Oberhausen. Am Ende hatte der Freistil-Kultursommer in Oberhausen doch noch Glück. Bestes Spätsommerwetter würzte den Kurzbesuch berühmter Kölsch-Rocker.

Bevor rheinische Frohnaturen mit der weißen Fahne wehen, muss viel passieren: Daher wundert es nicht, dass die Gruppe Brings ihre Kölner Edel-Mundart wie ein Statement von Kulturschaffenden nach dem langen Corona-Lockdown formulieren: „Su lang mer noch am lääve sin“ (So lang wir noch am Leben sind) ist wohl nicht zufällig gewählt.

Sonntagabend, der Innenhof im Zentrum Altenberg ist gut gefüllt. 500 Eintrittskarten, alle verkauft. Und die Kölner Band trägt den karierten Kilt, ein Markenzeichen seither, und feiert das Leben. Ihr 50-Minuten-Kurzauftritt steht zugleich für das Finale des hiesigen Freistil-Kultursommers. Knapp 100 unterschiedliche Veranstaltungen seit Mitte Juni - von Klassik, Lesung, Konzert bis Theater. Aber auch viel Regen.

Brings: „Polka, Polka, Polka“ im Innenhof der Kulturstätte

Ein Sommer, der trotzdem dazu beigetragen hat, dass Künstler ihre Existenz sichern können und das Publikum nach langer Zwangspause nicht auf dem Trockenen sitzt.

Während „Polka, Polka, Polka“ durch den Hof der Kulturstätte schallt, können die Macher  zurückblicken. Einige Minuten zuvor hat Kulturdezernent Apostolos Tsalastras von „gelungenen Monaten“ gesprochen und die Besucher dazu animiert, alle Nicht-Geimpften zum wichtigen Piks zu motivieren - im Sinne der Gesundheit und als Fundament für mehr kulturelles Leben.

Auch die Kölschrock-Gruppe Brings kennt die Stimmungslage innerhalb der Szene. Im Karneval sind die Mannen um Sänger Peter Brings und Schlagzeuger Christian Blüm - Sohn des verstorbenen, ehemaligen Arbeitsministers Norbert Blüm - sozusagen Einheimische. Sie waren durch die weitgehend ausgefallene Session aber eher zum Stillleben verdammt. Auch der „Superjeilezick“, der geliebte Karnevalszug, fehlte.

Doch vor allem unbekanntere Künstler und Nachwuchsgruppen wird die Pandemie härter getroffen haben.

Brings: Freistil-Kultursommer erreicht auch jüngere Besucher

Der Kultursommer konnte in Oberhausen mit Fördergeldern in Höhe von 450.000 Euro gestemmt werden. Das Konzept: Viele Außentermine, breiter Genre-Mix und unterschiedliche Spielorte, die durch das Kulturbüro der Stadt und angeschlossene Partner mit schmaler Personaldecke gestemmt wurden. Die kurze Vorbereitungszeit sorgte für glühende Tatstaturen und Telefonhörer.

Das schreckt indes nicht ab. „Eine Wiederholung in den kommenden Jahren ist für uns sehr interessant“, sagt Tsalastras, auch wenn die identische Größe ohne Fördergelder nicht realistisch ist. Vielmehr möchten die Macher möglichst viele positive Impulse mitnehmen. 

Ein besonderer Wunsch dürfte mit Blick in aufblühende Veranstaltungskalender mitschwingen: Das zwei Mal hintereinander ausgefallene Umsonst-und-draußen-Festival „Olgas Rock“ soll 2022 im Olga-Park wieder starten.

Ob Brings auch eine Idee für das eher alternativ angehauchte Festival sind? Wer weiß! Ihr am Zentrum Altenberg verwendetes "Oberhausen, Ohrensausen" klingt ein wenig nach einer Bewerbung.

>>> Mottek spielen mit neuem Sänger im Vorprogramm

Nicht nur die Kölner Gruppe Brings durfte beim Finale des Freistil-Kultursommers auf die Bühne. Auch Oberhausener Musiker zeigten sich den 500 Fans.

Die Gruppe Mottek hatte zuvor angekündigt, einen Wechsel beim Personal zu vollziehen - und Sänger Sven Möhle gegen Andreas Perk zu tauschen. Der ausgebildete Musiker Perk sang zuletzt im Rockorchester Ruhrgebeat.