Essen. Giovanni Zarrella ist endlich solo erfolgreich. Deutsche wie internationale Hits auf italienisch singt er bald auf Tour – wir sprachen mit ihm.

An die Spitze, weit nach unten und wieder zurück – so lässt sich die Karriere von Giovanni Zarrella grob zusammenfassen. Auf große Erfolge mit der Castingband Bro’Sis („I Believe“) folgten nach deren Auflösung 2006 einige Solo-Flops und die Teilnahme an TV-Dokus wie „Jana Ina & Giovanni – Wir sind schwanger“. Die Idee, deutsche Schlagerhits auf Italienisch einzusingen, katapultierte den 42-Jährigen jüngst aber wieder auf Chartplatz eins. Über das Erfolgsalbum „Ciao!“, die Liebe der Deutschen zum Italo-Pop und Tour- sowie Fernsehpläne sprach Zarrella mit Patrick Friedland.

Sie traten zuletzt sehr spontan bei einer Hochzeit in Ahrweiler als Überraschungsgast auf – wie war es?

Giovanni Zarrella: Schön war es, wirklich sehr schön. Eine total spontane Aktion. Ich bin angeschrieben worden von der Trauzeugin und dachte mir dann, komm, das machst du. War nicht das erste Mal, vor zwei Jahren hatte ich das in Köln schon mal gemacht. Wenn es zeitlich passt und man in der Nähe ist, bricht sich keiner einen Zacken aus der Krone, mal hinzufahren.

Kann es sein, dass Ihr Postfach seitdem mit weiteren derartigen Anfragen überquillt?

Es ist wirklich brutal. Ich habe seitdem 50, 60, 70 Anfragen bekommen. Geburtstage, Jubiläen, Goldene Hochzeiten – ich kann mir jetzt aussuchen, wo ich hingehe (lacht). Ich habe aber auch eine Schwäche für Hochzeiten und Hochzeitssänger, schaue mir deren Seiten auf Instagram an. Es ist schön, wenn Menschen für Menschen singen, die gerade ihren schönsten Moment im Leben haben.

Sie waren gerade auf Open-Air-Tour und spielten erste Konzerte ohne Corona-Maßnahmen – wie ist die Gefühlslage?

Soweit gut. Ich kann endlich wieder raus und die Menschen haben es verdient, dass sie wieder eine Ladung Unterhaltung und Kultur bekommen. Wir kämpfen aber immer noch mit Corona-Auswirkungen. Ständig ist man mit Absagen von Kollegen aus der Band, von der Technik oder dem Licht beschäftigt. Wir sind noch nicht über den Berg, aber sind insgesamt flexibler und vertrauter mit diesen Situationen.

„Ich hatte mich schon damit abgefunden, keine Musik mehr zu veröffentlichen“

In der jüngeren Vergangenheit waren Sie mehr im Fernsehen als auf Bühnen zu sehen – was ist Ihnen lieber?

Das haben mich Familie und Freunde auch schon öfter gefragt. Ich muss ehrlich sagen: Ich habe mit der Sendung großes Glück, es ist quasi die Erfüllung eines Künstlertraums. Ich kann selber eine Show moderieren, tolle Kolleginnen und Kollegen einladen. Nehmen wir die Ausgabe im April. Da kamen Roland Kaiser, Michael Bublé, Andrea Berg, Maite Kelly, Kerstin Ott, Nino de Angelo, Wincent Weiss – eine irre Auswahl an so verschiedenen Künstlerinnen und Künstlern. Hätte ich ein anderes Format im Fernsehen, zum Beispiel eine Quizshow, ohne Bezug zur Musik, wäre mir die Livemusik sicher lieber. So kann ich aber guten Gewissens sagen, dass ich beides gleich liebe.

Woher kam die Idee für die Alben „Ciao“ und „La vita è bella“?

Ich hatte mich schon damit abgefunden, keine Musik mehr zu veröffentlichen. Die Musik, die ich nach Bro’Sis gemacht habe, lief einfach so durch und hatte beim Publikum keinen Anklang gefunden. Zufällig traf ich eines Tages einen Produzenten, der meinte, dass ich die Musik machen müsste, die man mir abnimmt und glaubt. Er fragte: Wer bist du denn?

Und, wer sind Sie?

Ich dachte lange nach und dachte dann: Ich bin ein Italo-Schwabe, der die italienische und deutsche Kultur liebt, diese verbindet und auch versucht, so seine Kinder zu erziehen. Darauf meinte der Produzent, dass ich das auf ein Album bringen müsste. Wir spielten lange mit Ideen und kamen dann darauf, bekannte deutschen Titel mit der schönen Sprache Italiens zu paaren. Eigentlich kann ich bis heute nicht glauben, dass das so eingeschlagen ist.

Profitieren Sie von einer Marktlücke, weil es zuletzt nicht so viel erfolgreiche italienischsprachige Musik in Deutschland gab?

Ganz klar nein. Ich glaube eher, dass es eine Mischung aus Fernweh und einer gewissen Nostalgie bei den Leuten ist, schöne Erinnerungen an die großen Hits der damaligen Italo-Pop-Welle in den 80ern aufkommen. Da kam so viel rüber, das wahnsinnig erfolgreich war. Ricchi E Poveri, Umberto Tozzi, Adriano Celentano und viele andere.

