Gelsenkirchen. Folge der Hochschulbewerbung: Das Zentralbad schließt, das Sportparadies übernimmt den Betrieb. Diese Planung betrifft Tausende Gelsenkirchener.
Diese Botschaft hat Nebenwirkungen für Schüler, Eltern, Schwimmsportler. Die positive Nachricht: Gelsenkirchen ist mit seiner Bewerbung für den Neubau der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW (HSPV) auf der Fläche des heutigen Zentralbads an der Overwegstraße und dem benachbarten Grundstück der früheren Polizeiinspektion Süd weiter im Rennen. Die Stadt gehört damit zu den verbliebenen vier Kommunen, unter denen über den Standort entscheiden wird. Die negativen Begleiterscheinungen: Der Abriss des 50 Jahre alten Zentralbads muss vorbereitet werden. Nach der Corona-Zwangspause wird der Schwimmbetrieb dort nicht wieder anlaufen.
Gelsenkirchener Schul- und Vereinsschwimmen wird neu ausgerichtet
Sportparadies Erle statt Zentralbad – das ist die Kurzformel für die Schwimm-Lösungen, voraussichtlich bis spätestens Ende 2025. Betroffen sind 20 Grundschulen, vier Gymnasien, je drei Real-, Haupt- und Förderschulen, zwei Gesamtschulen und ein Berufskolleg. Betroffen sein wird aber auch die normale Kundschaft. Die freien Schwimmzeiten werden deutlich eingekürzt. Sie werden sich in Erle auf die Wochenenden und Ferienzeiten beschränken. Als einziger Wochentag zum Schwimmen ist – bislang – der Freitag auserkoren – ab 14.30 Uhr.
Wasserzeiten für den Unterricht werden von 30 auf künftig 45 Minuten ausgedehnt
Schüler- und Lehrerschaft werden künftig zum Schwimmunterricht in Erle antreten müssen. Das Bad nutzt bislang allein die Gesamtschule Berger Feld für den Unterricht. Auch der Trainingsbetrieb von neun Vereinen wird verlegt, von der DLRG bis zur Schwimmgemeinschaft Gelsenkirchen. Um die Situation zeitlich für die Schulen etwas zu entzerren, werden die Wasserzeiten für den Unterricht von derzeit 30 auf künftig 45 Minuten ausgedehnt.
Vom Bäderkonzept zum Hochschulprojekt
Rückblick: Das 2018 beschlossene Bäderkonzept sah den Neubau des Sportparadieses und des Zentralbads vor. So oder so wären also Schwimm-Engpässe über Jahre vorprogrammiert gewesen.
Dann kam das Land ins Spiel mit seinen Überlegungen, einen neuen Hochschulstandort zu errichten. Gelsenkirchen, ohnehin Sitz der HSPV, sah gute Chancen für die Innenstadtentwicklung und brachte sich mit dem Entwurf eines Projektentwicklers für das Filetgrundstück ins Spiel, verbunden mit der Idee mit der Fachhochschule gleich ein wettkampftaugliches neues Bad zu realisieren.
Auch wenn Gelsenkirchen „wider Erwarten mit der Bewerbung nicht erfolgreich sein sollte“, so die Verwaltung, werde an dieser Stelle aber künftig auch wieder ein Schwimmbad entstehen – dann eben nicht angebunden an ein Hochschulgebäude. Und dann wahrscheinlich schon bis Ende 2024.
Mit den Schulen und Vereinen habe man frühzeitig das Gespräch und gemeinsam nach Lösungen gesucht, die Busfahrzeiten für An- und Abfahrt wurden genauso in der Praxis getestet wie die (nicht so optimale) Umkleidensituation im Sportparadies. Auch mit der Politik sei das Verfahren breit abgestimmt worden. Generellen Widerspruch habe es von keiner Seite gegeben, betonen die Akteure. Zu ihnen gehören Harald Förster, Geschäftsführer der Stadtwerke Gruppe als Badbetreiber, Sport- und Bildungsdezernentin Anne Heselhaus und Frank Hansch, Leiter des Gelsenkirchener Bäderbetriebs.
Traglufthalle wird über dem 50-Meter-Sportbecken errichtet
„Schulschwimmen ist kommunale Pflichtaufgabe. Wir sind deshalb gehalten, entsprechende Kapazitäten vorzuhalten“, sagt Heselhaus und räumt ein: „Es wird eine große Herausforderung, das Übergangsmanagement zu gewährleisten. Das ist ein Kompromiss. Es sind sehr viele Interessen im Spiel.“ Nun sei aber der Schulschwimmplan fertig. Er werde noch Mittwoch an die Schulen geschickt.
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Noch bleibt es eine Rechnung mit ein paar Unbekannten. Damit sie überhaupt aufgehen kann, werden die Stadtwerke aktiv. Die Stadttochter investiert in Erle in ein Provisorium: „Wir werden für 1,1 Millionen Euro eine Traglufthalle über dem 50-Meter Außensportbecken errichten“, kündigt Förster an. Die Konstruktion soll den Schwimmunterricht von Oktober bis April sichern helfen. Die Stadt wird die erhöhten Energiekosten in Höhe von bis zu 250.000 Euro tragen, die Stadtwerke werden zur Sommersaison ab- und im Herbst aufbauen. Kosten: Jeweils 30.000 Euro. Für die Nichtschwimmer im Schulbetrieb wird zudem das Wellenbecken durch einen Hubwandsteg geteilt, durch einen Hubboden kann die Wassertiefe individuell angepasst werden.
Standortentscheidung für die Hochschule wird erst im März 2022 erwartet
„Dass wir auch die zweite Stufe des Wettbewerbs gemeistert haben, ist für uns ein wichtiger Etappenerfolg“, freut sich Stadtwerke-Chef Förster. Doch der Wettbewerb hat die Zeitschiene verändert: Ursprünglich wollte das Land im Sommer über den Standort entscheiden, nun werden die Würfel erst kommenden März fallen. Dennoch hält NRW an der ambitionierten Vorgabe fest, dass das komplexe
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Bauvorhaben 2025 beendet werden muss, damit dann im Spätsommer der Hochschulbetrieb anlaufen kann. Kurzum: Obwohl unsicher sei, ob Gelsenkirchen den Zuschlag bekommt, „können wir nicht auf die Entscheidung warten“, so Förster „Deshalb werden wir jetzt mit den vorbereitenden Abbrucharbeiten beginnen und sie so vorantreiben, dass wir im ersten Quartal 2022 den Abriss beginnen können.“
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