Mülheim. Die zutrauliche Katze Phybie taucht regelmäßig in Mülheimer Facebook-Gruppen auf oder wird im Tierheim abgegeben. Was sich ihre Besitzer wünschen.
Sie hat es zu einer gewissen Berühmtheit gebracht – zumindest in ihrem Stadtteil Winkhausen und auf Facebook: Phybie, die einjährige Katze der Familie Hamm. Phybie ist extrem zutraulich, überhaupt nicht ängstlich und besonders neugierig. Und so hat ihre Menschfreundlichkeit sie bereits in manch missliche Lage gebracht: Ein paar Mal schon mussten ihre Halter sie nicht nur bei Nachbarn abholen, sondern auch im Tierheim, selbst durch einen Supermarkt soll sie schon spaziert sein und verschafft ihrem Frauchen dadurch schlaflose Nächte. Kein Einzellfall, dass eine Katze durch die Nachbarschaft zieht und Anschluss sucht. Das Tierheim und eine Mülheimer Tierärztin wissen, was der Auslöser sein könnte.
„Hallo, ich bin die Phybie. Ich habe ein wirklich schönes Zuhause, ich bekomme jeden Tag etwas zu essen, habe einen Kratzbaum, eine Toilette und meine Leute spielen jeden Tag mit mir. Ihr Lieben,️ ich mag das sehr, dass ich so beliebt bin, aber bitte füttert mich nicht, sperrt mich bitte nicht ein und ruft bitte nicht die Feuerwehr. Ich mag nicht noch mal unfreiwillig in den Knast“ – mit diesem herzergreifenden Appell hat sich Katzenhalterin Nadine Hamm im Namen ihrer Phybie über Facebook an alle wohlmeinende Menschen gewandt, die sich Sorgen gemacht haben um die junge Katzendame, die regelmäßig durch Winkhausen zieht und dort bei dem einen oder anderen Nachbarn reinschaut.
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Auf Facebook wird oft ein Foto von der vermeintlich heimatlosen Phybie gepostet
Selbst ihren ersten Geburtstag hat die Katze im Tierheim verbringen müssen. Die Trauer bei Nadine und Andreas Hamm und ihren drei Kindern war groß und der Stress für Phybie durch den Transport im Auto und die Übernachtung im Tierheim auch nicht unerheblich.
Zum Schutz der Katzen
Seit etwa zwei Jahren gilt in Mülheim eine Katzenschutzverordnung. Diese besagt, dass Katzenhalter, die ihrer Katze nach draußen lassen, auf Verlangen den Nachweis über Kennzeichnung, Registrierung und Kastration des Tieres vorlegen müssen.
Dadurch soll vor allem der unkontrollierten Vermehrung von Katzen, die nicht kastriert sind, Einhalt geboten werden.
Weitere Informationen:www.tierschutz-muelheim-ruhr.de/KatzenKastration
„Sie ist extrem aufdringlich und dürstet nach Gesellschaft“, sagt Nadine Hamm über Phybie – die bei der fünfköpfigen Familie Trubel gewöhnt ist und immer jemanden zum Kuscheln oder Spielen findet. „Scheu“ kennt sie daher nicht und geht auch draußen offen auf Menschen zu. Was aber mittlerweile folgenden Effekt hat: „Kaum ist sie eine Stunde draußen, fragen die Leute auf Facebook schon, wem gehört denn diese Katze. Da vermissen wir sie noch gar nicht. Und schon wird sie wieder einkassiert“, beschreibt Nadine Hamm.
Auch mit einem Halsband haben es die Hamms zwischenzeitlich probiert – das aber hat die Katze direkt verloren. Die 47-Jährige befürchtet: „Dadurch, dass wir Phybie immer irgendwo abholen müssen, hat sie gar nicht die Chance alleine nach Hause zu kommen und kann auch nicht lernen, selbstständig zurückzukommen.“
Mülheimer Tierheim-Leiterin: Zutrauliche, gepflegte Katzen haben in der Regel ein zuhause
Phybie ist nicht die einzige Katze in Mülheim, die Stammgast im Tierheim ist. „Wir haben regelmäßig bestimmte Katzen hier, die aufgrund ihrer Zutraulichkeit aufgenommen werden“, berichtet Tierheim-Leiterin Marion Niederdorf. Ihr Ratschlag: „Man sollte sich nur um eine fremde Katze kümmern, wenn sie augenscheinlich unterernährt oder krank ist. Wenn sie zum Beispiel zusammengekauert in einer Ecke sitzt, ist das ein Zeichen dafür, dass es ihr nicht gut geht.“
Wilde Katzen, die kein Zuhause haben, sind laut Tierheim-Leiterin scheu und ungepflegt. Ist eine Katze aber zutraulich, hat glänzendes Fell und nicht zu wenig auf den Rippen, hat sie in der Regel auch ein Zuhause, beruhigt Niederdorf. Der größte Fehler, den wohlmeinende Katzenfreunde machen können, ist laut Aussage der Tierheim-Leiterin, fremde Katzen zu füttern. „Katzen haben immer Hunger und tun so, als seien sie fast verhungert.“
Tierärztin aus Mülheim mahnt: Keine fremden Katzen füttern
Auch Tierärztin Dr. Martina Merkt sagt: „Katzen sind halt so – die sind da, wo es das leckerste Futter gibt.“ Und überlegten sich denn drei Mal, ob sie zurück nach Hause gehen, wenn es woanders nicht nur besser schmeckt, sondern sie auch zusätzliche Zuwendung bekommen. Fremde Katzen zu füttern, könne auch ein gesundheitliches Risiko bergen, mahnt die Tierärztin: „Manche Katzen brauchen Spezialfutter, etwa Allergiker oder nierenkranke Tiere.“
Für Phybie hofft Familie Hamm nun, dass sie trotz ihrer tierischen Beliebtheit ein freies Katzenleben führen kann – ohne erzwungene Aufenthalte im Tierheim. Und sie selber, sagt Nadine Hamm, würde ihre Katze auch gerne wieder ohne Sorgen rauslassen können.