Mülheim. Der Mülheimer Schnauzer-Rüde „Vinny“ ist preisgekrönt und schon 79-facher Vater. Keine Modehunde: Was an der alten Hunderasse so besonders ist.

Wie sagte der große Loriot einst: „Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos“. Besitzer von Schnauzern dürften das ebenso sehen. Als lieb und treu werden sie beschrieben, diese kurzhaarigen Hunde mit dem auffälligen Bart. Gutartig seien sie, temperamentvoll und wachsam, dabei auch klug, kinderlieb und lernwillig. Schnauzer sind keine Modehunde, sie haben eine sehr lange Rassegeschichte. In Mülheim lebt ein besonderes Exemplar der Rasse, preisgekrönt und bei Züchtern begehrt als Papa vieler kleiner Schnauzer. 79 Hundekinder hat er schon, der siebenjährige Vincent vom Fidibus, genannt „Vinny“.

„Vinny“ gehört Thorsten und Susanne Drewes, die sich 1990 verliebten, also, in ihren ersten Schnauzer. 1990 war das und das Töchterchen fast vier Jahre alt, da kam über einen Kollegen von Thomas Drewes der erste Schnauzer ins Haus. „Canja“ lebte zwölfeinhalb Jahre in der Familie. „Und dann“, erinnert sich Thorsten Drewes, „waren wir drei lange, schwere Tage ohne Hund.“

An Vinny ist alles perfekt – und das hat er sogar schriftlich

Es kam „Gismo“, er nun schon ein Schnauzer-Exemplar in der Farbgebung pfeffer-salz und mittelgroß, und Ende 2014 dann „Vinny“. Geboren in Hamburg und schon seit frühester Jugend preisgekrönt. Was eher Zufall war, weil Thorsten Drewes, im Hauptberuf bei der Mülheimer Feuerwehr und deren Sprecher, auf Vorschlag von Vinnys Züchterin mit dem Junghund (acht Monate) mal ganz unbefangen auf eine Ausstellung ging.

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An Vinny ist - und das hat er schriftlich - alles perfekt: Der Mittelschnauzer im Farbschlag pfeffer-salz holte im Laufe seines Lebens alle Preise, die ein Rassehund bei Ausstellungen holen kann: Er ist Multi-Champion, VDH-Europa-/Bundesieger und deutscher Champion, um nur ein paar zu nennen.

Vinny ist aber nicht nur bildschön: Susanne Drewes besucht erfolgreich sportliche Wettbewerbe mit dem temperamentvollen Hund, der gern beschäftigt werden möchte. Begleithundeprüfungen oder Ausdauerprüfungen machen Hund und Halterin Spaß.

Rechts Vinny, links sein Sohn Henry, in der Mitte Thorsten Drewes vom Pinscher-Schnauzer-Klub: Man sieht, Schnauzer machen gute Laune…
Rechts Vinny, links sein Sohn Henry, in der Mitte Thorsten Drewes vom Pinscher-Schnauzer-Klub: Man sieht, Schnauzer machen gute Laune… © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Irgendwann wurde ein erster Züchter aufmerksam auf Vinny, der sogar eine eigene Facebook-Seite hat. Vinnys erster Einsatz als Deckrüde war erfolgreich: Thorsten Drewes, damals längst engagiertes Mitglied im „Pinscher-Schnauzer-Club“ und seit 2020 dessen erster Vorsitzender der Ortsgruppe (OG) Essen, bekommt seit 2017 viele Anfragen nicht nur aus Deutschland: Ob sein Hund wohl für Nachwuchs sorgen könnte?

Vinny sorgt in Mülheim für Schnauzer-Welpen in Europa

Vinny kann. Zugesagt wird aber erst nach strenger Prüfung der Ahnentafeln in der Datenbank, ob Rüde und Hündin auch gut zueinanderpassen, ob auch kein zu nahes Verwandtschaftsverhältnis besteht, erklärt Susanne Drewes. Das Züchter-Fachwort heißt: Inzuchtkoeffizient. Bei Vinny etwa sind die letzten fünf Generationen in dieser Hinsicht ohne Tadel. Und wenn auch bei der Hündin alles ok ist, so Susanne Drewes, darf deren Besitzer mit dem Tier nach Mülheim kommen. Züchter aus Deutschland, aber auch aus Dänemark, Finnland, Holland und Ungarn haben ihre Hündinnen schon von Vinny decken lassen.

