Seoul/Essen. Die Drohgebärden Nordkoreas verstellen den Blick auf den Alltag der Bevölkerung. Wer sich auch darüber informieren will, kann das derzeit besonders gut bei Twitter. Dort veröffentlicht die Journalistin Jean H. Lee regelmäßig Fotos und kleine Filmaufnahmen, die sie bei ihren Nordkorea-Besuchen macht.
Atomwaffen, Raketentests, Säbelrasseln, Diktatur. Naheliegende Assoziationen zum Stichwort Nordkorea. Über den Alltag dort wissen wir dagegen wenig, zu sehr schottet das Regime sein Land nach außen ab.
Lange nicht so bekannt, wie er es verdient hätte, ist ein spezieller Weg, sich über das Leben in Nordkorea zu informieren: die Twitter-Einträge von Jean H. Lee. Sie leitet das Korea-Büro der Nachrichtenagentur AP mit Sitz in Seoul, reist regelmäßig nach Nordkorea und bringt von dort nicht nur Berichte und Reportagen mit. Unter ihrem Twitter-Namen @newsjean veröffentlicht sie auch Fotos und kurze Filmclips. Seit kurzem dürfen Ausländer ihre Handys mit ins Land bringen, dadurch ist es für Lee leichter geworden, ihre Eindrücke zu twittern.
Es sind kleine Einblicke, Momentaufnahmen: Drei Frauen in einer Eislaufhalle. Ein Student am Computer. Bräute in bunten Gewändern. Ein Schneepflug in den Straßen von Pyönyang.
Mal ist es ein Alltag, der auch uns alltäglich vorkommt. Und mal wird das Bild vom Normalen gebrochen: Ein Computerspiel fürs Handy – es geht um Raketentests. Eine Wandmalerei – mit Propaganda gegen die USA. Eine Tanzaufführung – zu Ehren der Helden hinter den Raketentests. Auch, wer selber kein Twitter-Konto hat, kann sich Lees Aufnahmen ansehen. Unter Twitter.com/newsjean sind sie für jeden zugänglich.