Gelsenkirchen. Was tut sich in der Buerschen Alten Apotheke, welche Neuigkeiten gibt es am Goldbergplatz? Ein Blick auf den Einzelhandel in Gelsenkirchen-Buer.
Keine Frage, auch die Innenstädte befinden sich im Wandel. Und dabei geht es nicht mehr allein nur um Kundenfrequenz, Angebot, Nachfrage, Gestaltung – sondern um vieles mehr. In der City von Buer gab es zuletzt einige wesentliche Umbrüche, etwa durch die Schließung von Saturn. Drohen jetzt weitere? Eine Blick auf den Einzelhandel im Stadtnorden.
Einzelhandel in Buer: Das sind die Neuigkeiten aus dem Stadtnorden
Fragt man Dr. Siegbert Panteleit nach seiner Einschätzung, müsse man sich dem Wandel stellen, ihn gestalten – und einräumen, dass „bestimmte Handelsformen nicht mehr gebraucht werden“. Der großflächige Handel werde nicht mehr funktionieren, „Multi Use“ oder zu deutsch multi-funktionale Nutzung könnte die Lösung vieler Probleme sein, so der Sprecher der Buer-Management-Gesellschaft (BMG).
Die Idee: Ladenflächen, Gebäude in den A- und B-Lagen der Innenstädte werden in verschiedener Weise genutzt. Ein Mix aus Handel, Gastronomie, Dienstleistung und Wohnen könnte die Zukunft der Innenstädte prägen. Und somit auch das Leben der Menschen. „Insbesondere das Wohnen wird wieder interessant“, so Panteleit. Der Experte für Stadtumbau nennt als Beispiel die B-Lagen der Innenstädte, die als Wohnquartiere dienen könnten. „Das ist ein Prozess, der die Innenstädte belebter und frequentierter macht“, glaubt Panteleit.
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Doch in der Momentaufnahme hat der Wandel in der Buerschen Innenstadt längst begonnen, sehr zum Leidwesen vieler Menschen, die an Hochstraße und Co. gerne bummeln, einkaufen, verweilen. So veröffentlichte CDU-Ratsherr Malte Stuckmann jüngst auf seiner Facebook-Seite: „Die aktuellen Inserate bei ImmoScout sind besorgniserregendend. Ich hoffe, dass die Vermieter rechtzeitig für qualitativ anspruchsvolle Nachmieter sorgen und der Buerschen City kein großflächiger Leerstand droht“.
Einzelhandel in Buer: Diese Ladenlokale werden wahrscheinlich neu vermietet
Beim Blick auf das Immobilien-Portal zeigt sich: Zwölf Inserate (Stand: 18. November) sind auf der Plattform im Netz gelistet. Die Eugen Lehmkühler GmbH vermarktet und vermittelt einige von ihnen, so etwa die Buersche Alte Apotheke an der Hochstraße 21. Aktuell finden Kundinnen und Kunden dort übergangsweise das Angebot von Apollo Optik. Das Unternehmen nutzt die Flächen als Ausweichquartier, während das eigentliche Ladenlokal an der Hochstraße 36 renoviert wird.
Nach Abschluss der Arbeiten werde, so Stephan Lahme, Leiter der Vermietungsabteilung bei Eugen Lehmkühler, Apollo wieder an den alten Standort zurückziehen. Etwa Mitte Dezember rechnet der Immobilien-Experte damit. In Sachen Alte Apotheke sei man außerdem in „sehr weit fortgeschrittenen, letzten Gesprächen“ mit einem „überregionalen Filialisten“. Lahme geht fest davon aus, dass es zu einer „nahtlosen Vermietung“ kommt.
