Oberhausen. Impfwillige kamen am Samstag für den Moderna-Piks ohne Termin zum Osterfelder Marktplatz. Impfärzte erkennen, dass sich die Stimmungslage ändert.
Der Feuerwehr-Einsatzwagen parkt auffällig an der Gildenstraße. An der mobilen Theke unter einem Pavillon-Zelt liegen die Klemmbretter sauber hintereinander drapiert. „Darf ich Sie mal etwas fragen“, sagt ein älterer Herr mit Supermarkt-Einkaufstüten in der Hand, während er seinen Zeigefinger auf Impfarzt Dr. Stephan Becker richtet.
Es ist Samstagmittag in der Osterfelder Innenstadt. Wer nur flüchtig schaut, den könnten die Wagen, Zelte und Mitarbeiter an einen Tag der offenen Tür beim Stadtfest erinnern. Doch hier wird nicht nur Können demonstriert, sondern tatkräftig angepackt. Die mobilen Impfungen gegen das Corona-Virus sind im vollen Gange.
Impfen in Oberhausen: Mobiles Impfen meist ohne Warteschlangen
„Heute ist Moderna-Tag“, sagt Jörg Lange-Hegermann von der Feuerwehr Oberhausen. Seit dem frühen Vormittag wird das wichtige Vakzin verspritzt. Der Zuspruch orientiert sich zu diesem Zeitpunkt an den Tagen zuvor. An den mobilen Ständen am Bero-Zentrum und am Sterkrader Tor - 187 beziehungsweise 212 Personen hatten dort das spontane Impfangebot ohne Termin genutzt. Auch in Osterfeld haben die Macher ihre Impfvorräte auf diese Größenordnung abgestimmt.
In einer Warteschlange steht vor den zwei Impfkabinen in den Mittagsstunden zwar keiner, aber das Personal hat kontinuierlich zu tun. Das sah Ende Mai beim Sonderimpftag für die Stadtteile noch anders aus, als sogar Impfwillige aus anderen Kommunen anreisten und sich eine 600 Meter lange Warteschlange vom Marktplatz bis zum Osterfelder Bahnhof schlängelte.
„Als wir die Impfstelle heute morgen eröffnet haben, haben 30 bis 40 Personen gewartet“, sagt Jörg Lange-Hegermann. Danach habe sich der Zustrom zeitlich verteilt. Neben Moderna hat das mobile Impfteam eine kleine Menge Biontech-Pfizer im Vorrat - etwa, wenn Impfwillige bei der Erstimpfung Biontech erhalten haben oder zwischen 16 und 18 Jahre alt sind. Jeder Piks zählt.
Impfen in Oberhausen: Bürger hören weniger auf Schwurbelgeschichten
Dass bei der Impfkampagne die Geschwindigkeit durch weniger Interessenten abnimmt, spürt auch Impfarzt Stephan Becker, der zugleich die niedergelassenen Ärzte in Oberhausen vertritt. „Wir müssen etwas tun und den Impfwilligen die Ängste nehmen.“
So wie Impfärztin Hatice Özdede, die bereits viele Flüchtlinge und obdachlose Menschen impfte und bei Fragen auch diesmal auf dem Marktplatz Rede und Antwort steht. Dass die Sprachbarriere bei Zuwanderern das zentrale Impfen in Ortsteilen behindere, möchte sie so nicht gelten lassen. „Es geht vielmehr darum, passende Termine zu finden.“ Zuletzt hatte es eine Debatte um die Impfbereitschaft unter Menschen mit Migrationshintergrund gegeben.
Das Impfteam sei international, Fragen könnten häufig auch in der Muttersprache beantwortet werden. Um Impftermine an Moscheen zu organisieren, habe sich das Impfteam intensiv bemüht und auch Gehör gefunden. Dass sich dieses Engagement plötzlich der Integrationsrat der Stadt auf die Fahne schreibe, ärgert die Ärztin hingegen.
Auch in Osterfeld treten am Samstag einige Menschen mit Migrationshintergrund an das Fahrzeug heran. Impfwillige mit türkischen und arabischen Wurzeln, haben die Organisatoren in den Mittagsstunden schon versorgt.
Impfen in Oberhausen: Jüngere Menschen fehlen - Berufsschulen einbinden?
Auch Hüsnü Koymali, der gerade aus dem Impfmobil läuft und nun neben dem Wagen seine 15 Minuten Ruhezeit abwartet, hat sich den Piks mit dem mRNA-Impfstoff am Samstag abgeholt. Ja, anfangs sei er beim Impfen abwartend gewesen. Doch nach Gesprächen habe er sich für die Impfungen gegen das Corona-Virus entschieden. „Um sich im Alltag zu schützen“, sagt er.
In aufklärenden Gesprächen sei deutlich zu spüren, dass man mit Argumenten weiterkomme und Nutzen und mögliche Risiken richtig einordne, sagt Hatice Özdede.
Die anfänglichen Horror- und Schwurbelgeschichten über die Impfkampagne höre man jedenfalls kaum noch. „Die Impfwilligen fragen in der Regel pragmatisch nach Nebenwirkungen oder wie lange sie sich schonen müssen“, sagt Stephan Becker.
Jüngere Bürger sind dagegen auch am Impfmobil in Osterfeld an diesem Samstagmittag seltener zu sehen. „Wir müssen die jungen Menschen auch auf anderen Wegen erreichen“, meint Stephan Becker. Momentan erschwere dies die Ferienzeit. Grundsätzlich hält der Arzt es für richtig, die Berufsfachschule oder das Berufskolleg mit einzubinden.
>>> Gilden-Apotheke hilft beim mobilen Impfen in Osterfeld mit
Für das mobile Impfen arbeiten mehrere Bereiche zusammen. In Osterfeld beteiligte sich auch eine Apotheke am Marktplatz. Hier konnte der Impfstoff gekühlt und die Spritzen aufgezogen werden. Ansonsten arbeiten das Impfteam mit Kühlboxen und Containern.
Der Piks und die Aufklärung führte das medizinische Personal am Impfmobil durch. Auch die nötigen Papiere werden am Impfmobil ausgefüllt.