Essen. Michael Bublé veröffentlicht neues Album „Higher“. Warum es besonders ist und wieso sein Sohn mehr Taschengeld bekommt, verriet er im Interview

Genüsslich nippt Michael Bublé an seinem Kaffee. Mittlerweile kann er neuen Album-Veröffentlichungen entspannter entgegenblicken. Aber dennoch freut sich der 46-Jährige ganz besonders über „Higher“.. Im Interview mit Kirsten Gnoth sprach der Swing-Musiker darüber, warum es sein bestes Album ist, wie die Zusammenarbeit mit Paul McCartney war war und und was eine Eishockey-Fläche in seinem Keller zu suchen hat.

Sie haben gesagt, dass es das beste Album ist, das Sie je aufgenommen haben. Was macht Sie da so sicher?

Micheal Bublé: Ich gehe sogar soweit und sage, dass ist eines der besten Alben seiner Art – wenn nicht das beste Album seiner Art. Es ist beinahe makellos. Jeder Song, den ich auf dem Album haben wollte, hat ein zu Hause gefunden und jeder noch so ehrgeizige Ansatz hat geklappt. Wenn ich mir „Crazy“, das Duett mit Willie Nelson anhöre, klingt es genauso wie ich es mir erhofft hatte. Ich habe schon lange nicht mehr solche Songs geschrieben.

Bei einigen dürften die Aufnahmen durch Corona erschwert worden sein – gerade wenn ganze Orchester zu hören sind.

Ja, es war lange nicht klar, ob alle zusammen spielen können und ob die Songs überhaupt so aufgenommen werden können. Gerade „Smile“, an dem 60 Musiker beteiligt sind. Aber es hat geklappt. Nun höre ich das Album und bin unglaublich stolz darauf. Ich weiß ehrlich gesagt auch nicht, wie ich jemals wieder solch ein fantastisches Album machen soll.

Sie haben nicht nur mit Willie Nelson, sondern auch mit Paul McCartney gearbeitet. Wie war das?

Es war großartig. Er ist großzügig, nett, geduldig – und hey, er ist ein Beatle. Mehr muss gar nicht gesagt werden. Ich glaube, viele Menschen fangen aber jetzt erst an, noch ein bisschen genauer hinzuschauen und stellen fest, dass Paul McCartney noch besser ist, als wir es uns vorgestellt haben.

Der Song „My Valentine“ ist ein ganz besonderer, oder?

Ja, weil ich gemerkt habe, wie viele Gefühle Paul damit verbindet. Er hat den Song für seine Frau geschrieben. Das Management von Paul hat uns den Song angeboten und gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, ihn zu singen. Ich habe proaktiv eine Version in meiner Garage aufgenommen und sie ihnen geschickt. Daraufhin hat er mich angerufen. Den Anruf werde ich nie vergessen (lacht).

Arrangiert hat den Song Nicholas Jacobson-Larson, mit dem Sie öfter zusammengearbeitet haben.

Ja, er war der Protegé von John Williams. Der dürfte vielen von den Melodien verschiedenster Filme bekannt sein. „Indiana Jones“ zum Beispiel (stimmt die Titelmelodie an und lacht). Nicholas hat das Orchester auch für „Higher“ und „Smile“ arrangiert. Ob es nun Nicholas Jacobson-Larson, Sir Paul McCartney und Willie Nelson ist – ich habe nicht wegen ihrer Namen mit ihnen zusammengearbeitet, sondern weil sie verdammt gut in dem sind, was sie machen.

Das dürfte auch als Kompliment für Ihren Sohn gelten, mit dem haben Sie auf dem Album ebenfalls zusammengearbeitet, oder?

Wir waren im Bad und ich habe den Kindern Shampoo gegeben. Mein achtjähriger Sohn sagte plötzlich er habe einen Song geschrieben und fing an, „Higher“ zu singen. Also die Zeile „when you go low, and I get higher“. Im Studio habe ich es dann vorgesungen und alle fanden es toll. Uns war klar, dass es ein Hit werden würde und plötzlich habe ich Panik bekommen. Ich habe Noah angerufen und ihn fünf mal gefragt, ob er es auch nirgendwo anders vorher gehört hat. Er hat sich dann ans Piano gesetzt und den Song gespielt – einfach so. Dieses Kind wird mal viel besser sein, als ich es je werden könnte.

