Mülheim. Die Statistik zeigt: Noch sind viele Lehrstellen frei. In der Coronazeit haben sich weniger Jugendliche bei Beratern der Arbeitsagentur gemeldet.

Die Corona-Pandemie hat Auswirkungen auf den Ausbildungsmarkt. Aktuell sind in Mülheim deutlich mehr Lehrstellen offen als im Vorjahr: 385 Ausbildungsplätze sind unbesetzt, das sind 77 mehr als 2019. Und noch eine Zahl sticht aus der neuen Statistik der hiesigen Agentur für Arbeit hervor.

Lediglich 931 Bewerber haben sich in den vergangenen Monaten bei der Berufsberatung gemeldet und informiert. Das waren 265 Frauen und Männer weniger als 2019, ein Rückgang von 22,2 Prozent. Für Pressesprecherin Katja Hübner ist die monatelange Schließung der Schulen im Frühjahr der Hauptgrund für diese Entwicklung; man habe die Schüler in der entscheidenden Phase schwer erreichen können.

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Keine Messe, keine Speeddatings, keine Veranstaltungen in Schulen

„Es gab keine Ausbildungsmesse, keine Speeddatings, keine Veranstaltungen in den Schulen“, so Katja Hübner, „wir hatten Probleme, an die Schüler heranzukommen.“ Man habe den Beratungsservice zwar im Internet beworben, einen Youtube-Kanal betrieben und eine Telefon-Hotline eingerichtet, doch der Erfolg sei mäßig gewesen. Was schade sei: „Denn der Bedarf bei den Unternehmen ist ja da – aber es gibt einfach zu wenig Bewerber.“

Insgesamt seien diesmal 1130 freie Stellen gemeldet worden, 81 weniger als 2019. Mit einem Ausbildungsplatz, einem Studium oder sonstiger Alternative versorgt seien bislang 737 junge Menschen. 194 Bewerber gelten noch als unversorgt. In umliegenden Städten ist die Quote der Beratungssuchenden übrigens besser. So hat sie sich etwa in Oberhausen nur leicht verschlechtert, um 5,2 Prozent. Was ein Problem für potenzielle Arbeitgeber sein kann, kann eine Chance für die Jugendlichen sein: „Sie können zwischen vielen Lehrstellen wählen“, so Hübner.

Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit mahnt: Bloß nicht aufgeben!

Christiane Artz, Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit Mülheim, bleibt indes hoffnungsfroh für unversorgte Unternehmer und Bewerber. „Der Zug ist ja noch nicht abgefahren. Wegen der Pandemie können Jugendliche bis Ende Januar 2021 in eine Berufsausbildung einsteigen.“ Aufgeben solle niemand.

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Aus gleichem Grund hatte der „Ausbildungskonsens NRW“ am 12. August die Initiative „Ausbildung Jetzt!“ vorgestellt. Christiane Artz unterstützt die Kampagne vor Ort. „Unsere Partner und wir werden alles dafür tun, um nun noch möglichst viele Unternehmen und Azubis zusammenzubringen. Ich appelliere an die jungen Menschen in Mülheim: Melden Sie sich bei der Berufsberatung und lassen Sie sich bei der Suche von uns helfen.“ Der Arbeitgeber-Service stehe den Unternehmen zur Seite, nehme auch gern weiter freie Ausbildungsstellen entgegen.

Besonders viele freie Stellen im Einzelhandel

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Nach Angaben der Agentur werden aktuell unter anderem gesucht: Kaufmann/-frau im Einzelhandel (38 Stellen), Verkäufer/in (22), Fachverkäufer/in – Lebensmittelhandwerk, Fleischerei (16), Fleischer/in (13), Fachinformatiker/in – Anwendungsentwicklung (13), Bachelor of Laws (FH) – Verwaltung (13), Handelsfachwirt/in (Ausbildung) (12), Koch/Köchin (11), Fachverkäufer/in – Lebensmittelhandwerk – Bäckerei (11), Kaufmann/-frau - Büromanagement (11).

Hotline für Jugendliche: 0208 8506 112 (mo bis do, 9-16 Uhr, fr, 9-14 Uhr); Hotline für Arbeitgeber: 0800 4 5555 20 (mo bis fr, 8-18 Uhr), Tipps der Berufsberatung für Jugendliche auch auf YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=QwvkhkKIscg; Infos zur Kampagne „Ausbildung Jetzt“ unter https://www.mags.nrw/ausbildungjetzt