Essen. Was haben die Piraten mit DSDS gemeinsam? Ein Image-Spot fürs Medium Radio nimmt beides auf die Schippe. Der Erfolg der Piratenpartei wird in einer fiktiven Ansprache zum Anlass genommen, einer Erstwählerin zu erklären, dass Politik nichts mit Telefon-Votings zu tun hat. Piraten reagieren gelassen.

Der Image-Spot der "Radiozentrale" kommt wie eine wichtige offizielle Ansprache daher. Es meldet sich ein fiktiver Herr Stroemmel - "vom Amt für öffentliche Angelegenheiten". Er verliest eine "Stellungnahme zum Thema Piratenpartei": Es sei erfreulich, dass "aufgrund des Wahlsieges der Piratenpartei das politische Interesse junger Menschen" gestiegen sei - aber er möchte dennoch "die Erstwählerin 'CyberBabsi77' darauf hinweisen, dass es weder eine DSDS- noch eine GZSZ-Partei gibt." Nein: Zur Kanzlerin werde man nicht in einer Castingshow. Und, nein: Politiker könne man eben nicht "per Telefonhotline" aus dem Amt wählen.

Dass der Erfolg der Piraten in einem Atemzug mit dem mangelnden politischen Verständnis der durch Casting-Formate geprägten Jugend veralbert wird, findet Piraten-Sprecher Aleks Lessmann nicht schlimm. Erstens "werden wir ja nur kurz erwähnt", sagt er im Gespräch mit DerWesten. Und, viel wichtiger: Generell habe die Partei kein Problem damit, auf die Schippe genommen zu werden. "Schon unser Name", sagt Lessmann, "ist ironisch. Und wir hoffen, uns nie so bierernst zu nehmen wie manch andere Politiker."

Jubel fürs satirische Interview

Viele Piraten-Mitglieder seien "Politiker aus Notwehr", erklärt Aleks Lessmann - und jeder sei sich bewusst, "dass niemand davor gefeit ist, verarscht zu werden". Als die ZDF-Satiresendung "heute show" beim Bundesparteitag in Offenbach im Dezember durch die Reihen ging um Interviews zu führen, habe es Jubel und Ovationen gegeben. Ihm sei nicht bekannt, dass es so etwas schon mal bei einer anderen Partei gegeben habe.

Der 30-sekündige Radio-Spot ist Teil der bundesweit ausgestrahlten Imagekampagne "Radio verkauft". Unter dem Slogan "Radio. Geht ins Ohr. Bleibt im Kopf" wirbt die Radiozentrale, gemeinsame Plattform der privaten und öffentlich-rechtlichen Sender in Deutschland, seit fünf Jahren für das Medium. (we)