecken. Die Suppe bei starker Hitze zum Kochen bringen und dann 30 Minuten auf niedriger Stufe köcheln lassen.

Mit griechischem Orzo oder Reis

Orzo oder Reis hinzugeben und die Suppe weitere 20 Minuten köcheln lassen. Wenn Sie diese Suppe nicht sofort servieren, lassen Sie sie etwa 45 Minuten auf dem Herd abkühlen und stellen Sie sie dann in den Kühlschrank, bis Sie sie verzehren können.

(*In der griechischen Küche ist Orzo als „Kritharaki“ bekannt, bei den Italienern als „Risoni“ oder „Risi“ und bei den Deutschen als „Griechische Nudeln“ oder „Nudelreis“.)

Speisen wie der Gourmet in Frankreich

Fotografin Juliette Meinhövel-de Monicault empfiehlt aus ihrer französischen Heimat zu Silvester Meeresfrüchte.
Fotografin Juliette Meinhövel-de Monicault empfiehlt aus ihrer französischen Heimat zu Silvester Meeresfrüchte. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Wie Gott zu Silvester in Frankreich isst, weiß Juliette Meinhövel-De Monicaultzwar nicht. Aber zwei, drei beliebte Gerichte zum Jahresende kann die Fotografin aus Buer sehr wohl auflisten, als wir sie am Telefon bei ihrer Familie in Paris erreichen: „In Deutschland ist Foie gras, also gestopfte Gänse- oder Entenleber, zwar aus Tierschutzgründen verboten. In Frankreich wird es aber, zubereitet mit Salz, viel Pfeffer und ein paar Tröpfchen Cognac, nach wie vor gerne gegessen“, berichtet die 42-Jährige.

Zu Silvester serviert würden darüber hinaus häufig Meeresfrüchte wie Austern, Schnecken oder geräucherter Lachs mit Sahne und Zitrone. „Dazu essen wir rundes Toastbrot.“ Dass um Mitternacht mit ein, zwei Gläschen Champagner angestoßen wird, versteht sich von selbst.