Gelsenkirchen. Ein Kitaplatz ist Grund zur Freude - und bedeutet Belastung durch Elternbeiträge. Welche Gelsenkirchener Familien wie viel finanziell beitragen.
Wenn Eltern dieser Tage die Bestätigung erhalten, dass ihr Kind ab dem kommenden August eine Gelsenkirchener Kita besuchen darf, ist das für die Familie meist ein Grund zur Freude - der erste Schritt zum Großwerden! Nur kommt mit dem Kita-Start auch ein unangenehmes Thema auf die Familien zu: Die Elternbeiträge. Diese betragen in Gelsenkirchen – je nach Brutto-Haushaltseinkommen, Betreuungszeit und Alter der Kinder – zwischen 22 und 770 Euro. Wie die Stadt nun auf Nachfrage mitteilt, zahlen viele Eltern in Gelsenkirchen aber überhaupt nichts für die Kita.
Der Grund: Bis zu einem Jahreseinkommen von 17.500 Euro werden keine Elternbeiträge fällig. In diese Einkommensstufe fällt in Gelsenkirchen fast jede zweite Familie: 3765 Kinder von insgesamt rund 8875 betreuten Kindern in Gelsenkirchen stammen aus den einkommensschwächsten Familien. „Alle anderen Einkommensstufen sind relativ gleichmäßig verteilt“, sagt Stadtsprecher Martin Schulmann.
Kinder von Top-Verdienern: Nur für ein Drittel fallen Gebühren an
Elternbefragung
Einer aktuellen Elternbefragung zufolge spielt bei den Eltern die Lage einer Kita in Wohnortnähe die größte Rolle bei der Auswahl einer Einrichtung (bei 73 Prozent). Die Verfügbarkeit eines Platzes für Kinder unter 3 Jahren steht mit etwa 60 Prozent an zweiter Stelle. Bei 31 Prozent ist die Empfehlung von anderen Eltern entscheidend.
Der Befragung zufolge sind die Eltern zufrieden mit dem Kita-Angebot in Gelsenkirchen. Der Förderung der Selbstständigkeit und des Sozialverhaltens von Kindern über drei Jahren bewerten die Eltern beispielsweise mit einer Note von 1,6. Die Förderung von Kreativität und motorischer Entwicklung bewerten sie mit 1,7.
Tatsächlich zeigt sich: In den restlichen 14 Einkommensstufen bewegt sich die Zahl der Kinder zwischen 190 und 670. So leben etwa rund 440 betreute Kinder in einer Familie mit einem Jahreseinkommen von 40.000 Euro, während 670 Kinder Familien der Einkommensstufe bis 60.000 Euro zugerechnet werden können – in etwa das deutsche Durchschnittseinkommen und auch die Stufe mit den zweitmeisten Kindern in Gelsenkirchen. In die höchste Stufe (über 125.000 Euro) fallen 337 Kinder.
Die Stadt betont, dass von diesen 337 Kindern aber tatsächlich nur für etwa ein Drittel wirklich Elternbeiträge gezahlt werden müssen. Dafür gibt es zwei Gründe: Entweder sind die Kinder Geschwisterkinder anderer Kita-Kinder und werden deshalb kostenlos betreut oder sie befinden sich in den letzten beiden Kindergartenjahren und sind daher vom Elternbeitrag befreit. Die Beitragsfreiheit für ein zweites Kita-Jahr hat die NRW-Landesregierung für das derzeit noch laufende Kita-Jahr eingeführt.
Kita-Gebühren sind in Gelsenkirchen seit 2008 gleich hoch
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Insgesamt kann die Stadt von den Höchstverdienern damit lediglich knapp 40.000 Euro monatlich an Gebühren einfordern. Das würde Jahreseinnahmen von etwa 480.000 Euro bedeuten. Damit trägt die höchste Einkommensklasse weniger als zehn Prozent zu den gesamten Gebühren in Gelsenkirchen bei. Denn insgesamt rechnet die Stadt damit, dass sie im kommenden Jahr knapp sechs Millionen Euro durch Kita-Gebühren einnehmen wird.
Verändert hat sich die Staffelung der Elternbeiträge seit über zehn Jahren nicht. Seit 2018 sind sie in Gelsenkirchen auf dem selben Niveau. Seitdem gilt: Der Maximalbetrag in Gelsenkirchen sind 770 Euro. So viel müssen Eltern monatlich zahlen, wenn sie über 125.000 Euro im Jahr verdienen und ein Kind unter zwei Jahren über 45 Stunden pro Woche betreuen lassen.
Kita-Gebühren in Gelsenkirchen im Vergleich mit Nachbarstädten
Im Vergleich mit anderen Kommunen an Rhein und Ruhr ist das ein recht hoher Maximalbetrag: Vielerorts müssen Top-Verdiener unter 700 Euro zahlen. Bei den Kindern über drei Jahren fallen in Gelsenkirchen bei der höchsten Einkommensklasse und längsten Betreuungszeit maximal 504 Euro an – im Rhein-Ruhr-Vergleich ist das oberes Mittelfeld.
Im direkten Vergleich mit den Nachbarstädten ist Gelsenkirchen ebenfalls weder besonders teuer noch besonders günstig (siehe Tabelle). Die Beitragsstaffelung ähnelt sich der aus Marl, Dorsten und Gladbeck und ist sogar identisch mit der aus Herten. Aus der Reihe fällt zum einen Essen, weil die Gebühren hier insgesamt am niedrigsten sind, Familien allerdings nur bis 13.000 Euro Jahreseinkommen keine Gebühren zahlen müssen. In Bochum dagegen ist die Grenze zur Beitragsfreiheit besonders hoch: Dort beträgt sie 25.000 Euro. Und in Herne fällt auf, dass die Einkommensklassen (insgesamt 28) breit gestaffelt wurden.
Die meisten Kinder werden in Gelsenkirchen nach Angaben der Stadt bis zu 35 Stunden in der Woche betreut – sowohl die Kinder über als auch unter zwei Jahren. In der mittleren Einkommensklasse von 60.000 Euro pro Jahr sind das beim 35-Stunden-Kontingent 114 Euro monatlich für die Betreuung von Kindern über zwei Jahren. Für die Betreuung der Allerkleinsten muss fast das Doppelte (213 Euro) gezahlt werden. Hinzu kommen dann monatlich noch die Verpflegungskosten für das Essen in der Kita. Diese liegen in Gelsenkirchen zwischen 20 und 90 Euro monatlich je Kind.
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Wie viele Eltern unfreiwillig von den Kita-Gebühren befreit werden – nämlich, weil sie trotz Bedarf keinen Kita-Platz erhalten haben: Das kann die Stadt derzeit noch nicht sagen. Für das kommende Kita-Jahr läuft die Anmeldung und Vergabe der Plätze erstmals komplett über das neue Kitaportal der Stadt (kitaportal.gelsenkirchen.de). Dort erstellen sich die Eltern einen Account und erhalten über diesen seitens der Einrichtungen Zu- oder Absagen. Diese werden seit dem 18. Januar verteilt.