Mülheim. Spazierengehen ist der neue Sport in der Corona-Zeit. Wir geben Tipps für einen Rundgang im ländlichen Ortsteil Ickten, der vielen unbekannt ist.
Spazierengehen ist der neue Sport. Seit Ausbruch der Pandemie zieht es die Menschen nach draußen, sie wandern, walken oder schlendern gemütlich durch die Gegend und erkunden so ihre Stadt. Wer Ostern einen Spaziergang machen möchte, könnte zum Beispiel Ickten erkunden – einen Ortsteil von Menden-Holthausen, den viele Mülheimer gar nicht kennen oder falsch verorten. Es gibt nämlich auch ein Ickten auf Essener Gebiet, auf dem Weg nach Kettwig. Das ist nicht gemeint.
Durch die „Icktener Mark“
Auch interessant
Unser Tipp führt Spaziergänger aber in die „Icktener Mark“ – ein alter Begriff für die Gegend. Ländlich ist es dort, es gibt viel Grün, ausgedehnte Wiesen und Felder – und kaum mehr als 20 Häuser. Die waren früher Bauernhöfe, die heute zum großen Teil aber nur noch als Wohnhäuser genutzt werden (ein paar aktive Landwirte gibt es aber doch noch). Mancher mag diese Namen schon mal gehört haben: Krämer Hof, Schultenhof, Staadter Hof, Hof Unterkuhle, Lierhaushof, Hof Grawenhoff oder Buchholzhof.
Viele der Icktener Höfe und Häuser sind Denkmäler, in der Denkmalliste der Stadt findet man an die 40 Einträge für Ickten – zwischen Meisenburgstraße im Osten und Holdestraße im Westen gelegen – und die angrenzenden Ländereien. Wer sich die schönen alten Häuser anschauen möchte, kann von der Mendener Straße aus durch den Saalsweg, den Wischenberg oder die Klingenburgstraße die Höhen erwandern – vorbei an grasenden Pferden. Mit viel Glück trifft man auch mal eine Schafherde an.
Mittellanger Beispiel-Spaziergang
Unser Beispiel-Spaziergang startet an der Klingenburgstraße/Ecke Mendener Straße. Durch das Rossenbecktal – entlang des Baches Rossenbeck – läuft man leicht bergauf. Irgendwann zweigt rechts der Rombecker Weg ab. Etwas steiler hinauf geht es, nach einiger Zeit erreicht man ein schönes altes Fachwerkhaus. Es war einst die Icktener Schule und wurde schon 1797 gebaut.
Bekannt ist, dass dort ab 1842 auch eine Gemeinde- und Schulbibliothek existierte und 1850 ein Lehrerzimmer angebaut wurde. Seit 1859 soll dort der Literarische Verein seinen Treffpunkt gehabt haben. 1936 wurde der Schulbetrieb eingestellt. Der bekannte Mülheimer Künstler Hermann Lickfeld kaufte es und nutzte es von 1939 bis 1941 als Haus und Atelier. Heute wird es ebenfalls von Privatleuten bewohnt.
Vorbei an der alten Dorfschule
Vom Rombecker Weg zweigt man ab in die Oberkuhle und landet wieder auf der Klingenburgstraße. Rechts geht es dann weiter, nach einigen Hundert Metern kommt man am Jansberghof vorbei. Es handelt sich um eine Hofanlage von 1782, ein Fachwerktraufenhaus. Angebaut wurden wohl im 19. Jahrhundert eine Scheune und Remise. Der Jansberghof ist groß und hier wurde das vermutlich erste alternative Wohnprojekt in Mülheim realisiert. Menschen verschiedenen Alters wohnen dort zusammen, sie haben ihre eigenen, aber auch Gemeinschaftsräume, man kümmert sich umeinander.
Die Straße mündet in den Roßkothenweg, dort läuft man links herum. Guckt man in der folgenden Kurve nach links oben, sieht man ein zweigeschossiges Fachwerkhaus, das aus dem beginnenden 19. Jahrhundert stammt. Dann kann man dem Roßkothenweg rechts in Richtung Flughafen folgen, biegt bei der nächsten Möglichkeit links in eine kleine Straße ein, die am Flughafengelände vorbeiführt. Am Ende der Straße geht es rechts durch den Wald. Biegt man an der Kreuzung erneut rechts ab und läuft ein Stück weiter, gelangt man zum Bollenberg. Dort geht es links herum und vorbei am bekannten Hofladen und Hofcafé des Biohofes Felchner. Ganz am Ende der Sackgasse liegt der Hof Bollenberg Berchter, ein schönes Fachwerkgebäude aus dem 19. Jahrhundert.
Mehr Spaziergänger
43 Prozent der Deutschen gehen laut AOK Rheinland seit Ausbruch der Pandemie mehr spazieren als früher. Auch in NRW sind es genau 43 Prozent.Vor allem jüngere Menschen sollen laut Studie durch die Corona-Einschränkungen zu Spaziergängern geworden sein: 53 Prozent der 18- bis 29-Jährigen sind derzeit häufiger zu Fuß unterwegs als vorher.Bei den 30- bis 39-Jährigen sind es 50 Prozent, bei den 40- bis 49-Jährigen 47 Prozent, bei den 50- bis 64-Jährigen 39 Prozent und in der Gruppe der Menschen über 65 Jahre gehen 37 Prozent mehr spazieren.
Geht man ein Stück zurück, biegt dann rechts ab und stiefelt den steilen Berg hinunter, kommt man wieder zur Klingenburgstraße. Man biegt rechts ab und läuft immer geradeaus wieder zurück zum Ausgangspunkt. Ein mittellanger – hoffentlich sonniger – Spaziergang „im schönsten Fleckchen Mülheims“ (so ein Icktener Landwirt) ist vorbei.
Der Spaziergang dauert rund 90 Minuten, ist nicht sehr anspruchsvoll, obwohl es einige Male bergauf geht.