Mülheim. Der neue Möbel- und Dekoladen Ideewerk in Mülheim gehört zwei Männern mit drei Geschäften und einer Hoffnung: Endlich wieder richtig arbeiten.
Was wurden Ralf Dangelus und Benedikt Pietruszka um die Jahreswende gefeiert! Mehr als Silvester. Ende Dezember 2020 hatten die Mülheimer auf Facebook angekündigt, in der Innenstadt ein neues Geschäft zu eröffnen: Ideewerk, Möbel und Dekoration. So schnell wie möglich wollten sie loslegen, hatten alles eingerichtet, waren startklar. Doch dann wurde es noch einmal richtig hart.
Mülheimer Möbel- und Dekogeschäft konnte erst Mitte Mai eröffnen
Erst am 14. Mai durften die ersten Kundinnen und Kunden den Laden betreten, anfangs mit allergrößter Vorsicht, getestet, genesen oder geimpft. „Der Lockdown hat unsere Pläne zunichte gemacht“, sagt Ralf Dangelus. „Die Ungewissheit zog sich über Monate.“ Und wenn er ehrlich ist, richtig aufatmen können sie immer noch nicht. Denn das Paar hat eine Menge investiert.
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Ihr Ideewerk liegt im Erdgeschoss der ehemaligen Buchbinderei Brings an der Althofstraße 42. Voreigentümer Bodo Brings, inzwischen verstorben, hatte Dangelus und Pietruszka sein Haus zum Kauf angeboten. Er wollte es nach seinem Tod in guten Händen wissen. Die beiden nahmen das Angebot an und haben seitdem aufwändig renoviert: eine Wohnung, die sie selber bezogen, und das Ladenlokal im Parterre. „Homestore“ nennen sie trendbewusst ihr neues Geschäft.
Lange Zwangspause auch für die Ausstattungsfirma und das Café
Es bildet das dritte berufliche Standbein des Paares. Dangelus ist mit seiner Firma Dekowerk & Ideewerk auf die Ausstattung großer Events spezialisiert, hat beispielsweise auch Dekorationen für den Bottroper Movie Park erstellt. Seit Beginn der Pandemie sind seine Mitarbeiter in Kurzarbeit, und auch in diesem Jahr werde nicht mehr viel stattfinden, fürchtet der Mülheimer.
Pietruszka betreibt die Kaufbar am Dickswall, stadtbekannt als Café, dessen Inventar man größtenteils kaufen kann. Auch hier musste ein überlanger, erzwungener Winterschlaf verkraftet werden. Das Comeback nach dem Lockdown gelang: „Das Café wird wieder super angenommen“, berichtet das Paar. Auch kleine geschlossene Gesellschaften reservieren wieder.
Das Ideewerk liegt nur wenige Schritte von der Kaufbar entfernt, doch beide Läden sollen sich nicht gegenseitig Konkurrenz machen. Stilistisch geht der neue „Homestore“ in eine andere Richtung, im Sortiment dominieren dunkle Töne, erdige Farben, Metallic, Schwarz. Blickfang sind vielfältige, kunstvoll geschmiedete Lampen. In der Kaufbar dagegen wird eher ein verspielteres, romantisches Design gepflegt. Die Idee: Wer an einer Adresse nicht fündig wird, dem wird die jeweils andere empfohlen. Die ersten Kaufbar-Stammkunden hätten schon an der Althofstraße gestöbert, berichtet Dangelus.
Alles wird aufgearbeitet - wuchtiger Schrank gehörte früher einer Opernsängerin
Auch Artikel aus Asien oder Afrika sind im Ideewerk zu finden, etwa hölzerne Bänke, Buddhafiguren, daneben gibt es eine Auswahl an Ledertaschen und Silberschmuck. „Alles, was hier an Möbeln steht, wurde von uns bearbeitet“, erklärt Ralf Dangelus, „alles sind Unikate.“ Jederzeit nehmen sie Möbelstücke zur Umarbeitung entgegen. Der wuchtige schwarze Schrank, der im Ideewerk als Verkaufstheke und Kassentisch dient, stand früher in der Wohnung einer Opernsängerin in Essen. „Sie kam ins Pflegeheim, und die Kinder hatten keine Verwendung mehr dafür.“ Er schon.
Was ihm momentan Sorgen macht: Im Laden ist es noch sehr ruhig. Vielleicht liege es an der Ferienzeit, mutmaßt Dangelus, „vielleicht müssen die Leute gucken, was die Urlaubskasse übrig lässt“. Er und sein Partner hoffen, dass sie spätestens 2022 wieder richtig arbeiten können. „Wir müssen positiv nach vorne blicken. Aber dann reicht es auch wirklich. Dann hat man zwei Jahre hinter sich, die seelisch sehr anstrengend waren.“
Das Ideewerk an der Althofstraße 42 ist mittwochs bis samstags von 10 bis 18 Uhr geöffnet, 0208-3757575.