Essen. . Studien und Experten haben bei jungen Menschen einen Wandel bei Prestigeobjekten festgestellt. Mobilität ist immer noch wichtig, allerdings muss sie in die Tasche. Eigene vier Räder sind zwar immer noch beliebt, aber nicht mehr unbedingt notwendig.

Das Smartphone hat den Zündschlüssel als Flirt-Unterstützer abgelöst. Versuchte der junge Mann noch vor Jahren mit dem lässig auf den Tresen gelegten Hinweis auf Pferdestärken zu beeindrucken, ist heute das elegante iPhone oder der Tablet-Computer der Hingucker. Nach einer Studie des Ifmo-Instituts gilt das Automobil zwar immer noch als Statussymbol, aber „in den letzten Jahren haben neue Symbole des expressiven Konsums an Bedeutung gewonnen, die neben dem Auto für die Stilisierung der eigenen Person eingesetzt werden“.

Auch wenn die zu BMW gehörende Forschungseinrichtung in ihrem Bericht die Produkte der Branche seines Geldgebers bei jungen Menschen noch hoch im Kurs sieht, gibt es andere Fachleute, die den Trend drastischer einschätzen. „Das Auto steht nicht mehr so im Vordergrund, weil man es heute weniger täglich braucht, als noch vor 20 Jahren“, sagt der Bielefelder Jugendforscher Klaus Hurrelmann.

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Ein dichteres Netz und eine höhere Taktung im Nahverkehr haben auch dazu beigetragen, dass zumindest in Ballungsräumen junge Leute das Auto nicht vermissen. Zumal es ihnen nicht das Gefühl von Freiheit vermittelt, das es noch ihren früheren Altersgenossen gegeben hat. „Auch weil sie einen Parkplatz suchen müssen und keinen Alkohol trinken dürfen“, sagt Soziologe Ronald Hitzler von der TU Dortmund.

Weniger Zufall, mehr Kosmetik

Die Bedeutung des Autos ist bei jungen Leuten auch deshalb gesunken, weil es niemanden mehr von A nach B bringen muss, um Freunde zu treffen. Sie blicken ihren Kontakten aus aller Welt live auf ihren Smartphones in die Augen, wenn sie mit ihnen sprechen. Soziologen nennen das „nicht-lokale Kopräsenz“. „Das Erleben, die anderen, mit denen man zu tun haben will, ständig virtuell um sich und bei sich zu haben, obwohl man nicht am gleichen Ort ist wie sie“, erläutert Hitzler.

Dementsprechend spielen die Geräte, mit denen diese Möglichkeiten erschlossen werden können eine wichtige Rolle. Zur Profilierung setzten junge Menschen eher auf hochwertige Konsumgüter, die im Gegensatz zum Auto als ständiger Begleiter dienen. „Die ‚angesagten‘ – und möglichst auch je avanciertesten – Kommunikationsgeräte zu haben, die diese soziale Netzwerkerei ermöglichen, hat ebenfalls eine hohe Statusrelevanz“, sagt Hitzler.

Auch Handel merkt die Verschiebung

Auch die Münchener Unternehmensberatung Progenium zum Beispiel hat bereits 2010 in einer Umfrage herausgefunden, dass das Auto als Statussymbol generell nicht mehr höher angesiedelt sei als etwa ein Smartphone oder eine Fernreise. Eine Verschiebung, die sich auch im Handel bemerkbar macht. „Wir haben bei den mobilen Kommunikationsgeräten einen enormen Anstieg zu verzeichnen“, sagt Marc-André Heistermann, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbands Ruhr. Schätzungen zufolge werde in diesem Jahr bundesweit 29,5 Milliarden Euro durch Online-Einkäufe umgesetzt, ein Plus von 13 Prozent gegenüber 2011.

Daneben haben Investitionen in Mode und Gesundheit an Bedeutung gewonnen. Zwar sei es immer schon wichtig gewesen, die richtige Kleidung zu tragen, aber „die eigene Erscheinung wird immer weniger dem Zufall überlassen“, führt Klaus Hurrelmann aus. Der Mensch baut sich selbst zum Statussymbol. Insbesondere auf junge Männer trifft das zu. Zur ohnehin als wichtig empfundenen körperlichen Fitness komme auch die wachsende Tendenz, Kosmetikprodukte zu verwenden, die vor 20 Jahren fast ausschließlich in Badezimmerschränken von Frauen zu finden waren.