San Francisco. .

Schwere Schlappe für SAP: Der deutsche Softwarekonzern muss an seinen US-Rivalen Oracle eine deutlich höhere Milliarden-Entschädigung zahlen als erwartet. SAP war wegen Softwarepiraterie angeklagt.

Der deutsche Softwarekonzern SAP muss dem US-Rivalen Oracle wegen Urheberrechtsverletzung 1,3 Milliarden Dollar (rund 960 Millionen Euro) zahlen. Das entschied ein Gericht in Kalifornien am Dienstag nach dreiwöchigem Prozess. Die Entschädigungssumme ist eine der höchsten, die je wegen Softwarepiraterie gewährt wurden. Oracle hatte den Schaden durch die illegalen Geschäftspraktiken von SAP auf vier Milliarden Dollar veranschlagt. SAP hatte den Fehler zugegeben und sich entschuldigt, den entstandenen Schaden allerdings mit 40 Millionen Dollar deutlich geringer beziffert, als nun von der Jury nach stundenlangen Beratungen festgesetzt.

Der Konzern hatte 2005 das inzwischen aufgelöste US-Unternehmen TomorrowNow gekauft. Wie sich herausstellte, stahl die Firma Kundendaten von einer passwortgeschützten Oracle-Website und machte den Kunden dann Angebote zu günstigeren Konditionen. Der US-Konzern verklagte SAP wegen Industriespionage, verurteilt wurde der deutsche Konzern letztlich wegen Daten- und Softwareklaus.

SAP hofft auf Beilegung ohne zusätzliche Gerichtsverfahren

SAP reagierte enttäuscht auf das Urteil. Der Konzern werde alle zur Verfügung stehenden Optionen erwägen, einschließlich Anträge und Revision, falls nötig. Doch der Konzern hoffe, dass der Streit ohne zusätzliche jahrelange Gerichtsverfahren angemessen beigelegt werden könne. Man wolle nun nach vorn blicken. SAP, der deutlich von seinem guten Ruf eingebüßt hat, ist allerdings mit einem weiteren Problem konfrontiert: Wie vor kurzem bekannt wurde, ermittelt nun das US-Justizministerium in dem Fall.

SAP hatte nur Rückstellungen für Schadenersatzforderungen in Höhe von 160 Millionen Dollar gebildet, 120 Millionen wurden den Anwälten von Oracle bereits gezahlt. Die vom Gericht nun festgesetzte Entschädigungssumme entspricht mehr als der Hälfte des Gesamtgewinns von SAP im vergangenen Jahr und übersteigt bei weitem die 10 Millionen Dollar, die SAP für die Übernahme von TomorrowNow vor fünf Jahren zahlte.

Oracle sagte nach dem Urteilsspruch, der Prozess habe deutlich gemacht, dass das führende Management von SAP vom ersten Augenblick an über die illegalen Aktivitäten von TomorrowNow informiert gewesen sei. (dapd)