Gelsenkirchen. Der neue Chefarzt an den Evangelischen Kliniken Gelsenkirchen will die Beckenchirurgie im Haus ausbauen. Was er sonst noch vorhat.
Die Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie an den Evangelischen Kliniken Gelsenkirchen hat einen neuen Chefarzt, Dr. Stephan Schmidt. Und mit dem Nachfolger des in den Ruhestand gewechselten Dr. Oswin Wamsler will sich die Orthopädie an der Munckelstraße zugleich neu aufstellen. Neben der unverändert vor allem von Oberarzt Thomas Wendland geleiteten Unfallchirurgie wird Dr. Schmidt den Bereich der Beckenchirurgie als neuen Schwerpunkt ausbauen.
Gelsenkirchen: Gelenkerhaltend als oberstes Ziel
Stephan Schmidt will in dem Bereich das gesamte Therapiespektrum von gelenkerhaltenden Therapien und Eingriffen bis hin zu Endoprothetik und auch Revisionsendoprothetik (den Austausch vorhandener künstlicher Gelenke) anbieten. An seiner letzten Station am Endoprothetikzentrum Wuppertal leitete Schmidt die Sektion für diesen speziellen Bereich. Gelenkaustausch und auch Einsatz soll es in Gelsenkirchen an der Munckelstraße aber auch für Knie geben.
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Dem Charlie-Chaplin-Gang entgegenwirken
Zum Behandlungsspektrum gehören nun zudem alle Formen von Hüftfehlstellungen und deren Korrektur in verschiedensten Ausprägungen. „Fehlstellungen wirken sich ganz unterschiedlich aus, führen unerkannt und unkorrigiert meist zu verfrühter Arthrose. Charlie Chaplin etwa litt unter einer starken Fehlstellung im Hüftbereich, was zu seinem so typischen Gang führte mit nach außen gedrehten Knien“, erläutert Schmidt. Je nach Lebensalter, in dem die Fehlstellungen entdeckt werden und nach Ausprägung gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Fehlstellung dauerhaft zu korrigieren. Die „Dreifach-Beckenosteotomie“, die operative Behebung einer besonders ausgeprägten Form, ist sein Spezialgebiet. Dabei handelt es sich um eine nur in wenigen Kliniken durchgeführte komplexe Operationstechnik bei Hüftfehlständen.
Zum Spektrum gehören zudem Achsen korrigierende Eingriffe an Ober- und Unterschenkeln, um Knie- und Hüftproblemen aufgrund von Fehlstellungen wie „O- oder X-Beinen“, wie der Volksmund sagt, entgegenzuwirken. Oberstes Ziel sei immer, gelenkschonend und -erhaltend zu arbeiten, OP-Techniken hingen davon ab und reichten von minimalinvasiv bis extrem aufwendig, so Schmidt.
Spezialisiert ist Schmidt zudem auf Fußchirurgie und spezielle Unfallchirurgie, beides praktizierte er in Düsseldorf als leitender Oberarzt. Ein wichtiger Schwerpunkt in seiner Klinik soll die Alterstraumatologie sein, also die Behandlung von Brüchen bei betagten Menschen. Bei Senioren ist es besonders wichtig, sie schnell wieder auf die Beine zu bekommen, weshalb ein liegendes Abwarten, bis die Knochen verheilen, nicht in Frage kommt. Ein minimalinvasiver Eingriff, bei dem der Beckenring mit Schrauben fixiert werde, helfe, schnell die Beweglichkeit des Patienten wiederherzustellen. Die Voraussetzungen für die Therapie gerade von Alterstraumatologie an den Evangelischen Kliniken nennt Schmidt „ideal dank der vorhandenen Fachdisziplinen Geriatrie, Schmerztherapie und Neurologie“.
Vieles kann auch in Pandemiezeiten nicht aufgeschoben werden
Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie
Dr. Stephan Schmidt ist verheirateter Vater von zwei Kindern (9 und 13 Jahre als) und lebt mit der Familie in Solingen. Der Hockey-Spieler und neue Chefarzt war zuletzt als leitender Oberarzt tätig. Nach dem Medizinstudium in Düsseldorf an der Heinrich-Heine-Universität absolvierte er die Facharztausbildungen zum Orthopäden und zum Unfallchirurgen in Remscheid und Wuppertal.
Der Neustart mitten in der Pandemie ist naturgemäß kein idealer Zeitpunkt. Zu Untätigkeit ist der orthopädische Chirurg jedoch auch jetzt nicht verdammt, wie er betont. Gerade im Bereich Alterstraumatologie erlaubten Sturzereignisse kein Aufschieben von Operationen und auch bei Entzündungen vorhandener Prothesen sei Eile geboten. Komplexe Korrekturen von Fehlstellungen, die eine intensivmedizinische Behandlung danach erfordern, werden nach Möglichkeit in diesen Tagen jedoch nicht durchgeführt, um Plätze für mögliche Covid-19-Patienten frei zu halten.
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