Gelsenkirchen. Digitale Impfnachweise sorgen für Warteschlangen vor Gelsenkirchens Apotheken. Bald soll dort auch geimpft werden – was nicht ganz einfach wäre.
Es ist noch gar nicht so lange her, da gab Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) - damals noch als Vizekanzler - die Richtung mit Blick auf die stark steigenden Corona-Zahlen klar vor: Bis Weihnachten sollen 30 Millionen Impfdosen verimpft werden, das Impf-Tempo noch einmal stark an Fahrt aufnehmen. Schon jetzt spüren die Apotheken eine stark zunehmende Nachfrage nach den digitalen Impfzertifikaten – und sehen Schlangen vor ihren Türen. Eine Gelsenkirchener Apothekerin hofft auf Verständnis: „Das abzuarbeiten ist eine Herausforderung.“
Gelsenkirchen: Apotheker werden „überrannt“ – was ist mit den Corona-Impfungen?
Mina Becker, Chefin der Ludgeri-Apotheke in Buer, spricht damit vielen ihrer Kollegen aus der Seele. „Wir werden tagtäglich überrannt“, berichtet sie. Neben dem alltäglichen Geschäft, das auch nicht ohne Stress ist, komme nun die zeitlich aufwändige Bearbeitung der Impfnachweise noch einmal on top. Noch im Sommer, da hätten die Impfzentren einiges abgefangen. Seitdem die aber geschlossen sind, würden sich die Anfragen mehren.
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Auch ihr Kollege Christian Schreiner erlebt jeden Tag Ähnliches. In den Monaten November und Dezember hätten er und sein Team ebenfalls eine erhöhte Nachfrage nach den Impfzertifikaten wahrgenommen, berichtet der Sprecher der Gelsenkirchener Apothekerschaft. „Wir spüren immer, wenn der Impfbus im Stadtteil unterwegs ist“, so Schreiner weiter.
Dass ihre Kunden sehr verständnisvoll reagieren, betonen die beiden Kollegen gleichermaßen. Obwohl es manchmal zu Wartezeiten von knapp zehn Minuten komme, so Mina Becker – und das gerade im Winter. „Es liegt teilweise nicht in unserer Hand“, sagt die Apothekerin, auch wenn sie, um der großen Nachfrage Herr zu werden, zusätzliche Kräfte eingestellt habe.
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Christian Schreiner sieht es noch von einer anderen Seite: „Wir sind froh, dass man uns so braucht.“ Gerade die Pandemie habe gezeigt, wie wichtig die Apotheke vor Ort sei – angefangen bei der Ausgabe von Schutzmasken bis hin zu den Testungen. Es sind Veränderungen, auf die sie sich schnell einstellen konnten, davon sind Mina Becker und Christian Schreiner überzeugt.
Impfungen in Apotheken: Warum Gelsenkirchens Sprecher skeptisch ist
Und was, wenn nun eine weitere große Veränderung in den pharmazeutischen Alltag kommt: dass nun auch die Apotheken zu kleinen Impfzentren werden? „Ich würde mich da nicht darum reißen“, sagt Christian Schreiner. Die Corona-Impfungen könne man nicht einfach so in der Apotheke machen, sagt er. „Wir müssten auch erst die Räumlichkeiten dafür schaffen, so wäre das schwierig“, stimmt Mina Becker zu. Was also fehle, meinen die beiden, sei die technische Infrastruktur. [Lesen Sie auch:Mangelware Corona-Tests – Gelsenkirchener Arbeitgeber in Not]
Aber da ist noch etwas: Das Impfen gehört nicht zur Ausbildung der Apotheker, es braucht dafür Schulungen. Und die nehme Zeit in Anspruch, die eigentlich gar nicht da sei, meint Mina Becker. Christian Schreiner kann sich vorstellen, dass gerade in den ländlichen Regionen in den Apotheken geimpft werde – weniger in den den urbanen Räumen, wo die Entfernungen klein sei und der Weg zur nächsten Impfung kurz. Außerdem: „Wir haben bereits ein gutes Impfangebot in Gelsenkirchen.“