Bochum. . Sicherheitsexperten warnen vor einer wahren Flut an Viren und Trojanern für das meistverkaufte Handy-Betriebssystem Android. Allein im Mai identifizierte die Bochumer Firma G-Data 124.000 neue Schädlinge. Wer sichergehen will, lädt Apps deshalb nur aus offiziellen Quellen – und besorgt sich einen Virenscanner.

Alle 22 Sekunden, sagen die Experten des auf Sicherheitssoftware spezialisierten Bochumer Firma G-Data, kommt ein neuer digitaler Schädling für das Handy-Betriebssystem Android von Google auf den Markt. Allein im Mai zählte G-Data 124.000 Viren und Trojaner, die so bislang noch nicht in Erscheinung getreten waren. Mittlerweile werden rund 80 Prozent aller Viren und Schadprogramme für das meistverkaufte Handy-Betriebssystem geschrieben. Die Täter, die solche Programme in Umlauf bringen, haben es meist auf persönliche Daten der Handy-Besitzer abgesehen. Denn die lassen sich gewinnbringend verkaufen.

Wie kommen Viren und Trojaner auf mein Telefon?

Die Schadsoftware ist meist Teil einer App, also eines Miniprogramms fürs Smartphone. „In vielen Fällen tarnen sich die Schädlinge als normale Programme“, sagt Kathrin Beckert von G-Data. Sie empfiehlt: „Laden Sie Apps nur aus vertrauenswürdigen Quellen herunter.“ Und dazu zählen beispielsweise der Google Play Store oder aber die Online-Läden der Smartphone-Hersteller. Vorsicht sei bei Webseiten geboten, deren Herkunft nicht eindeutig identifizierbar sei. Auch in Tauschbörsen seien oft Apps unterwegs, in denen ein Schädling schlummert. Es sei mittlerweile normal, dass die Kriminellen beliebte, aber kostenpflichtige Apps kopieren und diese dann kostenlos zur Verfügung stellen. Auch im offiziellen Google-Store seien solche Programme schon aufgetaucht.

In den kommenden Monaten, so schätzt G-Data, werden Kriminelle versuchen, von Schadsoftware befallene Mobiltelefone zu sogenannten Bot-Netzen zusammenzuschließen. Diese Geister-Rechner sollen dann im Auftrag der Täter massenhaft Spam-E-Mails verschicken. Auch sei damit zu rechnen, dass die Telefone versuchen werden, verstärkt sehr teure Premium-Rufnummern anzuwählen.

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Was machen die Programme auf meinem Smartphone?

Haben sich die Programme erst einmal auf dem Handy eingenistet, halten sie Ausschau nach vertraulichen Informationen wie Kreditkartendaten oder aber Zugangsdaten von Online-Portalen. „Es gibt aber viele, die eine kostenpflichtige Telefonnummer anrufen, wenn der Nutzer sein Handy gerade nicht in der Hand hält“, sagt Beckert. Dem Telefonbesitzer falle der Schaden meist erst auf, wenn die Telefonrechnung kommt. Beliebt bei Kriminellen seien auch Programme, die teure SMS versenden – oder aber Werbung einblenden, die auf teure Angebote im Netz weiterleitet.

Wie kann ich mich dagegen schützen?

Vor allem bei der Installation der Programme ist Vorsicht geboten. Der Google Play Store listet beispielsweise vor dem Herunterladen einer App auf, auf welche Komponenten das Programm Zugriff haben möchte. Eine Taschenlampen-App braucht nicht auf persönliche Kontakte zurückgreifen, so sehr sie auch darum bittet. Darüber hinaus bieten Virenscanner ein deutliches Plus an Sicherheit auf Android-Geräten. Die Hersteller füttern ihre Datenbanken regelmäßig mit den Merkmalen der neuesten Schädlinge. Den Scanner aktuell zu halten ist deshalb Pflicht.

Sogenannte Sicherheits-Suiten bieten noch mehr: Sie lassen beispielsweise eine Fernwartung des Telefons zu. So kann man beispielsweise bei Verlust des Handys das Telefon sperren oder aber den Inhalt des Telefons komplett löschen. Das schützt das Gerät zwar nicht davor, auf den Werkszustand zurückgesetzt zu werden, doch sind so wertvolle Daten wie E-Mails, Fotos und Videos wenigstens vor den Kriminellen sicher. Diverse Anbieter wie Symantec, Kaspersky oder G-Data bieten entsprechende Lösungen für rund 20 bis 30 Euro an.