Auch wenn Vinny die meiste Zeit des Jahres Familienhund bei Drewes’ zu Hause ist: Er ist ein offiziell gekörter Rüde. Körung nennt man die Auswahl von Tieren für die Zucht durch sachkundige Richter. Vinny ist auch gerade erst wieder Papa geworden: Elf Welpen hat eine dänische Schnauzerhündin vor einigen Wochen geworfen. Die süßen Hundebabybilder und -videos kann man auf Facebook bewundern.

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Dem Papa wie aus dem Bart geschnitten ist auch Vinnys Sohn Henry, 26 Monate alt. Der Jungschnauzer gehört Achim Hollenberg aus Düsseldorf, der sich schon in seiner Jugend in die Schnauzerrasse verguckte. Er schwärmt von dem „draußen so temperamentvollen Hund, der zu Hause die Ruhe an sich ist und außerdem total verschmust“. Als Achim Hollenberg beruflich kürzer treten konnte, kaufte er bei einem Züchter im Weserbergland Klein-Henry. Und weil der Weg nach Mülheim von Düsseldorf gar nicht so weit ist, trat er dann auch gleich dem „Pinscher-Schnauzer-Club“ bei. „Ortsgruppe Essen“ ist übrigens nicht ganz zutreffend: Die rund 50 Mitglieder kommen auch aus Ratingen, Velbert, Düsseldorf und natürlich Mülheim. Ein Mitglied wohnt sogar in Grömitz, dürfte den Hundeplatz in Mülheim-Saarn aber eher seltener aufsuchen.

Gleichgesinnte Hundefreunde tauschen sich montags in Saarn aus

Dort treffen sich die gleichgesinnten Hundefreunde montags ab 17 Uhr, um sich auszutauschen, ihre Hunde laufen zu lassen und sich mit Themen wie Hundeerziehung auseinanderzusetzen. Man spricht über Wesenstests oder auch Begleithundeprüfungen. Weil das keinem Hund (und auch keinem Halter) schaden kann, ist der Verein auch offen für engagierte Hundehalter mit anderen Rassen. Besonders willkommen sind natürlich die Besitzer von Pinschern und Schnauzern.

Vinny ist begehrt: Züchter aus ganz Europa bringen ihre Hündinnen zum Decken nach Mülheim.
Vinny ist begehrt: Züchter aus ganz Europa bringen ihre Hündinnen zum Decken nach Mülheim. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Übrigens: Der Mittelschnauzer hat früher als Stall- und Hofhund in Süddeutschland einen guten Job gemacht und war als „Rattler“, also als Rattenfänger, begehrt. Das können die immer noch, beteuert Susanne Drewes, auch wenn Schnauzer heute auch gern zusammen mit ihrem Menschen auf dem Sofa liegen. Der Mittelschnauzer (pfeffer-salz) gehört übrigens zu den gefährdeten Hunderassen, er steht auf der Roten Liste für Haustiere.

Also, an Vinny kann das nun wirklich nicht liegen. 79 Nachkommen, das ist ja wohl ein Wort.

Mehr über Pinscher und Schnauzer

Auch wenn sie sich kaum ähnlich sehen: Pinscher und Schnauzer sind verwandte Rassen. Urvater und Urmutter waren rauhaarige Pinscher, aus denen sich im Laufe der Zeit die anderen Rassen entwickelt haben. Die Ortsgruppe Essen des Pinscher-Schnauzer-Klubs (1895 e.V.!) gibt es schon seit 1924. Der Verein ist für alle Hundefreunde offen. „Je nach Interesse und Neigung können Sie bei uns gesellige Menschen treffen, die gerne einen Hund an ihrer Seite haben, die auf dem Hundeplatz ihrem Tier Gehorsam und aktive Sportlichkeit vermitteln oder den Vergleich im Wettbewerb der Ausstellungen suchen“, heißt es auf der Homepage.Unter https://www.psk-essen.de findet man mehr Informationen und Kontaktmöglichkeiten.