Der Deutsche Bundestag kommt am Donnerstag zu einer Sondersitzung zusammen. Die Abgeordneten werden in der sitzungsfreien Zeit nach Berlin beordert. Auch Michael Gerdes, SPD-Abgeordneter aus Bottrop, fährt nach Berlin.
Eigentlich könnte es Michael Gerdes, der Bottroper SPD-Bundestagsabgeordnete, jetzt schön bequem haben. Denn in Berlin ist sitzungsfreie Zeit. Doch mitten in der Politik-ruhigen Sommerzeit erhielt er einige SMS aus der Hauptstadt von seiner SPD-Fraktionsspitze. E-Mails, etwa auch von der Bundestagsverwaltung, seien ebenfalls rausgegangen, heißt es in Berlin. Sicher ist sicher. Gerdes wurde so wie auch alle anderen Bundestagsabgeordneten zurück beordert: Der Bundestag soll am kommenden Donnerstag über die Milliardenhilfen für Spanien entscheiden.
Urlaubszeit hin oder her, die Abgeordneten müssen, wo immer auf der Welt sie sich gerade befinden, in der Hauptstadt antreten zum Abstimmen. Anreisekosten trägt im allgemeinen der Steuerzahler.
Doch Gerdes hat es sich – durchaus zum Glück der Steuerzahler – trotz Sitzungspause noch nicht bequem gemacht. „Ich bin noch nicht in Urlaub gefahren“, erzählt er. Er nutze die sitzungsfreie Zeit, um in seinem Wahlkreis zu arbeiten. So besuche er beispielsweise Institutionen oder erkundige sich etwa bei der Freiwilligen Feuerwehr danach, ob das mit dem Ehrenamt nach der Bundeswehr-Reform klappt. „In Urlaub fahre ich erst Ende August.“ Daher fielen bei ihm auch keine Kosten für die Sondersitzung an.
„Ich fahre am Dienstag mit meiner Bahncard hin“, erzählt er. Am Mittwoch sei für ihn „ein ganz normaler“ Bürotag. Am Donnerstagmorgen dann stünde zunächst eine Fraktionssitzung an. „Da werden alle Argumente für die Finanz-Hilfen noch einmal diskutiert“, sagt er, die letzten Fakten vor der Abstimmung würden noch einmal umfassend bewertet. „Dann liegen auch die Informationen von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Finanzminister Wolfgang Schäuble vor.“ Könne ja sein, meint der SPD-Politiker, dass es noch neue Einsichten gebe.
Überrascht hätten ihn die SMS aus der SPD-Fraktion zur Sondersitzung allerdings überhaupt nicht. Schließlich habe Bundestagspräsident Norbert Lammert die Abgeordneten schon gewarnt, noch bevor sie in die Sommerpause abdüsten. „Schwimmen Sie nicht zu weit raus und achten Sie darauf, das Handgepäck immer griffbereit zu haben“, gab er ihnen mit in die schönsten Wochen des Jahres.
Die verbringt Gerdes übrigens auf Mallorca „in einer kleinen Pension“. Aber eben erst nach der Sondersitzung in Berlin.