Washington. Der Chef des Terror-Netzes El Kaida hat mit Disziplin und viel Geduld ohne Spuren im Internet kommuniziert. Bin Laden verschickte zahllose E-Mails und entging jahrelang den US-Terrorfahndern. Nun hat man hundert USB-Sticks mit Daten gefunden.
Osama bin Laden verzichtete auf Telefon- und Internetanschluss. Mit seinen Anhängern pflege er aber trotzdem einen intensiven E-Mail-Wechsel, ohne dass die US-Geheimdienste seinen Aufenthaltsort ermitteln konnten. Sein System war mühsam und langsam, aber es funktionierte - viele Jahre lang.
Wie bin Laden arbeitete, berichteten ein Mitarbeiter der Terrorabwehr und einer zweiten Person, die mit den Ermittlungen vertraut ist. Die Versuche westlicher Geheimdienste, ihm im Internet auf die Spur zu kommen, ließ bin Laden ins Leere laufen. Sein System beruhte auf Disziplin und Vertrauen. Aber zurück blieb auch ein riesiges Archiv von einem umfangreichen E-Mail-Wechsel mit tausenden Mitteilungen und hunderten Mail-Adressen, das die USA nun durchforsten. Es fiel ihnen in die Hände, als bin Laden bei der Kommandoaktion Anfang des Monats in seinem Haus erschossen wurde.
Mails vom Boten
Bin Laden tippte seine Nachrichten auf einem Computer ohne Internetanschluss, speicherte sie dann auf einem USB-Stick und gab diesen einem vertrauenswürdigen Kurier. Der fuhr dann in ein weiter entferntes Internet-Cafe, wo die Nachrichten auf einem Computer in die E-Mails kopiert und abgeschickt wurden. Umgekehrt kopierte der Kurier auch E-Mails an bin Laden auf den USB-Stick und brachte sie dem Al-Kaida-Führer.
Es war eine langsame Methode, aber sie wurde so akribisch durchgeführt, dass Geheimdienstexperten immer noch stauen, dass bin Laden es so lange Zeit durchhielt. Die USA hatten schon immer vermutet, dass bin Laden über Kuriere kommunizierte, aber sie hatten nicht mit einem solchen Umfang gerechnet, wie er jetzt deutlich wurde. Die Kommandoeinheit stellte in bin Ladens Haus rund hundert USB-Sticks sicher.
Da die Al-Kaida-Mitglieder immer wieder ihre E-Mail-Adressen wechseln, ist unklar, wie viele nun noch aktiv sind. Aber die zahlreichen gefundenen Adressen und Telefonnummern dürften zu etlichen Verfügungen bei Internet-Providern führen, um dem Al-Kaida-Netzwerk auf die Spur zu kommen.
Bislang sind die Ermittler bei der Analyse der Daten wohl noch auf keine neuen Terrorpläne gestoßen, aber die gefundenen Daten zeigen doch, dass bin Laden deutlich länger aktiv in die Al-Kaida-Planungen involviert war, als bislang vermutet wurde. Aber der Datenfund wird auch dazu führen, dass die Terroristen jetzt ihre Vorgehensweise ändern müssen, was sie vielleicht zu Fehlern zwingt und ihre Entdeckung erleichtert. (ap)
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.