Mülheim. Die Feuerwehr rettet alles, egal ob Haus- oder Wildtier, zunehmend auch Reptilien. In diesem Jahr gab es bis November schon 359 Einsätze.

Die Feuerwehr kommt nicht nur, wenn’s brennt: Ist ein Tier in Not, rücken die Retter sofort aus. Bereits 359 Tierrettungseinsätze hatte die Feuerwehr in diesem Jahr bis Ende November. Tendenz steigend, sagt Sprecher Thorsten Drewes. Und ob nun der Notruf zu Recht betätigt wurde, wird nicht gefragt, wenn jemand die 112 wählt. „Wir retten erst mal alles“, sagt Drewes. Das ist öffentlicher Auftrag, nicht nur bei Feuer, und es gilt die Reihenfolge: Menschen, Tiere, Sachwerte.

Rehe auf der Schleuseninsel können schwimmen

Manchmal aber, so darf man annehmen, dürfte sich die Feuerwehr mehr Informationen beim besorgten Bürger wünschen. Beispiel: Die Rehe auf der Schleuseninsel, die immer mal wieder jemand in einer Notlage wähnt. Zwei Mal waren die Retter in diesem Jahr schon dort, lassen dann ein Boot zu Wasser, kontrollieren das Ufer. Denn obwohl die Feuerwehr weiß, dass die beiden Rehe, die sich im Gebüsch auf der Schleuseninsel dauerhaft eingerichtet haben, schwimmen können und das auch tun, muss sie nachsehen, ob sich nicht doch ein Tier in eine missliche Lage gebracht hat, aus der es sich nicht ohne Hilfe befreien kann. Wie der Eisvogel, der sich im Mai in einer Angelschnur verfangen hatte, der dann von der Feuerwehr befreit und in eine Tierklinik gebracht wurde. Leider starb er später dann doch an seinen Verletzungen.

Wenn in kalten Wintern die Teiche und kleine Gewässer zufrieren, gibt es wieder viele Menschen, die sich Sorgen um die Wasservögel machen. „Wir haben noch keinen eingefrorenen Schwan gefunden“, bilanziert Thorsten Drewes. Dennoch fahren die Retter natürlich raus und sehen nach. „Wir nähern uns dann den Tieren mit den Geräten, die wir haben.“ Beim angeblich angefrorenen Schwan ist das die klassische Eisrettung mit Schlitten, Rettungsweste, Leinensicherung. Das gucken sich die meisten Wasservögel nicht lange an... Die meisten Katzen übrigens auch nicht. Wenn sich die Drehleiter der Feuerwehr dem Hochsitz des wagemutigen Stubentigers nähert, der angeblich nicht mehr allein vom Baum kommt, findet Katze wie Kater meist und schnell ganz von selbst den Weg nach unten.

Leuchtend gelbe Natter im Garten

Die Feuerwehr macht beim Einsatz für ein Tier in Not keinen Unterschied, ob es sich um ein Haus- oder ein Wildtier handelt. Bei den meisten Einsätzen, so Thorsten Drewes, werden entlaufene Hunde oder Katzen ins Tierheim gebracht. Aber die Feuerwehr wird auch zunehmend wegen entschlüpfter oder ausgesetzter Reptilien alarmiert. Beim Einsatz „leuchtend gelbe Schlange im Garten“ war es nicht der Gartenschlauch: Die aufgefundene Floridastrumpfbandnatter war, das kann man wohl sagen, ziemlich weit weg von Zuhause. Solche Tiere werden mit einemKescher eingefangen und zu einer Reptilienstation gebracht.

Als Retter in der Not haben sich die Feuerwehrleute Gefiederten und Bepelzten in diesem Jahr häufig gezeigt: Sei es das junge Eichhörnchen, das sich am Dach eingeklemmt, oder der Igel, der sich in der Konservendose festgefressen hatte. Oder die acht Entenküken, die die Feuerwehr am Kraftwerk aus einem Becken fischte, weil die Kleinen den 40 cm hohen Rand nicht allein überwinden konnten.

Was im Wald vielleicht der Fuchs regelt, verstört den Menschen in der Stadt allerdings: „Wir bekommen relativ oft Anrufe wegen verletzter Tauben“, berichtet der Feuerwehrsprecher. Die Wehr fängt sie dann ein und bringt sie zur Taubenstation.

Wenn es brennt, werden erst die Menschen gerettet

Wenn es brennt, und es sind noch Personen im Gebäude, holt die Feuerwehr zuallererst die gefährdeten Menschen aus dem Haus, denkt danach aber auch an die Tiere. Bei einem Wohnungsbrand in Speldorf im März wurde auch die Katze der Familie aus dem Qualm geholt.

Und in Speldorf ging im August ein Trupp unter Atemschutz bei einem Küchenbrand ins Haus und rettete zwei Kaninchen aus dem dritten Stock. „Wir müssen in solchen Fällen abwägen zwischen Brandbekämpfung und Tierrettung“, sagt Drewes. Doch man kann sicher sein: Wenn eine Rettung möglich ist, dann holen sie auch Hund, Katze, Maus aus dem Feuer – oder aus dem Unfallwagen.

>> Einsatzkräfte arbeiten mit allen Tricks

Spektakuläre Tierrettungseinsätze waren in diesem Jahr selten. Obwohl es die natürlich auch gab, beispielsweise, wenn ein Pferd sich nicht mehr aus einem Graben befreien konnte oder ein neugieriger Hund in einem engen Rohr feststeckte.

Je nach Aufwand lautet der Einsatz „Tier 1“ bis „Tier 3“ (mit Hilfe der Drehleiter oder des Rettungsbootes) oder „Großtier“ (Pferde, Rinder).

Das Tier-Einsatzfahrzeug ist mit Käfigen, Hundeboxen, Leinen, Halsbändern und Keschern ausgestattet. Leckerli haben sie auch dabei. Im Notfall wird mit allen zur Verfügung stehenden Tricks gearbeitet.