Gelsenkirchen. Die Lichtinstallation „Blaues Band“ über der Kurt-Schumacher-Straße in Gelsenkirchen-Schalke erstreckt sich nun bis zum MiR. Das steckt dahinter.
Nachtaufnahmen von der Kurt-Schumacher-Straße in Gelsenkirchen-Schalke haben seit 2020 einen ganz besonderen Charme. Grund dafür ist das „Blaue Band“, das im übertragenen und im tatsächlichen Wortsinn Schalke mit dem Süden und dem Norden der Stadt verbinden soll. Nun reicht diese ganz besondere Lichtkunstinstallation sogar bis zum Musiktheater, eben dorthin, wo der Stadtteil Schalke im Süden beginnt. Und wer weiß, eines Tages erstreckt sie sich vielleicht bis hinauf nach Buer. Begrüßen würden die Initiatoren von der Stiftung Schalker Markt das in jedem Fall, sie freuen sich aber nun erstmal über den Lückenschluss gen Süden, der am Freitag, 8. April, vollzogen wird.
Seinen Anfang nahm dieses Projekt in Schalke, das Wiege und Namensgeber des FC Schalke 04 ist, vor rund fünfeinhalb Jahren. Damals ging Clemens Tönnies – seinerzeit noch Aufsichtsratsvorsitzender beim Club – auf eine „Mythos-Tour“ mit Olivier Kruschinski. Nach der mehrstündigen Reise durch Schalke, soll er begeistert festgestellt haben: „In diesem Stadtteil steckt so viel Historie, so viele Geschichten, die erzählt werden müssen. Diesen Schatz müssen wir heben.“
Alsbald telefonierte Tönnies herum und stellte den Kontakt zwischen lokalpatriotischen Gelsenkirchenern wie Kruschinski und verwaltungserfahrenen Personen wie dem ehemaligen Präsidenten des Regierungsbezirks Münster, Peter Paziorek, her. Das war die Geburtsstunde der Stiftung Schalker Markt, die einen großen Anteil daran hat, dass das problembehaftete Schalke-Nord in den kommenden Jahren einen gewaltigen Satz nach vorne machen könnte - städtebaulich wie kulturell.
Schalke-Nord neu denken: 60 Millionen Euro für den Stadtteil
Der Rat der Stadt Gelsenkirchen hatte im vergangenen Jahr den Startschuss für die Runderneuerung des Stadtteils Schalke-Nord gegeben. Rund 60 Millionen Euro stehen bis 2028 für das sogenannte Integrierte Entwicklungskonzept (IEK) bereit, um mehr als 40 Maßnahmen für den Umbau des Quartiers in einen modernen, lebenswerten Stadtteil zu realisieren. Der städtische Eigenanteil liegt bei 7,8 Millionen Euro. Eine Verlängerung des Programms über 2028 hinaus wird angestrebt.
„Schalke Nord neu denken“ – das ist das Leitmotiv für die kommenden acht Jahre. Der, so Kritiker, „vergessene Stadtteil“, soll in Teilen saniert, umgebaut, vor allem aber „neu erfunden“ werden. Angsträume und Problemimmobilien sollen verschwinden, neue Freiräume entwickelt werden, der Verkehr für Radler und Fußgänger optimiert und der Stadtraum neu geordnet werden.
42 Einzelmaßnahmen auf sechs definierten Handlungsfeldern „zur Stabilisierung und Revitalisierung der Gebietskulisse“ sieht das Integrierte Entwicklungskonzept Schalke-Nord (IEK) vor. Wohnen, Gewerbe, Einzelhandel, aber auch Bildung, soziale Infrastruktur und Stadtklima sollen optimiert werden.
Das „Blaue Band“ verbindet Schalker Pole von Emscher bis zum Musiktheater
Eines von vielen – aber zweifelsohne das weithin sichtbarste Projekt – der Stiftung Schalker Markt ist eben das „Blaue Band“. Die einmalige Lichtinstallation strahlt mithilfe energetisch hocheffizienter LED-Module zu den Seiten blau ab, während die Straße hell illuminiert wird. Durch das weithin sichtbare Blau entsteht eine symbolische Verbindung zwischen den zwei äußeren „Schalker Polen“, der renaturierten (blauen) Emscher und den weltbekannten (blauen) Schwammreliefs von Yves Klein im MiR.
„Wir wollen hier eine Aufbruchstimmung erzeugen“, sagt Olivier Kruschinski, der Vorstandssprecher der Stiftung. „Und wir wollen allen Bürgern das Gefühl vermitteln, dass sich hier in ihrem Schalke etwas tut.“
Los ging es vor 2020, als die ersten beiden LED-Leuchten, die das blaue Licht spenden, in Höhe des Ernst-Kuzorra-Platzes zur Probe aufgehängt wurden. Dank zahlreicher Spender, darunter vor allem die Essener Brost-Stiftung und das Gelsenkirchener Unternehmen Amevida, wuchs die Zahl der Lampen stetig, sodass sich das Lichtband nun bis zum südlichen Ende der Kurt-Schumacher-Straße erstreckt.
Gekostet hat die Installation bisher rund 300.000 Euro. Vermutlich ebenso viel Geld wäre nötig, um die Schenkung an die Stadt Gelsenkirchen im Norden bis nach Buer auszuweiten. Sollten sich Spender finden, würde die Stiftung Schalker Markt den Ausbau gen Norden aber wohlwollend unterstützen.