Glück im Job wie in der Liebe: Jana Ina und Giovanni Zarrella.
Glück im Job wie in der Liebe: Jana Ina und Giovanni Zarrella. © FUNKE Foto Services | Jörg Krauthöfer

Können Sie uns hierzulande unbekannte Nachwuchs-Acts aus Italien empfehlen?

Ich bin großer Fan von Ultimo. Der ist Mitte 20 und füllt in ganz Italien schon Stadien mit 60, 70.000 Menschen, ein Gigant. Sehr interessant ist auch Baby K, die macht Latin-Pop. Quasi die italienische Pietro Lombardi … (lacht). Italien hat momentan wieder einen Lauf, das sah man ja auch mit dem ESC-Sieg von Måneskin.

„Die Märkte in Deutschland und Italien sind total verschieden“

Wie sind denn die Reaktionen in Italien auf Ihre Musik?

Letztens war ich bei Michelle Hunziker in einer Show zu Gast und habe da ein paar Songs vorgestellt. So richtig viel habe ich im italienischen TV aber noch nicht gemacht. Das einzige Feedback bekomme ich von meinen Familienmitgliedern, Freunden und Bekannten dort.

Woran liegt das?

Die Märkte und die Sounds sind total verschieden. Es ist auch nicht so einfach, Musik international zu verbreiten. Da müsste sich meine Plattenfirma bei der italienischen Abteilung melden, die müssten das Thema Zarrella dann spielen wollen und Strategien entwickeln. Man kann nicht einfach nur CDs rüberschicken und dann läuft alles von alleine, so funktioniert es nicht. Es ist aber auf jeden Fall ein Wunsch von mir, das mal anzugehen.

Ist denn ein drittes Album mit dem Konzept geplant?

Erstmal erscheint am 19. August „Per Sempre“ mit italienischsprachigen Versionen großer internationaler Hits. Mit drauf ist zum Beispiel „Angels“ von Robbie Williams oder „The Winner Takes It All“ von Abba. Ich weiß nicht, ob das der Abschluss dieses Konzepts wird, es ist jetzt jedenfalls der nächste Schritt.

Was dürfen die Fans denn auf der Tour im September erwarten?

Die fantastische neunköpfige Liveband aus meiner TV-Show, mit Bläsern und Backgroundsängern und Rhythmuskapelle. Ich werde natürlich Songs meiner drei Alben singen, aber auch wichtige Lieder italienischer Geschichte wie „Azzurro“, „Volare“ oder „O sole mio“. Das gehört zu Italien, das gehört zu mir. Auch einen Titel von Eros Ramazotti möchte ich dabei haben. Songs, die ich schon als Kind in Mamas und Papas Pizzeria gehört habe. Ich wünsche mir, dass es sich für die Fans nicht wie eine Aneinanderreihung von Titeln anfühlt, sondern wie ein Kurzurlaub in Italien.

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Bro’Sis fällt raus?

Einen kleinen Schlenker dahin möchte ich auch machen. (lacht) Es war ein ganz wichtiger Teil meines Lebens, für den ich bis heute dankbar bin.

Ist Ihnen eigentlich bewusst, dass es vom ersten bis zum zweiten Nummer-eins-Album mit Ihrer Beteiligung 19 Jahre gedauert hat?

Es ist schon verrückt. Ich habe neben meinem Büro einen Raum mit all den Erinnerungen an die letzten Jahre. Da hängt die Bro’Sis-Platte von 2002 jetzt neben der „La vita è bella“. Dass da fast 20 Jahre zwischenliegen, ist einfach nur der Beweis dafür, dass man nie aufhören darf, an sich zu glauben. Das klingt jetzt total kitschig, aber es ist wirklich so. Wenn du aufgibst oder nicht mehr alles gibst, hängt die zweite Nummer eins dann nicht mehr da.

„Wir bei Bro’Sis haben alle noch Kontakt“

Sind Sie gerade auf dem Höhepunkt Ihrer Karriere?

Ich bin auf jeden Fall auf dem Höhepunkt meines Glücks. Ich fühle mich sehr erfüllt, habe Frieden geschlossen mit den negativen Gedanken, die mich begleiteten, weil ich als Solokünstler eben erst doch nicht den Erfolg hatte wie mit der Band. Jetzt sehe ich, dass es auch Interesse an mir gibt, das ist ein sehr schönes Gefühl.

Gab es Reaktionen der Bro’Sis-Mitglieder?

Es kam von allen ein „Glückwunsch“, die freuen sich sehr für mich. Wir haben alle noch Kontakt, mal mehr, mal weniger, treffen uns hier und da auf einen Kaffee. Alle Mitglieder sind und bleiben mir sehr wichtig.

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Wie steht es um Ihre TV-Pläne, wann gibt’s die nächste große Show?

Die kommt am 6. August im ZDF unter dem Titel „Giovanni Zarrella präsentiert 30 Jahre Andrea Berg“, das wird ihr Bühnenjubiläum, ein Stadion-Open-Air aus ihrer Heimat Aspach. Anfang November gibt es die nächste Ausgabe der „Giovanni Zarrella Show“.

>>> INFO: Giovanni Zarrella auf Tour + neues Album

Termine: 22.9. Oberhausen (Rudolf Weber-Arena), 25.9. Düsseldorf (MItsubishi Electric Halle). Karten ab ca. 56 €.
Das neue Album „Per Sempre“ erscheint am 19. August, auch als limitierte Fanbox mit einem T-Shirt. Alle Infos auf giovanni-zarrella.de.