Essen. Das weltweit größte soziale Netzwerk Facebook stellt sämtliche Nutzerprofile auf die bislang freiwillige Chronik-Ansicht um. In einer unauffälligen Ergänzung eines Blogeintrags kündigt das Unternehmen an, alle Nutzer würden “in den nächsten Wochen“ die sogenannte Timeline bekommen.

Es ist nur eine kleine Ergänzung des Eintrags vom 15. Dezember: Damals hatte Facebook die wohl weitreichendste Änderung eingeführt - die Timeline als Ersatz für das bisherige Nutzer-Profil. Eine Chronik, die das gewöhnliche Profil "ersetzen kann", hieß es bislang. Bald muss es heißen: "die es ersetzt". Denn in dem Blog-Update vom Dienstag teilt Facebook mit, dass "in den nächsten Wochen" alle Nutzer "die Timeline bekommen".

Das weltweit größte soziales Netzwerk formuliert den Zwang zur Umstellung positiv. Die Chronik werde nun "für alle verfügbar", lässt Facebook über eine PR-Agentur in Hamburg bestätigen. Die Umstellung könne "einige Wochen dauern, heißt es. Aber: Das parallele Bestehen von alter Profil-Anzeige und neuer Timeline werde definitiv bald ein Ende haben.

Sieben Tage Frist, dann wird die Timeline sichtbar

Nutzer würden mit einer Benachrichtigung auf ihrem Profil über die Umstellung informiert, kündigt Facebook an. Anschließend blieben ihnen sieben Tage Zeit, ihre Einträge zu überprüfen, bevor die Timeline für andere sichtbar wird.

Die unbearbeitete Chronik stellt die Profilseite eines Facebook-Nutzers als Zeitstrahl aller bisherigen Aktivitäten im sozialen Netzwerk dar und soll nach dem Willen von Facebook-Gründer Mark Zuckerberg eine Art digitaler Lebenslauf werden. Schon bei ihrer Einführung hatte die Chronik-Funktion Datenschützer auf den Plan gerufen. Sie rügen die Daten-Sammelwut des Unternehmens und, dass mit der Umstellung auch länger zurückliegende, womöglich längst vergessene Einträge wieder sichtbar werden.

Facebook-Nutzer sollten Profil regelmäßig kontrollieren

In der Grundeinstellung bildet die Timeline sämtliche freigegeben Daten vom Geburtstag an, jeden Eintrag, jedes geteilte Foto, sämtliche neu geschlossene Freundschaften, sogar jeden "Gefällt mir"-Klick der Vergangenheit ab. Will man dies nicht alles auf dem Zeitstrahl geteilt sehen, muss man aktiv aussortieren.

"Facebook-Mitglieder geraten damit noch stärker in die Pflicht, alle veröffentlichten Daten, vor allem auch längst vergessene Einträge aus der Vergangenheit, aktiv zu kontrollieren und das eigene Profil regelmäßig aufzuräumen", sagte der Hamburger Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar im Dezember. Nutzer können einstellen, dass Einträge nicht in der Chronik angezeigt werden, können sie auch nachträglich entfernen - dazu müssen sie aber im Zweifel über Jahre zurückgehen und aufwändig aussortieren.

Fest steht: Die Timeline kann nur das anzeigen, was dem Netzwerk ohnehin mitgeteilt wurde. Die Umstellung könnte aber vor allem jenen Probleme bereiten, die wenig reflektiert Daten geteilt haben und die nur selten ihr Profil aufrufen. Wer mehr erfahren will, kann hier die wichtigsten Fragen und Antworten zur Timeline nachlesen.