Gelsenkirchen. Bahnt sich wieder ein Impfchaos an? Der Frust ist groß bei vielen Gelsenkirchenern. Denn das Angebot an Booster-Impfungen ist offenbar zu klein.
Lange Wartezeiten vor dem Corona-Impfbus oder für einen Impftermin beim Arzt: Bei den Gelsenkirchener Bürgerinnen und Bürgern macht sich Frust breit über die Impfstrategie. Auch von prominenter Seite, nämlich von Alt-OB Frank Baranowski, erntet die Stadtspitze Kritik, nachdem am Mittwoch Hunderte Menschen teils stundenlang auf dem Heinrich-König-Platz am Impfbus anstanden, um vorwiegend eine Auffrischungsimpfung, den sogenannten Booster, zu bekommen.
Gelsenkirchener Alt-OB Frank Baranowski urteilt über langes Warten: „Unzumutbar“
„Fünf Stunden? Das ist doch unzumutbar“, schrieb Frank Baranowski auf Facebook, nachdem Parteigenossin Martina Rudowitz ihre Erfahrung auf Facebook gepostet hatte. Fünf Stunden hatte die SPD-Frau demnach zusammen mit Hunderten anderen Menschen am Impfbus auf dem Heinrich-König-Platz angestanden, um den Booster zu bekommen. Und Rudowitz’ Mann Uwe teilte mit, dass die nächsten freien Hausarzttermine für Impfungen erst für Januar zu bekommen seien.
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Auch Manuela Schittek regt sich darüber auf: „Da stehen ältere Menschen mit Rollator“, kommentiert sie das Geschehen. Und fragt: „Wieso kann man da keine Alternative finden, dass die schneller zum Impfen kommen? Bei dem Sauwetter müssen alte Leute da ewig im Regen stehen, was denen eh schon schwerfällt.“
Gelsenkirchener Senior über Impf-Terminvergabe beim Hausarzt: „Rückfall in die Steinzeit“
Verärgert über die Organisation ist auch Heinz Schwarz. Der 70-Jährige schreibt: „Man wusste im Sommer, dass im Herbst eine vierte Welle kommen wird, aber es war Wahlkampf, keiner hat mehr etwas gemacht, und auch jetzt ist keiner da, der zügig für Abhilfe sorgt.“ Schwarz, am 24. Mai zum zweiten Mal geimpft, hat nach eigenem Bekunden am vergangenen Montag ab 9 Uhr eine halbe Stunde lang vergeblich versucht, telefonisch bei einer Gemeinschaftspraxis mit vier Ärzten in Schalke durchzudringen, um einen Termin für den Booster zu vereinbaren. Und als er dort um 9.45 Uhr persönlich vorstellig geworden sei, habe ihm die Mitarbeiterin gesagt: „Impftermine vergeben wir nur montags früh.“ Ein solch kleines Zeitfenster ist für Schwarz ein „Rückfall in die Steinzeit“.
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Gelsenkirchener wird trotz Empfehlung für Astrazeneca-Geimpfte abgewiesen
Der pensionierte Polizeibeamte Ludger Hölscher, 61 Jahre alt und beide Male mit Astrazeneca geimpft (zuletzt am 21. Juni), wundert sich darüber, dass „die Stadt Gelsenkirchen leider nicht, wie aus der Politik gefordert, über ihren Schatten springt und Menschen, die die sechs Monate Wartezeit auf eine Booster-Impfung noch nicht umhaben, am Impfbus tatsächlich impft“. Und das trotz der bisherigen Empfehlung der Gesundheitsministerkonferenz, Astrazeneca-Geimpften früher eine Auffrischung zukommen zu lassen, weil der Impfschutz nicht so hoch ist wie nach einer Biontech- oder Moderna-Impfung.
Am Dienstag hat sich Hölscher bereits um 7.30 Uhr in die Warteschlange vor dem Impfbus am Goldbergplatz in Buer eingereiht, vor dem Eingang gegen 8.30 Uhr, habe ihm dann eine Mitarbeiterin mitgeteilt, „dass der Arzt nicht bereit sei, mich zu impfen“. Er solle sich nächsten Monat noch einmal neu anstellen, seine sechsmonatige Wartezeit sei noch nicht um. Hölscher dazu völlig konsterniert: „Ich werde mich bei keinem angebotenen Impfbus der Stadt mehr anstellen.“
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