Gelsenkirchen-Buer. Die Entscheidung über die Zukunft des Saturn-Standorts in Gelsenkirchen-Buer steht fest. 2020 hatte das Unternehmen den Mietvertrag gekündigt.

Rund ein Jahr ist es her, dass die Kündigung des Mietvertrags von Saturn in Buer bekannt wurde und das große Bangen begann: Die damals insgesamt etwa 40 Beschäftigten fürchteten um ihre Jobs, Stadt und Einzelhändler um den letzten großen Frequenzbringer vor Ort. Um den Knoten zu durchlagen, schaltete sich sogar die Wirtschaftsförderung in die Gespräche zwischen Immobilien-Eigentümer und der Elektronik-Kette ein. Nun sind die Würfel offenbar gefallen.

Wie die Redaktion inoffiziell aus Mitarbeiter-Kreisen erfuhr, hat Saturn in der vergangenen Woche die Beschäftigten über das Aus der Filiale zum 30. September informiert. „Die Stimmung ist katastrophal“, so ein Betroffener.

Mitarbeiter des Gelsenkirchener Standorts hofften bis zuletzt

Um den letzten großen Kundenmagneten in Gelsenkirchen-Buer zu halten, schaltete sich auch die Stadt in die Gespräche zwischen Vermieter und Mieter ein.
Um den letzten großen Kundenmagneten in Gelsenkirchen-Buer zu halten, schaltete sich auch die Stadt in die Gespräche zwischen Vermieter und Mieter ein. © FUNKE Foto Services | Joachim Kleine-Büning

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Bis zuletzt hätten alle gehofft, dass sich die Elektronik-Kette und die Thelen-Gruppe als Vermieter auf eine Fortführung des Mietvertrags einigen, sagte er. Viele seien etliche Jahre bei Saturn beschäftigt, manch einer sogar Jahrzehnte und mit Ende 50/Anfang 60 wohl zu alt, um auf dem von Corona geschwächten Arbeitsmarkt einen neuen Job zu finden.

„Sie fragen sich natürlich, wie es für sie weitergeht. Zahlreiche Kollegen haben Familie und Eigentum abzubezahlen und machen sich große Sorgen“, berichtete er. Zwar würden einige Mitarbeiter in anderen Filialen gesucht, „aber nicht jeder ist so flexibel, bis nach Kleve zu fahren.“ Die meisten Beschäftigten kämen aus Gelsenkirchen und Umgebung.

Muttergesellschaft Ceconomy wollte die Verkaufsflächen aller Filialen reduzieren

Noch Anfang Mai hatte auf Anfrage der Redaktion eine Mitarbeiterin der Essener Thelen-Gruppe der Redaktion bestätigt, Saturn ein neues Angebot unterbreitet zu haben. Man sei zuversichtlich, die Gespräche zu einem guten Ende zu führen, hieß es.

Politik sorgte sich schon 2020 um die Folgen für Buer

Schon im Sommer 2020 sorgte die Nachricht von einem möglichen Aus der Saturn-Filiale in Buer für Diskussionen auch in der Politik. Die SPD betonte, der Elektronikmarkt sei ein wichtiger Faktor in der buerschen Innenstadt. Bei einer Aufgabe des Standorts müssten die Flächen weiterhin für den Einzelhandel genutzt werden.

Die FDP forderte unterdessen einen „städtebauliche Aufbruchstimmung“ und regte einen runden Tisch an mit Vertretern aus Unternehmen, Vermieter, Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing. So konnten sich die Liberalen damals einen Mix aus Einzelhandel, Gastronomie, Kultur und Sport für den Bereich vorstellen.

Wie berichtet, bemühte sich die Düsseldorfer Saturn-Muttergesellschaft Ceconomy schon vor einem Jahr, die Verkaufsflächen aller Filialen auf etwa 1800 Quadratmeter zu reduzieren. Der Standort Buer zählt in Erd- und Untergeschoss insgesamt 3550 Quadratmeter.

Saturn-Sprecherin wollte Kündigung nicht kommentieren

Eine Saturn-Sprecherin wollte sich Anfang Mai, wie schon im Juni 2020, nicht zum Stand der Verhandlungen äußern. Es hieß lediglich, „MediaMarktSaturn überprüft kontinuierlich sein Markt-Portfolio auf Möglichkeiten zur Optimierung.“

Schon damals war es unklar, was die Hintergründe für die Beendigung des Mietverhältnisses waren: die (coronabedingten) Umsatzrückgänge von MediaMarktSaturn im allgemeinen, Einbußen am Standort Buer oder der Zustand der Immobilie. Seit der Eröffnung des Markts Ende 2000 hatte es mehrfach Wasserschäden gegeben.

Mietpreis-Vorstellungen lagen am Ende zu weit auseinander

Der verhaltene Optimismus auf Vermieter-Seite war am Ende verfehlt: Offenbar lagen die Mietpreis-Vorstellungen zu weit auseinander. Nach Informationen der Redaktion zahlt Saturn monatlich eine hohe fünfstellige Summe.

Noch im vergangenen Sommer hatte ein Sprecherin des Essener Immobilien-Eigentümers betont, der Gelsenkirchener Standort sei für diesen „unfassbar wichtig“ und ihm sei „sehr daran gelegen“, den Ankermieter zu halten, auch aus Verantwortung gegenüber den anderen Mietern. Schon seit einigen Jahren steht die komplette erste Etage leer, ebenso zwei Einheiten im Erdgeschoss.