Essen. Bis 19. April sind in NRW die schriftlichen Abi-Klausuren. Wer jetzt noch nicht mit dem Pauken begonnen hat, für den haben wir Tipps vom Lernexperten.

Die Abiturprüfungen in NRW haben begonnen. Bis 19. April sind die schriftlichen Prüfungen des Zentralabiturs abzulegen. Danach stehen noch die mündlichen Prüfungen an. Ob Mathe, Deutsch oder Biologie, der Lernstoff ist immens. Aber längst nicht alle haben angefangen zu pauken, viele verlassen sich aufs Last-Minute-Lernen.

Professor Werner Heister, der an der Hochschule Krefeld-Mönchengladbach Einführungskurse zum richtigen Lernen gibt, hält eigentlich nichts vom Pauken auf den letzten Drücker. "Das verursacht nur zusätzlichen Druck, und der ist beim doppelten Abiturjahrgang ohnehin schon groß genug", so seine Meinung.

Aber die Zahl derjenigen, die lieber den Kleiderschrank ausmisten oder die ganze Wohnung schrubben anstatt zu lernen, ist groß. Damit es trotzdem noch klappt mit dem guten Abitur, hat Heister einige Tipps parat.

Als Erstes sollten Schüler einen Lernplan erstellen

Zunächst sei das Erstellen eines Lernplans unerlässlich, um sich einen Überblick über den zu erlernenden Stoff und die verbleibende Zeit zu verschaffen. "Zeitmanagement ist alles", so der Lernexperte.

Wieviele Stunden die Abiturienten ab jetzt täglich aufs Lernen verwenden sollten, das könne man nicht pauschal sagen. "Generell macht es aber schon Sinn, sich ganze Tage mit dem Stoff zu beschäftigen, da zu viele andere Aktivitäten das Gehirn vom Verarbeiten des Gelernten ablenken würden."

Routentechnik ist bei Last-Minute-Lernern beliebt 

Der Lernexperte meint aber auch: "Ganz wichtig sind regelmäßige Pausen." Durch Bewegung an der frischen Luft oder ein kurzes Mittagsschläfchen gönne man den grauen Zellen eine Pause. "Viele lernen nicht zu lange, sondern schlicht falsch." Richtig sei nicht stures Auswendiglernen, sondern, dass man sich tatsächlich mit dem Stoff auseinandersetze und Verknüpfungen zum Alltag herstelle.

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© Ute Gabriel

Die Routentechnik sei vor allem bei Last-Minute-Lernern äußerst beliebt. Dabei überlegt man sich zum Beispiel in der eigenen Wohnung eine spezielle Route, etwa vom Kleiderschrank zum Spiegel zur Wohnungstüre und zum Fernseher. Mit jedem dieser Punkte verbinde man dann einen Fakt oder ein Ereignis. "So kann man sich etwa geschichtliche Abläufe gut einprägen, da man täglich unzählige Male daran vorbeikomme", meint Heister.

Ebenso effektiv sei es, sich eine gesamte Wand freizumachen, um dort Karten, Bilder und Mindmaps aufzuhängen. "Bilder behält unser Gehirn prinzipiell länger und besser im Gedächtnis."Es ist zudem erwiesen, dass es beispielsweise mehr bringt, sich die Vokabeln für die mündliche Französischprüfung in ganzen Sätzen einzuprägen, statt nur einzelne Wörter zu lernen", erklärt Heister.

Lernen auf der Bettkante verspricht Erfolg 

Auch das Lernen in Gruppen hält Heister für sehr sinnvoll - wenn denn die richtigen Mitschüler darin sind. "Gerade in den letzten Tagen ist es hilfreich, mit anderen über den Stoff zu sprechen, Störenfriede gehören aber nicht in eine solche Lerngruppe."

Gesagtes merke sich der Mensch eher als Gelesenes, deswegen solle man die Themen ruhig mit anderen diskutieren. Wenn man Lerntage mit einer Gruppe plane, gebe es zudem keine Ausreden, sich mit anderen Dingen zu beschäftigen.

Es ist nie zu spät, um mit dem Lernen anzufangen.
Es ist nie zu spät, um mit dem Lernen anzufangen. © Frank Rumpenhorst

Heisters "Geheimtipp" ist das Lernen auf der Bettkante. "Sich vor dem Schlafengehen alles noch einmal anzusehen und darüber nachzudenken ist tatsächlich sehr effektiv." Studien hätten bewiesen, dass neues Wissen besonders gut im Gedächtnis bleibt, wenn man es vor dem Schlafen noch einmal abruft. "Das hilft besonders, wenn man sehr viel Stoff in sehr kurzer Zeit aufnimmt", so der Experte. Das Gehirn entscheide dann, was wirklich "merk-würdig" sei.

Manche lernen schneller als andere

Wie gut das Last-Minute-Lernen letztlich klappt, sei von Fall zu Fall unterschiedlich. "Das kommt darauf an, wie gut man in der Oberstufe aufgepasst und mitgearbeitet hat", so Heister. Außerdem könnten sich manche Menschen Dinge schneller einprägen als andere, so dass ein kürzerer Lernzeitraum für sie weniger problematisch ist.