Auch bezüglich des ehemaligen Ladenlokals von Brillenmode Brauckmann an der Ophofstraße gibt es gute Nachrichten. Michael Brauckmann hatte sein Geschäft im September 2019 nach fast 30 Jahren vor Ort geschlossen – nun sei man in „sehr erfolgreichen Gesprächen“, wie Stephan Lahme berichtet. Auch hier geht er davon aus, dass die Räumlichkeiten „nicht mehr lange leer stehen dürften“. Wer allerdings dort einzieht, kann er (noch) nicht sagen.
Print Store am Goldbergplatz und Tedi an der Hochstraße – droht der Weggang?
Ein weiteres Inserat überrascht: Tedi an der Hochstraße, neben dem Standort am Altmarkt der zweite des großen Non-Food-Discounters in Buer. 555 Quadratmeter, verfügbar ab dem 1. Januar 2022, eine Erdgeschosslage, die sehr gefragt ist. Seitens Tedi heißt es: „Aktuell befinden wir uns in Gesprächen bezüglich des Mietverhältnisses an der Hochstraße 40-44“, so eine Sprecherin des Unternehmens. Grundsätzlich könne Tedi aber „keine Auskunft über Vertrags- oder Verhandlungsdetails mit unseren Vermietern geben“. Siegbert Panteleit bestätigt die Gespräche und betont, man sei positiv gestimmt, was die Verhandlungen angeht.
Und eine weitere Überraschung gibt es – am Goldbergplatz. Als „Ladenlokal in 1A-Lage in Gelsenkirchen Buer“ wird der Print Store beworben. Hinter dem Print Store steckt die Hollmann Buch und Presse GmbH, vor knapp zwei Jahren hatte das Unternehmen mit Sitz in Düsseldorf das Ladenlokal übernommen.
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Die Corona-Krise allerdings und die damit verbundenen Umsatzeinbrüche hätten es schwer gemacht, weiß Hollmann-Geschäftsführer Daniel Seidl auf Nachfrage zu berichten. Die Kundenfrequenz sei teilweise so gut wie eingebrochen. Nun sei der Wunsch, sowohl von Seidls Unternehmen als auch des Vermieters, das Lokal zu teilen, ergo die Fläche zu verkleinern. Das könnte auch bedeuten, einen weiteren Mieter in die Immobilie zu holen.
Daniel Seidl blickt zuversichtlich in die Zukunft und auf die Gespräche, hebt hervor, man stehe „positiv mit dem Vermieter in der Diskussion“. Bis zum Jahresende rechnet er mit einer Lösung. Seidl wird aber auch deutlich, gibt ein klares Bekenntnis seines Unternehmens zum Goldbergplatz. „Wir mögen den Standort und möchten wirklich gerne bleiben“, so Daniel Seidl.
Lage des Einzelhandels in Buer: „Immer noch ein hervorragender Standort“
„Aus meiner Sicht ist Buer noch immer ein sehr gefragter, hervorragender Standort mit überdurchschnittlicher Kaufkraft“, ordnet Stephan Lahme die Situation und Lage des Einzelhandels im Norden ein. „Ich mache mir um Buer keine Sorgen“, sagt er auch. Lesen Sie auch:Woolworth in Gelsenkirchen-Buer – so lief die Eröffnung
Doch viele andere Bueraner tun gerade das, auch mit Blick auf einen der schmerzhaftesten Leerstände in ihrer Mitte: Ende September schloss der letzte große Frequenzbringer Saturn für immer seine Türen. Wer das knapp über 5000 Quadratmeter große Ladenlokal nutzen könnte, ist weiterhin völlig unklar.
Die Suche nach einem Nachmieter gestalte sich schwierig, so Paula Münstermann von der Thelen-Gruppe, der Eigentümerin der Immobilie an der Marientorpassage. Eine Problematik stelle die Untergeschossfläche dar, aber beispielsweise auch, dass es keine eigenen Parkplätze gebe. Mit einigen Interessenten sei man aber im Gespräch, heißt es seitens der Thelen-Gruppe. Und auch, dass es nicht unüblich sei, dass sich eben jene Gespräche über mehrere Monate hinziehen könnten.