Washington. . Wenige Stunden, nachdem US-Staatsanwälte den File-Hoster Megaupload.com vom Netz genommen haben, verbreitet der Datenspeicherdienst im Internet eine Ausweichadresse. Die Justiz wirft dem deutsch-finnischen Gründer Kim Dotcom - ehemals als Kim Schmitz bekannt - Urheberrechtsverletzungen vor.

Die US-Regierung hat die Webseite des Datenspeicherdienstes Megaupload.com wegen des Verdachts auf massive Urheberrechtsverletzungen gesperrt. Der deutsche Internunternehmer und Firmengründer Kim Schmitz alias Kim Dotcom wurde festgenommen. Neben dem 37-Jährigen nahm die Polizei im neuseeländischen Auckland auch den deutschen Marketing-Chef Finn Batato (38), den deutschen Technikchef und Co-Gründer Mathias Ortmann (40) sowie den 29-jährigen Niederländer Bram van der Kolk in Gewahrsam.

Wenige Stunden nach der Sperrung, bietet Megaupload am Freitag eine Ausweichadresse an: unter http://109.236.83.66/ könnten weiterhin Daten gespeichert werden. Die Macher warnen allerdings vor Phishing-Seiten.

Megaupload soll der Unterhaltungsindustrie einen immensen Schaden von mindestens 500 Millionen Dollar (390 Millionen Euro) zugefügt haben und mit dem Weiterverteilen von geschützten Filmen, Musiktiteln, Softwareangeboten und anderen elektronischen Medien über seine Internetseite sowie Werbung über 175 Millionen Dollar eingenommen haben, hieß es am Donnerstag in der Anschuldigung. Laut Anklageschrift zählt Megaupload mehr als 150 Millionen registrierte Nutzer und täglich 50 Millionen Besucher weltweit.

Was ist legal bei Downloads?

Die Anschuldigungen, Megaupload fördere massenhafte Urheberrechtverstöße, seien "grotesk überzogen", erklärte das Unternehmen in einer kurz vor der Schließung auf seinen Internetseiten veröffentlichten Mitteilung. Die große Mehrheit des Datenverkehrs von Megaupload sei legitim. Eine endgültige Einstellung der Seite stehe daher nicht zur Debatte.

Luxus-Autos und Dollar-Millionen beschlagnahmt

Die Polizei in Neuseeland beschlagnahmte Gegenstände im Wert von mehreren Millionen Dollar, wie Luxus-Autos sowie umgerechnet acht Millionen Dollar von den Beschuldigten. "Wir haben nichts zu verbergen", zitierten neuseeländische Medien Kim Dotcom. Den Beschuldigten drohen jeweils fünf bis 20 Jahre Haft.

Die Sperrung von Megaupload fällt in eine Zeit, in der in den USA gerade über zwei Gesetzesentwürfe debattiert wird, um Online-Piraterie und Fälschungen stärker zu ahnden. Gegner argumentieren, sie gefährdeten die Meinungsfreiheit und Innovationen im Netz. Aus Protest hatte sich die englischsprachige Wikipedia für 24 Stunden abgeschaltet. Laut US-Justizministerium hänge der Zeitpunkt der Festnahmen nicht mit den Gesprächen im Kongress zusammen.

Megaupload finanziert sich über Werbung und kostenpflichtige Zugänge. Nutzer können elektronische Medien hochladen. Es wird dann ein Link erstellt, mit dem andere Nutzer das Angebot herunterladen können. Megaupload habe Material, das nicht regelmäßig heruntergeladen worden sei, gelöscht und das Einstellen von populären Inhalten finanziell gefördert, lautet der Vorwurf der Behörden.

Megaupload ist nicht nur wegen seiner Größe einzigartig, sondern auch wegen der prominenten Unterstützung, die die Website genießt. Darunter sind auch Musiker und Produzenten wie Kim Kardashian, Alicia Keys und Kanye West. Chef ist der Musiker Swizz Beatz, der seit 2010 mit Keys verheiratet ist. Er wird in der Anklage nicht genannt. Megaupload war den Angaben zufolge zeitweise die 13.-meistgenutzte Website im Internet. Zuletzt lag sie immerhin noch in den Top 100. (rtr/dapd)