Essen. Mit ihrem neuen Album will Maite Kelly ganz nach oben in den Charts – und diesmal könnte es klappen.

Ganz in Weiß präsentiert sich Maite Kelly den Fans auf dem Cover ihres neuen Albums. Zwar ohne Blumenstrauß, dennoch könnte man die Optik als visuelles Zitat des Jahrhundertschlagers von Roy Black verstehen – und damit als Bekenntnis zu jenem Genre, dem der zweitjüngste Spross der Kelly-Family seine enorm erfolgreiche Solo-Karriere verdankt. Der Deutsche Schlager, in seiner modernen und derzeit so angesagten Form, ist und bleibt auch auf „Hello!“ die künstlerische Heimat der 41-Jährigen.

Maite Kelly hat für „Hello!“ 50 Songs komponiert

Dass die Plattenfirma im Werbetext zum neuen Werk die abwechslungsreiche „musikalische Farbwelt“ ihrer Künstlerin preist und neben Disco und Pop gar Chansons auf dem neuen Album entdeckt haben will – geschenkt! Hier schlagern die Synthies vom ersten Takt im formatierten Genresound und der Rhythmus ist einmal mehr der, bei dem man mitmuss. Das soll nun aber nicht abwertend klingen – die Produktion ist perfekt und etwas Abwechslung gibt’s ja auch, in Grenzen natürlich.

Lobgesang auf den Deutschen Schlager

Ganze 50 Songs hat Maite Kelly im Vorfeld der Aufnahmen geschrieben, so heißt es. Zwölf haben’s aufs Album geschafft. Einer davon durfte bereits als Vorabsingle im Januar das Maite-Kelly-Jahr einläuten. Als Quasi-Titelsong eröffnet „Einfach Hello“ nun auch das neue Album – und ist dabei ebenfalls Bekenntnis und Lobgesang auf den Deutschen Schlager.

Wie Adel Tawil, aber besser

Die Sängerin und ihr Team bedienten sich beim Texten eines Kniffs, mit dem in der Popgeschichte auch schon so manch anderer ökonomisch das Papier gefüllt hat. „Marmor, Stein und Eisen bricht“ reimt sich bei Maite Kelly auf „Liebeskummer lohnt sich nicht“, der „Zug nach Nirgendwo“ auf „Ti Amo“ – der komplette Text besteht aus Titeln bekannter Schlager. Zuletzt hatte sich Adel Tawil 2013 bei „Lieder“ des charmanten Textklaus bedient. Das war außerordentlich erfolgreich, aber auch etwas holprig („Ich will ein Feuerstarter sein“). Bei Maite Kelly gelingt das Lyrik-Recycling viel besser – logisch, sie muss ja auch nichts übersetzen. Das Resultat ist ein Hit für den Discofox-Floor und gleichzeitig eine Hommage an die Kollegenschaft.

Roland Kaiser als Karrierekick

Drafi Deutscher, Christian Anders, Howie Carpendale und viele weitere werden in „Einfach Hello“ zitiert. Selbstverständlich auch Roland Kaiser, mit dem Maite Kelly seit sieben Jahren ein besonderes Band eint. Ihrem gemeinsamen Duett „Warum hast du nicht nein gesagt“, das 2014 auf Kaisers Album „Wie ich bin“ erschienen ist, verdankt Maite Kelly überhaupt erst ihren Durchbruch im Schlagergeschäft. Als Single verkaufte sich der Song aus der Feder der Sängerin bis heute über 400.000, das Video dazu wurde über 130 Millionen Mal angeklickt. Und während Maite Kellys erstes Schlageralbum noch in unteren Chartsregionen dümpelte, ging’s nach der Kaiser-Kollabo steil nach oben: Ihr nächstes Album „Sieben Leben für dich“ (2016) stieg auf Platz acht der Charts, „Die Liebe siegt sowieso“ (2018) auf Platz drei.

Passend zum EM-Jahr: Liebeslied für Fußballfans

Da müsste nun doch der Spitzenplatz fällig sein, möchte man meinen. Schließlich kann sich die irische Schlagersängerin als DSDS-Jurorin über mangelnde Medienpräsenz nicht beklagen. Auf „Hello!“ liefert sie dazu ab, was die Fans im Herzen trifft und auf die Tanzflächen treibt. Letzteres etwa mit „Was wäre wenn“ mit Eurodance-Anmutung oder bei „Du gewinnst“ fußballmetaphorisch: Der „Elfmeter mitten ins Herz“ passt ja ganz gut ins EM-Jahr. Dass Frau Kelly zweifellos schön singen kann, ist besonders hilfreich, wenn das Tempo rausgenommen wird. „Von Mal zu Mal“ liefert dabei als blitzsauberer Balladen-Schmachtfetzen auch lyrisch Weisheiten, an denen kaum zu rütteln ist: „Das Leben haut dich manchmal um, und oft weißt du nicht mal warum“.

Karaokeversionen für die Fans

Im Spätherbst will Maite Kelly mit den neuen Songs dann auch wieder live vor Publikum reüssieren. Gut möglich, dass bis dahin genug Schlagerfans geimpft sind. Wer mag, kann schon mal die Stimmbänder vorwärmen: Die limitierte Fanbox des neuen Albums enthält neben Armbändchen, einem Visitenkarten-Etui und dem dreiteiligen Postkarten-Paravent zum Hinstellen auch ein „Kellyoke“-Album mit zehn Maite-Playbacks zum Selbersingen.

Konzerttermine: 3.11. Oberhausen (König-Pilsener-Arena), 27.1. Dortmund (Westfalenhalle), 2.2. Köln (Lanxess Arena). Karten gibt’s ab ca. 40 € unter 0201/ 804 6060 sowie auf www.ruhrticket.de.