Berlin/ Washington/ Islamabad. . Pakistan muss jetzt Informationen liefern, das fordert Außenminister Guido Westerwelle. Zuvor hatte sich US-Präsident Barack Obama erstmals seit dem Angriff auf Bin Laden im Fernsehen geäußert. Er vermutet ein Bin-Laden-Netzwerk in Pakistan.
Der pakistanische Regierungschef Yousuf Raza Gilani hat Vorwürfe zurückgewiesen, dass sein Land El-Kaida-Chef Osama bin Laden geholfen habe. Diese Vorwürfe seien „absurd“, sagte er am Montag. Bin Laden war vor einer Woche von einem US-Spezialkommando in der nordwestpakistanischen Garnisonsstadt Abbottabad getötet worden, wo er offenbar jahrelang unbehelligt lebte.
Bundesaußenminister Guido Westerwelle fordert Pakistan zur Suche nach möglichen Unterstützern Osama bin Ladens in der Regierung des Landes auf. Es müsse aufgeklärt werden, wie ein Terroristenführer so lange unbehelligt in der Nähe von Islamabad leben konnte, sagte der FDP-Politiker am Montag in Berlin. „Hier hat die pakistanische Regierung einen unbedingten Aufklärungsauftrag. Und wir haben als Verbündete einen unbedingten Aufklärungsbedarf.“
Es müsse sichergestellt sein, dass es innerhalb der pakistanischen Regierung keine Unterstützer solcher Terrorgruppen gebe. Pakistan sei als Verbündeter im Kampf gegen den Terrorismus in der Pflicht, alle Zweifel auszuräumen. Deutschland erwarte Aufklärung und werde auch auf Aufklärung dringen.
„Die längsten 40 Minuten meines Lebens“
Zuvor hatte US-Präsident Barack Obama erklärt, bin Laden müsse in Pakistan eine Art Netzwerk gehabt haben, das ihn unterstützte. Andernfalls hätte er nicht über Jahre in Abottabad leben können, einer Stadt mit zahlreichen Militäreinrichtungen. Ob unter den Unterstützern Personen innerhalb oder außerhalb der Regierung gewesen seien, wisse er nicht, sagte Obama.
Obama bezeichnete die Kommandoaktion gegen Osama bin Laden in Pakistan als „die längsten 40 Minuten“ seines Lebens. Er habe die Operation angeordnet, weil er der Ansicht gewesen sei, dass die Chance, den Terroristenführer „endlich zu kriegen“ größer sei als die Risiken, erklärte Obama in einem am Sonntag ausgestrahlten Interview der Sendung „60 Minutes“ des Fernsehsenders CBS.
Obama vermutet El-Kaida-Netzwerk in Pakistan
Er sei zwar ob des Ausgangs der Aktion nervös gewesen, wegen der Möglichkeit, dass bin Laden dabei getötet werden könnte, habe er sich aber keine Gedanken gemacht. Jeder, der daran zweifle, dass der Al-Kaida-Führer sein Schicksal verdient habe, „muss seinen Kopf untersuchen lassen“, sagte Obama.
Bin Laden müsse in Pakistan eine Art Netzwerk gehabt haben, das ihn unterstützte, erklärte der US-Präsident. Andernfalls hätte er nicht über Jahre in Abottabad leben können, einer Stadt mit zahlreichen Militäreinrichtungen. Ob unter den Unterstützern Personen innerhalb oder außerhalb der Regierung gewesen seien, wisse er nicht, sagte Obama. Die USA wollten dazu weiter ermitteln, „und, was noch wichtiger ist, die pakistanische Regierung muss ermitteln“.
Von direkten Vorwürfen an Islamabad sah Obama ab. Seit den Anschlägen vom 11. September 2011 sei Pakistan ein starker Partner im Kampf gegen den Terror gewesen, sagte er. Zu den Einzelheiten der Kommandoaktion äußerte sich der Präsident in dem Interview nur zurückhaltend, Neues über die bereits öffentlich bekannten Details hinaus teilte er nicht mit.
USA fordern Zugang zu Ehefrauen bin Ladens
Obamas Sicherheitsberater Tom Donilon sagte, ihm lägen keine Hinweise darauf vor, dass die politische oder militärische Führung Pakistans oder der Geheimdienst von bin Ladens Aufenthalt im Land gewusst hätten. Die USA hätten Pakistan um Zugang zu mehreren Personen gebeten, die die Navy SEALs in dem Anwesen zurückließen, darunter drei Ehefrauen bin Ladens, sagte Donilon weiter. Die Frauen sowie mehrere Kinder sollen sich im Gewahrsam der pakistanischen Streitkräfte befinden. Ein pakistanischer Militärsprecher wollte sich am Sonntag zu Donilons Angaben nicht äußern.
Von den Witwen bin Ladens erhoffen sich die USA Informationen darüber, ob Pakistan dem Al-Kaida-Chef Unterschlupf geboten hat. Des weiteren könnten die Frauen Einblicke in den Alltag des Terroristen-Führers liefern sowie Hinweise auf seine Tätigkeit nach der Invasion in Afghanistan 2001 und die inneren Strukturen der Al-Kaida.
Pakistanische Medien veröffentlichen Namen von CIA-Mann
Nicht eben entschärft dürfte die amerikanisch-pakistanischen Beziehungen die Veröffentlichung des Namens eines mutmaßlichen Mitarbeiters der CIA in pakistanischen Medien haben. Bei dem Mitarbeiter soll es sich den Berichten zufolge um den Leiter des CIA-Büros in der Hauptstadt Islamabad handeln. Ein Sprecher des pakistanischen Geheimdienstes wollte sich am Montag nicht zu den Veröffentlichungen vom Wochenende äußern.
Es ist bereits das zweite Mal innerhalb von sechs Monaten, dass der Name des vermeintlichen CIA-Chefs in Islamabad in pakistanischen Medien genannt wird. Im Dezember hatte die CIA den Mitarbeiter aus dem Land abgezogen. Der pakistanische Geheimdienst hatte später Vorwürfe zurückgewiesen, er sei für die Enttarnung des Agenten verantwortlich. (dapd)