Als Co-Writer müssen Sie nun sein Taschengeld aufstocken.

Ich habe ihm gesagt, dass er damit bestimmt eine Menge Geld verdienen wird, wenn der Song ein Hit wird. Natürlich habe ich ihm vorgeschlagen das Geld fürs Collage zurückzulegen. Er hat nur verneint und gesagt, dass er das Geld lieber für Süßigkeiten ausgeben möchte (lacht).

Ein weiteres Lied auf dem Album ist „Smile“. In dem geht es darum in dunklen Zeiten ein Lächeln zu bewahren. Was bedeutet Ihnen „Smile“?

Es bedeutet mir sehr viel. „Smile“ war der erste Song, an dem ich für das Album gearbeitet habe. Die Inspiration für den Song kam von Captain Tom, der während der Pandemie angefangen hat, mit dem Rollator im Garten Runden zu drehen. Mit der Aktion hat er im Alter von 99 Jahren Spendengelder für den staatlichen Gesundheitsdienst NHS in Großbritannien gesammelt. Die Geschichte hat mich so gerührt, dass ich für ihn den Song aufgenommen und ihm geschickt habe. Nur für ihn. Später habe ich dann daraus den Song für das Album gemacht, weil er so gut beschreibt, durch welche Phase die Welt in den letzten Jahren gegangen ist. Man ist verletzt, am Boden zerstört – aber man darf nie aufhören, dankbar für die Dinge zu sein, die man hat, nach vorne zu schauen und zu lächeln.

Zwischen dem letzten Album „Love“ und nun „Higher“ liegen vier Jahre. Haben Sie sich absichtlich die Pause gegönnt?

Ich wollte eigentlich gar nicht so lange warten. Aber zum einen habe ich meinen Sohn beim Kampf gegen den Krebs unterstützt und zum anderen kam die Pandemie dazwischen. Ich habe versucht ein neues Album aufzunehmen, allerdings ging es am Anfang wegen Corona gar nicht.

Zwar unterstützt Sie in vielen Dingen sicherlich auch ein Team, aber eigentlich sind Sie eine Ein-Mann-Show, oder?

Es ist viel Arbeit, besonders die Öffentlichkeitsarbeit. Bands können sich aufteilen – ich mache das alles allein. Aber ich möchte mich nicht beschweren. Uns geht es allen gut, ich liebe das, was ich mache und ich kann es nicht erwarten, die Früchte meiner Arbeit und die der anderen Musiker zu ernten.

Sie sind schon 20 Jahre im Musikgeschäft. Verspüren Sie immer noch den gewissen Druck wenn es um ein neues Album und die Promo dafür geht?

Es ist einfacher geworden. Ich habe mehr Erfahrung aus der ich schöpfen kann. Früher hatte ich immer Angst, Promo zu machen. Heute finde ich Spaß daran. Ich darf rausgehen und mit Menschen über das neue Album sprechen – nicht ich muss rausgehen. Meine Kinder sollen eigentlich nicht mitbekommen, dass die Arbeit so leicht ist und Spaß macht (lacht). Aber sie ist es und ich liebe jede einzelne Sekunde.

Ihre harte Arbeit hat Ihnen allerdings etwas ermöglicht, dass durchaus auch für Spaß sorgt: Sie haben eine Eishockey-Spielfläche im Keller. Warum?

Ich bin so kanadisch (lacht). Es war einfach mein Traum und ich liebe diesen Sport sehr. Aber meine Frau ist Argentinierin, also haben wir auch ein Fußballfeld im Vorgarten.

Trainieren Sie heimlich im Keller, um doch noch Eishockey-Star zu werden?

Ein meiner Fantasiewelt habe ich mir das schon vorgestellt. Aber ich glaube, dass kein Team einen 46-jährigen Späteinsteiger mehr nehmen würde. Bis es soweit ist, kann man mich mit meinem Gehstock aufs Eis schubsen.