Gelsenkirchen. Mit einem offenen Brief wehren sich 63 Anwohner des Buerschen Waldbogens gegen Pläne aus der Politik. Geht es am Ende nur um ein Missverständnis?

Buerscher Waldbogen 2.0: Die Ideen und Pläne der Großen Koalition, das erfolgreiche Wohnbauprojekt in Resse in ähnlicher Form zu wiederholen, haben jetzt die Grundstücks- und Hauseigentümer der Neubausiedlung auf den Plan gerufen. Im Nachgang der Berichterstattung unserer Lokalredaktion organisierten sie breiten Protest – und formulierten umgehend einen offenen Brief. 63 Grundstückseigentümer haben ihn unterzeichnet.

Buerscher Waldborgen 2.0: Breiter Protest der Eigentümer in Gelsenkirchen

Was den Eigentümern besonders aufstößt: CDU-Fraktionschef Sascha Kurth sprach von „Bereichen im südlichen Bereich des Bogens“, die sich als mögliche Flächen für eine weitere hochwertige Siedlung eignen könnten. „Das wäre für alle eine Katastrophe“, sagt Markus Liptow, Sprecher der Interessengemeinschaft Buerscher Waldbogen, im Gespräch mit der Redaktion, ganz direkt. Das Wohngebiet nach Süden hin zu erweitern, würde einem Schlag ins Gesicht für die jetzigen Eigentümerinnen und Eigentümer gleichkommen. [Lesen Sie auch:Neue hochwertige Wohnsiedlung in Gelsenkirchen geplant]

Viele von ihnen hätten sich bei der Kaufentscheidung von der attraktiven grünen Lage und vom Wohnkonzept leiten lassen. Man habe sich auf Aussagen der Entwickler NRW Urban und der Stadterneuerungsgesellschaft Gelsenkirchen verlassen, dass eine Erweiterung ausgeschlossen oder undenkbar sei. „Gerade diese Aussagen veranlassten viele von uns zum Kauf, denn so war die Gebietsgröße überschaubar und man wusste, was man kauft.“

Buerscher Waldbogen 2.0: Anwohner in Gelsenkirchen wollen Erweiterung verhindern

Besonders in den Randbereichen hätten sie für Gelsenkirchener Verhältnisse einen hohen Grundstückspreis gezahlt. „Den Aufpreis hat man aber fast schon gerne bezahlt, um genau in diesem Umfeld naturnah und mit unverbauter Sicht wohnen zu können“, so die Siedler in ihrem Brief. Sie erwarten einen „erheblichen Wertverlust“ der Grundstücke und ihrer Immobilien, sollte der Impuls des CDU-Chefs weiterverfolgt werden. Auch die Bewohner der anderen Bereiche hätten Angst, dass aufgrund der möglichen Erweiterung wertvolle Lebensqualität verloren gehe.

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Viele der Anwohner im Buerschen Waldbogen habe es aus anderen Städten „in das eigentlich, was den Wohnraum angeht, nicht sehr beliebte Gelsenkirchen verschlagen“. Diese neu gewonnen Stadtbürger und „Kaufkraftbringer“ wolle man doch sicher nicht, aufgrund falscher Versprechen und aus reiner „Profitgier“, wieder vergraulen, so die Waldbogen-Anwohner.

Buerscher Waldbogen: Das sagen Gelsenkirchens CDU und Grüne

Derweil nahm Sascha Kurth (CDU) noch einmal Stellung: Die Irritation der Anwohner beruhe auf einem Missverständnis, das nun „von anderen politischen Vertretern“ bewusst befeuert werde. „Niemand will Richtung Felder und Naturschutzgebiet bauen, auch um eine Erweiterung des Baugebiets geht es nicht. Es stellt sich jetzt die Frage, wo es gute Flächen in unserer Stadt für ein solches Projekt gibt. Ob das im Umfeld in Buer, oder vielleicht auch ganz woanders ist, muss erst einmal eruiert und dann auch politisch beraten werden.“

Aktuell würden gerade erst erste Schritte getan, eine Potentialanalyse soll dann helfen, mögliche neue Flächen auszumachen. „Wir sind alle gemeinsam der Auffassung, dass der Buersche Waldbogen ein Erfolgsrezept ist, das viele Menschen nach Gelsenkirchen gezogen hat. Es wäre doch auch absurd, diese Menschen jetzt wieder vergrätzen zu wollen“, so Kurth.

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Die Ratsfraktion der Grünen zeigte „großes Verständnis“ für den Protest der Anwohner. „Die Grünen haben die Bebauung vor allem des ehemaligen Kinderklinik-Geländes trotz der Lage im Freiraum ohne direkte Anbindung an die vorhandenen Siedlungsstrukturen unterstützt“, so Burkhard Wüllscheidt, Sprecher der Grünen-Ratsfraktion für Stadtentwicklung und -planung.

Interessengemeinschaft Buerscher Waldbogen sucht den Dialog mit der Politik

Eine Ausweitung der Bebauung über das eigentliche Klinikgelände hinaus – wie sie derzeit im gültigen Bebauungsplan festgelegt ist – hätten sie schon damals kritisch gesehen. „Die Grünen werden daher jeden Versuch ablehnen, die Bebauung in den Freiraum rund um die nun vorhandenen Baugebiete noch weiter auszudehnen“, so Wüllscheidt. Eine solche Stadtentwicklung außerhalb der vorhandenen Siedlungsbereiche im Stadtgebiet falle völlig aus der Zeit und das angesichts der Klimaentwicklung heute mehr denn je.

Die Interessengemeinschaft Buerscher Waldbogen hofft nun zunächst auf einen „intensiven Austausch“ mit der Politik in persönlicher Form, die ersten Anfragen seien schon gestellt, heißt es.