Ickten..


Apfelbäume, die voller roter Früchte hängen, Pferde, die auf grünen Wiesen grasen, idyllische Fachwerkhäuser und weite Felder – ländlicher als in Ickten geht es kaum. Der Ortsteil, der zum Stadtteil Menden-Holthausen gehört, ist groß, aber spärlich bewohnt. Vielleicht kennt ihn auch deshalb so mancher Mülheimer nicht – oder wähnt ihn in Essen. Was nicht ganz falsch ist. Ickten ist nämlich zweigeteilt. Es gibt auch ein Kettwiger Ickten, das wesentlich dichter besiedelt ist und seit den 1930ern ein Wohngebiet.

Mülheim-Ickten überblickt man am besten von der Anhöhe am Saalsweg aus, nahe der A 52. Landschaft pur, die teilweise unter Naturschutz steht, gibt es zu sehen und sonst kaum etwas. „Wir haben in Ickten etwas mehr als 20 Häuser. Man kennt sich“, sagt Landwirt Hans-Heinrich Terjung, der Kartoffeln anbaut und Pensionspferde beherbergt.

Milchkühe gibt es nicht mehr

 Sein Hof Oberkuhle ist seit 170 Jahren im Familienbesitz. Aktive Bauern gebe es nur noch knapp über fünf, etliche Bauernhäuser seien vermietet oder verkauft worden. Wie etwa die alte Schule am Rombecker Weg (erbaut 1797), die ein Privatmann schon seit längerer Zeit zu sanieren versucht.

Ein Blick in die Geschichte zeigt: Die „Icktener Höfe“ in der „Icktener Mark“ wurden 1350 erstmals in Schriften erwähnt, der Name Ickten stammt wohl von einem Fronhof namens „Ickete“, von dem in einer Urkunde von 1050 die Rede ist. Auf diesem Gehöft mussten die Bauern ihren Zehnten abliefern.

Durch Ickten streift man am besten zu Fuß oder per Rad – auch wenn es gehörig bergauf bzw. bergab geht. Die meisten Sträßchen zwischen der Meisenburgstraße im Osten, dem Steinweg im Südosten und der Holde Straße im Westen sind nur für Anlieger frei. Wer das Ros­senbecktal hinab stiefelt, entdeckt dort ein paar braune Rinder. Milchkühe gibt es im Ortsteil längst nicht mehr. Hühner gackern jenseits der Mendener Straße auf dem Schultenhof. Bauer Hans-Werner Löckenhoff ist wie Terjung in Ickten aufgewachsen. „Das hier ist das schönste Fleckchen Mülheims“, findet er.

Ältester Einwohner ist Ortsteiloberhaupt

Trotz des Lärms, den die Flugzeuge im Landeanflug auf Düsseldorf und die Autos auf der Ruhrtalbrücke produzieren. Den Bau der Brücke hat Löckenhoff als Jugendlicher mitverfolgt. „Man hat sich daran gewöhnt“, erklärt er. Eine Schule gibt es Ickten heute genauso wenig wie ein Geschäft (außer Löckenhoffs kleinen Hofladen) oder eine Gastwirtschaft. Abgesehen vom japanischen Restaurant „Sakura“, das knapp hinter der Stadtgrenze zu Kettwig liegt. Alte Icktener kennen es noch als „Jan im Körfgen“.

Postalisch und finanzamttechnisch zählt Ickten zu Mülheim, telefonisch und kirchlich zu Kettwig. Vereine gibt es im Ortsteil nicht, aber eine „gute Nachbarschaft“ und sogar einen Bürgermeister. „Es gilt die Regel: Wer in Ickten geboren und der älteste Einwohner ist, ist Ortsteiloberhaupt“, berichtet Hans-Werner Löckenhoff lachend. Momentan obliege das Amt Friedhelm Strengbier (81) vom Schnellenkampweg, seine Stellvertreterin ist Brunhilde Stiefgen vom Saalsweg.